Wann ist man ein waschechter Osnabrücker oder eine richtige Osnabrückerin? Reicht ein Eintrag im Personalausweis des neuen Bundeskanzlers, damit die Bürger der Hasestadt frohlocken können „wir sind Bundeskanzler“?
Wenn es um den frisch ins Kanzleramt gewählten Olaf Scholz geht, dann gibt es tatsächlich nur sehr wenig, was ihn mit der Hasestadt Osnabrück (ohne „n“) verbindet, aber vieles, was ihn an die Hansestadt Hamburg bindet.
Was den Eintrag im Personalausweis angeht, kann Olaf Scholz eindeutig punkten. Glaubt man allerlei Presseberichten und dem Wikipedia-Eintrag zu dem 63-jährigen SPD-Politiker, dann wurde er am 14. Juni 1958 in der Hasestadt geboren.
Scholz wurde nicht mit Hasewasser getauft
Mit Hasewasser wurde er allerdings nicht getauft. Die Taufe soll bereits in Hamburg stattgefunden haben, in der evangelischen Christianskirche in Hamburg-Ottensen. Der jetzige Bundeskanzler trat irgendwann aber aus der evangelischen Kirche aus und ist soweit bekannt konfessionslos, weswegen er bei seinem Amtseid auch auf Gottes Hilfe verzichtete.
Vom jetzigen Hasepark an den Elbstrand
Über seine Eltern ist bekannt, dass sie mit ihrem Ältesten im Schinkel wohnten, nicht unweit des jetzigen Haseparks, der damals noch Industriestandort war und wo Stahl gekocht wurde. Auch der ein Jahr nach Olaf geborene zweite Sprössling der Familie Scholz, Sohn Jens, wurde 1959 noch in Osnabrück geboren, der jüngste Bruder Ingo schon nicht mehr.
Vater Scholz zog es als Handelsvertreter an die Elbe. Dem Vernehmen nach soll Olaf da drei Jahre alt gewesen sein. Sicher ist Olaf Scholz in den vergangenen sechs Jahrzehnten dann noch ein paar Mal in Osnabrück gewesen, trug sich als Erster Bürgermeister der Hansestadt Hamburg sogar ins Goldene Buch der Stadt Osnabrück ein.
Kurz vor der Bundestagswahl durchsuchte die Osnabrücker Staatsanwaltschaft das Scholz-Ministerium
Neben dieser schriftlichen Hinterlassenschaft im Gästebuch der Stadt, dürfte die Staatsanwaltschaft Osnabrück deutlich mehr Einträge unter dem Namen Olaf Scholz haben.
Wegen angeblicher Nachlässigkeiten bei der Verfolgung von Geldwäschedelikten wurde auf Betreiben der hiesigen Staatsanwaltschaft noch kurz vor der Bundestagswahl das seinerzeit von Scholz verantwortete „Finanzministerium durchsucht.
Trotz weiterer Verwicklungen, u.a. in den Fall des Unternehmens Wirecard und einem Skandal rund um die in Scholz eigentlicher Heimatstadt Hamburg reichlich für die SPD spendende Warburg-Bank, schaffte Olaf Scholz es als zumindest gebürtiger Osnabrücker in das nach dem Bundespräsidenten (als Staatsoberhaupt) sowie dem Bundestagspräsidenten immerhin dritthöchste Amt der Republik. An den deutlich enger mit Osnabrück verbundenen und ebenfalls gebürtigen Osnabrücker Christian Wulff reicht Scholz mit seinem neuen Amt nicht heran, der war als Bundespräsident von 2010 bis 2012 der „erste Bürger“ der Bundesrepublik.