Nachdem der CDU-Fraktionsvorsitzende Fritz Brickwedde zum Wochenende die Osnabrücker SPD und den Düsseldorfer Investor an ihr Versprechen erinnerte, noch in diesem Herbst mit dem Abriss der Wöhrl-Ruine zu beginnen (HASEPOST berichtete), waren die Reaktionen der Angesprochenen recht unterschiedlich.
Während Frank Hennig, Chef der SPD-Ratsfraktion, deutliche Worte in einer Stellungnahme findet (siehe weiter unten), entschied man sich in der Düsseldorfer Niederlassung des global agierenden Unibail-Rodamco Konzerns lieber überhaupt nicht mit der Presse zu sprechen.
Weiterhin wartet unsere Redaktion auf die Antwort auf eine am vergangenen Freitag gestellte Anfrage.
Diese Woche keine Zeit für Osnabrück – vergangene Woche gemeinsam mit dem Stadtbaurat auf dem Podium in Soltau
Verwundert zeigte sich der Osnabrücker Kaufmann und Center-Gegner Franz-Josef Westerholt (Prelle) am Freitagabend, als er durch unsere Redaktion erfuhr, dass das für diese Woche geplante nächste Treffen des Neumarkt-Beirats durch die Stadtverwaltung “nach Rücksprache” mit dem für Osnabrück zuständigen Manager des Investors Björn Reineking abgesagt und auf Ende Februar 2016 verschoben wurde.
Sowohl der Investoren-Vertreter als auch der oberste städtische Bauherr, Stadtbaurat Frank Otte, hatten hingegen keine Terminprobleme am vergangenen Dienstag in Soltau gemeinsam auf dem Podium einer nicht-öffentlichen Veranstaltung zu sitzen, zu der die Immobilien-Zeitung eingeladen hatte.
Auf Nachfrage konnte uns Frauke Jahn, die für die Pressearbeit der “Handels-Dialog Niedersachsen” getauften Veranstaltung zuständig ist, keine weiteren Informationen zu dem laut Agenda gemeinsamen Vortrag von Investor Reineking und Verwaltungsmitarbeiter Otte geben.
Anders als bei anderen Teilnehmern, gab es für diesen Vortrag keine Freigabe diesen an die Presse weiterzugeben, so die Auskunft des Veranstalters. Die Teilnahmegebühr an der Veranstaltung betrug stolze 1.297,10 Euro.
Immerhin der Titel des Vortrags ist bekannt, er lautete: “Innovation für Innenstadt und Handel – Aussichten auf ein Innenstadtjuwel”.
Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Hennig hält das geplante und vielfach verschobene Einkaufszentrum am Neumarkt immer noch für ein Juwel.
Henning (SPD) rechnet mit der CDU ab
„Nicht rot-grün ist blamiert, sondern die CDU“, so Henning in einer heute veröffentlichten Erklärung. Und weiter: “Was ist bloß aus der einstigen „Wirtschaftspartei“ CDU geworden?”
Der oberste Sozialdemokrat im Osnabrücker Stadtrat findet es “peinlich, wie die CDU versucht jeden Strohhalm zu greifen, um das für die Stadtentwicklung, aber auch für die wirtschaftliche Entwicklung Osnabrücks so wichtige Projekt wie die Umgestaltung des Neumarkts und den damit verbundenen Bau des Einkaufscenters zu diskreditieren”, so Frank Henning in seiner Stellungnahme zur Pressemitteilung der CDU von Freitag, in der Fritz Brickwedde daran erinnerte, dass die Bauarbeiten für das Einkaufszentrum nach Hennings Aussagen bereits diesen Herbst beginnen sollten.
