Monatelange Schließungen, zeitweise begrenzte Besucherzahlen und gleichzeitig hohe laufende Betriebskosten: Die Corona-Krise trifft die Bäder der Stadtwerke Osnabrück hart. In einer Online-Konferenz ziehen die Stadtwerke eine durchwachsene Bilanz für ihre Bäder- und Freizeitstandorte.
Im Frühjahr 2020 mussten die Stadtwerke Osnabrück das Schinkelbad, das Nettebad und das Moskaubad zum ersten Mal im Zuge der Corona-Pandemie schließen. Auch die E-Kartbahn „Nettedrom“ war betroffen. Die Wiedereröffnung im Sommer war durch begrenzte Besucherzahlen geprägt und ab dem 2. November ging es für die Freizeiteinrichtungen und Bäder der Stadtwerke erneut in den „Standby-Modus“ – doch die Betriebskosten laufen weiter. In einem Online-Pressegespräch ziehen Christoph Hüls (Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Osnabrück), Wolfgang Hermle (Leiter Bäder der Stadtwerke Osnabrück) und Michael Schrey (Leiter Freizeit der Stadtwerke Osnabrück) eine Bilanz für das Corona-Jahr 2020.
Kundenrückgang über 60 Prozent
„Ein Rekordjahr können wir auch dieses Mal verkünden, aber leider mit dem falschen Vorzeichen“, beginnt der Vorstandsvorsitzende Hüls das Pressegespräch. „Wir sind quasi Opfer unseres eigenen Erfolges; denn der Erfolg, den wir in den letzten Jahren hatten, war durch die überdurchschnittlich hohe Kundenanzahl geprägt.“ Im Jahr 2018 konnten die Stadtwerkebäder noch über 1,3 Millionen Besucher verbuchen, 2020 fällt die Zahl deutlich niedriger aus: nur 523.000 Kunden haben im Corona-Jahr das Schinkel-, Moskau- oder Nettebad besucht. Das entspricht einem Kundenrückgang von über 60 Prozent.
Fast Hälfte der Einnahmen weggebrochen
Dabei war das Nettebad im Januar und Februar 2021 noch auf Erfolgskurs: „Im Nettebad waren wir die ersten Monate vor dem Lockdown noch auf Rekordkurs und hatten besonders hohe Besucherzahlen“, berichtet Wolfgang Hermle. „Der Besucherabsturz hat uns hart getroffen.“ Die Sommermonate konnten den ersten Lockdown nicht ausgleichen, im Gegenteil: „Wir hatten bei der Öffnung erstmal sehr verhaltenen Besucherzuspruch. Wegen der begrenzten Kapazität konnten wir die Anzahl an Spitzenbesuchern aus den Vorjahren gar nicht erreichen.“ Im Jahr 2019 konnten die Stadtwerke Osnabrück mit ihren Bädern und Freizeiteinrichtungen Einnahmen von rund 9 Millionen Euro verbuchen. 2020 ist nahezu die Hälfte weggebrochen.
Laufende Kosten können kaum eingespart werden
Die jährlichen Fixkosten des Bäderbetriebs betragen etwa elf Millionen Euro, die Einsparung der laufenden Kosten ist kaum möglich. „Wir könnten durchaus das Wasser ablassen, die Temperaturen herunterfahren und alle Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken – aber die Folgen davon sind nicht absehbar“, verdeutlicht Hermle. Insbesondere die hygienischen und bautechnischen Folgen könnten einschneiden; das Wasser im Schwimmbecken befindet sich in einem geschlossenen Kreislauf und die Bausubstanz der Gebäude ist auf die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit eines Badegebäudes angepasst. Seit Dezember 2020 befinden sich nahezu 90 Prozent aller Mitarbeiter des Stadtwerke Bäder- und Freizeitbetriebs in Kurzarbeit.
Zweiter Lockdown als harter Einschnitt
Auch die Nettedrom Kartbahn hat ein sehr durchwachsenes Jahr erlebt: „Wir waren im Jahr 2020 weit entfernt von dem, was wir sonst an Besuchern hatten“, erzählt Michael Schrey. Auch hier war im Januar und Februar 2020 noch eine Rekordtendenz zu beobachten, die mit dem ersten Lockdown abrupt beendet wurde. „Während des Lockdowns haben wir ein dynamisches Hygienekonzept erarbeitet, um unsere Kunden schnell zurückzugewinnen.“ Dann lief der Betrieb vorerst sehr eingeschränkt, bis die Besucherzahlen in den späten Sommermonaten nochmal gesteigert werden konnten. „Dann kam der zweite Lockdown, der alle Kollegen in Kurzarbeit versetzt hat.“
Keine Öffnung vor Ostern?
Wann die Stadtwerke ihren Freizeit- und Bäderbetrieb wieder aufnehmen können, bleibt unklar. Hermle geht davon aus, dass die Bäder nicht vor Ostern öffnen werden. Um die besucherfreie Zeit zu nutzen, werden notwendige Revisions- und Renovierungsarbeiten, die für einen späteren Zeitraum geplant waren, vorverlegt. So wird beispielsweise der neue Gastronom des Nettebads weiter gebaut, das Ruhehaus der Loma-Sauna ausgebaut und der Ninja-Parcours bekommt eine Zeitmessanlage. Im Sportbereich des Schinkelbads werden die Umkleidekabinen saniert und im Moskaubad wird die große Tribüne auf Vordermann gebracht. Trotz der langen Schließung blickt Christoph Hüls positiv in die Zukunft: „Der Durst ist auf jeden Fall da und ich bin zuversichtlich, dass wir in den Folgejahren neue Rekorde schreiben werden; dieses Mal aber mit positivem Vorzeichen.
Das Schinkelbad in Osnabrück. / Foto: Stadtwerke Osnabrück, Lena Morsdorf.