Deutschland hält einen traurigen Rekord: Wir sind Spitzenreiter im Produzieren von Verpackungsmüll. Mehr als 200kg verbraucht jeder Bürger im Durchschnitt im Jahr, deutlich mehr als unsere europäischen Nachbarn. Und wer glaubt, wir würden so viel recyclen, der irrt – lediglich 15% unseres Mülls werden wieder in neue Produkte überführt. Es ist deswegen wichtig, weniger Verpackungsmüll zu produzieren: Und da setzt das Konzept von „Tara – unverpackt genießen“ an.
Die „unverpackt-Bewegung“ kam vor etwa vier Jahren in Deutschland auf. Inzwischen gibt es rund 70 Geschäfte dieser Art, auch das von Sarah Karow-Lodter und Franziska Ohnheiser. Vor knapp zwei Jahren gründeten sie „Tara – unverpackt genießen“, das sich zentrumsnah am Wittekindplatz befindet. Dort bekommt man beinahe alle Dinge des täglichen Bedarfs – nur eben (fast) ohne Müll.
Wie funktioniert das „Unverpackt-Konzept“
Komplett ohne Verpackungen kommen die Produkte natürlich nicht aus, sonst könnte man sie ja nicht transportieren. Es geht vielmehr darum, dass Kunden für ihren Einkauf zum Beispiel Gläser, oder Papiertüten verwenden, die danach nicht im Mülleimer landen. Im Idealfall werden die Gefäße einfach selbst mitgebracht und zunächst gewogen. Dann kann nach Herzenslust eingekauft werden – egal ob Nudeln, Nüsse, Seife, Gemüse oder Reiniger. „Viele Kunden entdecken hier erst Alternativen zu den normalen Produkten. Wir haben zum Beispiel Zahnputztabletten, oder Strohhalme aus Edelstahl im Angebot“, erklärt die Gründerin. Ein Vorteil des Konzeptes: Oftmals sind die fertigen Pakete aus dem Supermarkt nicht die Menge, die man eigentlich benötigt. Nur um einen Kuchen zu backen braucht man zum Beispiel kein ganzes Kilo Mehl. Bei „Tara – unverpackt genießen“ können Kunden genau so viel mitnehmen, wie sie verbrauchen – das reduziert Lebensmittelverschwendung. Im Anschluss an den Einkauf wird das Gefäß erneut gewogen und dann der Inhalt bezahlt.
Regional und Bio
Doch was bedeutet das für den Preis? Kann man sich das regelmäßige Einkaufen dort überhaupt leisten? Die Antwort ist: Ja! Natürlich können Kunden keine Discounter-Preise erwarten, aber „Tara – unverpackt genießen“ ist auch nicht übermäßig teurer. Die Preise sind mit denen von Bio-Supermärkten vergleichbar; und dafür bekommen die Kunden auch diese Qualität. Alle Produkte sind Bio und wenn möglich regional. „Wir beziehen zum Beispiel unseren Quinoa von einem Hof im Münsterland“, sagt die Betreiberin Franziska Ohnheiser. Außerdem werden Obst und Gemüse nicht mit dem Transporter, sondern mit einem Lastenfahrrad eingekauft und ins Geschäft gebracht. Das schätzen die Kunden, die beinahe so unterschiedlich sind, wir das Sortiment. Neben Familien kommen auch Studenten, oder alte Leute, um ihren Wocheneinkauf zu erledigen. Das ist von den Betreiberinnen auch so gewollt, ihr Geschäft soll auch ein Treffpunkt für Jung und Alt sein. Auch das kleine Bistro über dem Geschäft mit warmer und kalter Küche, sowie Kuchen und Keksen lädt zum Austausch ein.
Fast ganz ohne Müll
Ganz ohne Verpackungsmüll kommt aber auch das Unverpackt-Geschäft nicht aus. Produkte wie Nudeln werden aber zum Beispiel in 5 Kilo, oder Gewürze in 1 Kilo Paketen geliefert. Außerdem wird darauf geachtet, dass nichts extra eingewickelt wird, was später als Abfall anfallen könnte. „Hier in Deutschland sind wie viel zu sehr auf das Recyclen konzentriert, dabei müssen wir schon viel früher ansetzten und gar nicht erst so viel Abfall produzieren“, erklärt Ohnheiser. Und mit einem Einkauf in einem Unverpackt-Geschäft kann jeder genau dazu beitragen.
Mehr Informationen zu den Öffnungszeiten und dem Sortiment finden sie hier.
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