Einkaufszentrum ist die “größte Einzelinvestition” seit 1945
„Bei dem geplanten Bau des Einkaufszentrums handelt es sich mit 150 Mio. Euro um die größte Einzelinvestition eines Investors in Osnabrück seit 1945. Wir rechnen mit Folgeinvestitionen von 70 Mio. Euro im Umfeld des Neumarkts, weil der Druck auf Eigentümer in Centernähe steigen wird, ebenfalls zu modernisieren, wenn das EKZ erst einmal gebaut ist und attraktive Mietflächen anbietet“, so Henning.
„Im Kern geht es also um 220 Mio. Investitionssumme. Es sollen über 100 Läden mit Markenartikeln ins Center einziehen, davon müssen aufgrund des von rot-grün ausgehandelten Vertrages mindestens 50% der Ladenflächen und Marken neu sein, d.h., bisher nicht in Osnabrück angeboten worden sein“, führt Henning weiter aus.
Henning: Herbst kalendarisch erst am 22.12. zu Ende
„Unibail Rodamco Germany verhandelt zurzeit mit potentiellen Mietern, die nach Osnabrück kommen wollen. Abgesehen davon, der Herbst ist zumindest kalendarisch erst am 22.12. zu Ende, kommt die CDU-Kritik über den Baubeginn viel zu früh. Diese Kritik zeigt überdies, wie kleinkariert die CDU in Wahrheit ist. Anstatt Investoren in der Stadt zu begrüßen, werden den Investoren von der CDU permanent Steine in den Weg gelegt und der Wirtschaftsstandort Osnabrück schlecht geredet“, empört sich Frank Henning.
„Bei einem Projekt dieser Größenordnung ist es doch völlig normal, dass es zu Verzögerungen kommen kann. Das kleinkarierte, ständige Monieren und Lamentieren der CDU-Fraktion verdeutlicht einfach nur eins: Die CDU ist in katastrophaler Verfassung!“, so Henning. „Im Rat völlig isoliert, gibt sie ihr früheres Alleinstellungsmerkmal „Wirtschaftsfreundlichkeit“ völlig auf und überlässt dieses Feld der SPD. Auch der CDU-Oberbürgermeister, Wolfgang Griesert, habe sich bisher nicht als Wirtschaftsförderer, sondern zusammen mit seiner CDU-Fraktion eher als Bremser dieser positiven Entwicklung am Neumarkt hervorgetan“, bemerkt Frank Henning kopfschüttelnd.
Will die CDU ein Millionenprojekt “vor die Wand fahren”?
„Im Grunde können wir der CDU dankbar sein, dass sie so offen ihre Inkompetenz in Wirtschaftsfragen zur Schau stellt und allen Ernstes ein 150 Mio. Euro-Projekt wissentlich vor die Wand fahren will – einfach fahrlässig. Ob nun punktgenau im Herbst die Abrissbirne kommt, kann nicht entscheidend sein.
„Ich bin der CDU für diesen Kurs außerordentlich dankbar, denn Ansprechpartner für die Osnabrücker Wirtschaft und Investoren in dieser Stadt ist die CDU damit schon lange nicht mehr, weil Ihr die SPD auf diesem Politikfeld längst den Rang abgelaufen hat“, stellt Henning fest. „Wir reden mit der Wirtschaft und bereiten Investoren den Weg, statt kleinkarierte Gedankenspiele über Kalenderdaten anzustellen. Allein in dem neuen Einkaufszentrum werden bis zu 1000 Mitarbeiter beschäftigt sein. Wir finden, das ist eine tolle Entwicklung für Osnabrück, Schade, dass die CDU sich selbst ständig ins Abseits befördert als kleinkarierte Neinsager“, schließt Henning ab.
Stadtwerke planen weiter für das Einkaufszentrum
Nach uns vorliegenden Informationen eines Insiders, bereiten die Stadtwerke derzeit eine große Ausschreibung für die notwendigen Kanalarbeiten, in Zusammenhang mit dem Kaufhausneubau, vor. Zumindest von dieser Seite werden derzeit Bauarbeiten vorbereitet – während der eigentliche Bauherr schweigt und die Lokalpolitik sich streitet.
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