Die Einbruchszahlen in Osnabrück haben sich seit 2016 mehr als halbiert. Die Polizei sieht die Einrichtung der „Zentralen Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchdiebstahl“ als wesentlichen Faktor und stellt deren Abschlussbilanz vor.
Im Oktober 2016 ging die Polizeidirektion Osnabrück neue Wege, um kriminelle Netzwerke mobiler Einbrecherbanden im Dreiländereck Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Niederlande aufzudecken und zu zerschlagen. Sie bekam den Zuschlag für ein auf drei Jahre ausgelegtes EU-Projekt, erhielt knapp 600.000 Euro Fördergelder aus dem europäischen Fonds „ISF“ und gründete die „Zentrale Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchdiebstahl“, kurz ZEG WED. Das Besondere an der „Sondereinheit“: Der innovative Ansatz aus konzentrierter grenzüberschreitender Analyse und operativer Auswertung in Kombination mit länderübergreifender Ermittlungsarbeit. Nach dreijähriger intensiver Arbeit stellte heute (24.09.19) Polizeivizepräsident Michael Zorn zusammen mit dem Leiter der ZEG WED, Jörg Bockstiegel, Jens Burrichter von der EU Agentur Europol sowie Dr. Alexander Retemeyer von der Staatsanwaltschaft Osnabrück, bei einer Pressekonferenz in Osnabrück die Abschlussbilanz der Ermittlungsgruppe vor. Dabei ging es auch um die Zukunft dieser Einheit und die Frage nach der künftigen Ausrichtung.
13 international agierende Banden zerschlagen
Im Ergebnis konnte die ZEG WED 13 international agierende Täterbanden zerschlagen – einschließlich der damit verbundenen kriminellen Netzwerke. Der materielle Wert des Stehlgutes liegt bei mehr als zwei Millionen Euro. Rund 350 Taten konnten aufgeklärt und 86 Tatverdächtige ermittelt werden. Insgesamt 38 Personen nahmen die Ermittler fest. Teilweise kam es bereits zu Verurteilungen von Mitgliedern der Einbrecherbanden mit zum Teil empfindlichen Freiheitsstrafen von über 5 Jahren. Michael Zorn: „Die Ermittlungserfolge zeigen, dass wir mit dem gewählten Ansatz aus grenzüberschreitender Analyse und Auswertung auf dem richtigen Weg sind und diesen konsequent fortsetzen werden.“ Zorn hob die hervorragende Zusammenarbeit mit den Netzwerkpartnern aus ganz Europa, allen voran Europol, sowie der Staatsanwaltschaft Osnabrück besonders hervor. Auch die große finanzielle Unterstützung durch Fördergelder der Europäischen Union stellte der Vizepräsident heraus, ohne die manche Dinge gar nicht realisierbar gewesen wären. Bei-spielsweise über die Hälfte der Fördergelder notwendig gewesen, um die entstandenen Dolmetscherkosten begleichen zu können, so Zorn.
Zahl der Einbrüche halbiert
Bemerkenswert: Die Zahl der Wohnungseinbrüche in der Polizeidirektion Osnabrück konnte in den letzten drei Jahren – seit Einrichtung der ZEG WED – um mehr als die Hälfte reduziert werden. Mehr noch: Die professionelle Arbeit der Analysten und Ermittler wird auch in Zukunft in einer ständigen Ermittlungsgruppe namens „Zentrale Ermittlungsgruppe Phänomene“, kurz ZEG Phänomene, dauerhaft, auch ohne EU-Fördergelder, fortgesetzt und somit fester Bestandteil der polizeilichen Arbeit in der Osnabrücker Direktion. Neu und in Niedersachsen einzigartig ist, dass neben der Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen nun auch flexibel und dynamisch auf weitere Kriminalitätsphänomene im Bereich der Eigentumsdelikte reagiert werden kann. Bei der Auswahl spielen Faktoren wie Bandenstruktur, Überregionalität, hohe Sozialschädlichkeit und Beeinträchtigung des Sicherheitsempfindens der Bevölkerung eine wichtige Rolle. Deshalb werden sich die Experten der „ZEG Phänomene“ ab Oktober 2019 auch mit Delikten zum Nachteil älterer Menschen, konkret mit dem Phänomen „Straftaten durch falsche Polizeibeamte“, befassen. Dabei stehen insbesondere organsierte Täterbanden im Fokus. Michael Zorn: „Wir wollen die organsierten Strukturen bei den Straftaten gegen ältere Menschen aufhellen und zerschlagen. Deshalb setzten wir in diesem Deliktsfeld einen weiteren Schwerpunkt.“ Allein die Entwicklung der Fallzahlen in Niedersachsen macht das Problem deutlich: Im Jahr 2013 gab es niedersachsenweit lediglich 49 Fälle mit einem Schaden von 35.000 Euro. 2018 waren es 4.235 Fälle mit einem Schaden von 4,7 Millionen Euro.
Europäische Zusammenarbeit und Förderung
Jörg Bockstiegel als Leiter der ZEG WED machte deutlich, dass erst durch die Konzentration von Ressourcen und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit die Erfolge der ZEG WED zustande gekommen seien. Gerade der Austausch und die Netzwerkarbeit auf internationaler polizeilicher und justizieller Ebene sei einer der Schlüssel zum Erfolg in den vergangenen drei Jahren gewesen. Jens Burrichter von Europol stellte heraus, dass die enge Kooperation mit Europol und der ZEG WED im Hinblick auf den europäischen polizeilichen Austausch und die Analyse von internationalen ermittlungsrelevanten Erkenntnissen und Informationen in den verschiedenen Mitgliedsstaaten zu überregional agierenden Täterbanden sich bewährt habe. Dieser europäische Austausch werde auch zukünftig fortgesetzt und weiter intensiveiert. Dr. Alexander Retemeyer sprach von den Synergieeffekten und Effizienzsteigerungen, die sich dadurch ergäben, dass sowohl Polizei als auch Staatsanwaltschaft in Osnabrück mit entsprechenden Schwerpunkteinheiten arbeiten. Somit sei auch in Zukunft eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft zu erwarten.
Auch andere Polizeiinspektionen profitieren von Ermittlungsarbeit
Michael Zorn erwähnte abschließend, dass von der Arbeit der Analysten der ZEG WED auch die Polizeiinspektionen im Emsland, Grafschaft Bentheim, Leer, Aurich, Emden und Wittmund, bei deren Ermittlungsarbeit profitierten. Ein weiterer Vorteil: Gewonnene Erkenntnisse über neuartige Vorgehensweisen der Täter könnten unmittelbar in die Präventionsarbeit der Polizei einfließen. Neben der Polizeidirektion Osnabrück waren die Bundespolizeidirektion Hannover, die Politie Eenheid Oost-Nederland und die Politie Eenheid Noord-Nederland Projektpartner in den letzten drei Jahren. Darüber hinaus bestand eine enge Kooperation mit den nordrhein-westfälischen Kreispolizeibehörden. Die Zusammenarbeit wird wegen der positiven Erfahrungen beidseits der Staaten- und Landesgrenzen auch in Zukunft fortgesetzt.