Erneut kündigt eine große Handelskette den Rückzug aus den Innenstädten an, betroffen vom Ende der Firma GRAVIS ist auch Osnabrück
Im vergangenen Jahr kündigte die Computerhandelskette Gravis noch ein komplettes Re-Design ihrer Shops an, am Freitag erfolgte die überraschende Ankündigung, sich komplett aus dem Einzelhandel zurückzuziehen. Knapp 40 Filialen in Deutschland, darunter auch die Filiale in der Herrenteichsstraße (nahe Nikolaiort) sind betroffen.
Gravis bislang einer der wichtigsten Partner von Apple in Deutschland
Das in Berlin ansässige Unternehmen Gravis, das seit 2013 unter der Leitung des Telekommunikationsanbieters Freenet stand, hat in den vergangenen Jahren als einer der wichtigsten Reparatur- und Servicepartner von Apple in Deutschland fungiert. Trotz mehrfacher Versuche, das Unternehmen durch neue Konzepte, Investitionen in ein frisches Corporate Design und Fokussierung auf Apple-Produkte zu revitalisieren, hat Freenet beschlossen, das Ruder herumzureißen und Gravis aufzugeben. Nach 38 Jahren erfolgreicher Geschäftstätigkeit sieht sich Gravis mit unüberwindbaren Herausforderungen konfrontiert, die ein Weiterführen des Betriebs unmöglich machen.
Nach Corona erholte sich der Verkauf im Einzelhandel nicht
Als primäre Ursachen für die finanziellen Schwierigkeiten nennt Gravis in einer auf der Plattform Computerbase veröffentlichten Erklärung, den zunehmenden Wettbewerb durch den Online-Handel sowie die langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf den stationären Handel. Ein weiterer kritischer Punkt war das restriktive Konditionsmodell von Apple, das Gravis zufolge keine wirtschaftlich tragfähige Fortführung des Geschäfts erlaubte. Trotz der Tatsache, dass Apple traditionell nur geringe Gewinnmargen auf seine Produkte gewährt, wurden diese in den letzten Jahren offenbar weiter reduziert, was die finanzielle Lage von Gravis zusätzlich verschärft hat.
Vor einem Jahr verbannte GRAVIS das Bargeld aus den Stores
Aktuell gibt es noch keine konkreten Angaben dazu, wie lange Gravis seine Geschäfte weiterführen wird. Die Planungen für die Schließung der stationären Geschäfte sind noch im Gange. Unbekannt ist auch ob und wie der Versandhandel von Gravis betroffen sein wird. Im vergangenen Jahr hatte Gravis noch versucht, durch Gespräche mit potenziellen Partnern und die Zusammenlegung von Geschäften eine Lösung zu finden, allerdings ohne Erfolg. Trotz erheblicher Investitionen in das neue Store-Konzept, die Einführung ausschließlich bargeldloser Bezahlmethoden und umfassende Marketinganstrengungen, einschließlich eines vollständigen Redesigns der Marke und des Online-Auftritts, konnte der erhoffte Erfolg nicht realisiert werden.
Offenlegung
HASEPOST-Herausgeber Heiko Pohlmann war während seines Studiums einer der ersten Angestellten des Gravis-Stores in Hannover. Ihn verbindet auch darüber hinaus viel mit dem Unternehmen, denn Gravis-Gründer Archibald Horlitz war lange Jahre Gesellschafter der osna.com GmbH, von der die HASEPOST verlegt wird.
Horlitz, der zwischenzeitlich Präsident des Fußballvereins SV Babelsberg 03 war, ist nach dem Verkauf an Freenet nicht mehr an Gravis beteiligt und inzwischen als Tech-Investor tätig.