Ein Kommentar von Heiko Pohlmann
Zugegeben, mich hat die vermeintliche Story auch gejuckt, auf die mich am Samstagmorgen eine Leserin aufmerksam machte.
Was für eine scheinbar „tolle Geschichte“: Der Oberbürgermeister von Osnabrück „klaut“ einem Fotografen einfach so ein Bild, der setzt es gegen dessen Willen publizistisch ein und bringt den Fotografen um das ihm zustehende Bildhonorar.
Nach allen Gesetzen der Medienwissenschaft (Stichworte: „öffentliche Empörung“ und „David gegen Goliath“) eine Geschichte, an der kein Medium vorbeigehen kann. Oder doch nicht?
Ein Skandal oder ein Possenspiel?
Grundsätzlich gibt es keinen Zweifel: Wer das geistige Eigentum eines Dritten für eigene Zwecke einsetzt, muss dafür die Zustimmung des Urhebers haben. „Vorher fragen“ ist dabei immer die beste und sicherste Option, um keinen Fehler zu machen.
Aber genau so, wie man vor dem Benutzen eines von einem Dritten gemachten Fotos vorher fragen sollte, darf man von der Gegenseite auch erwarten, dass diese einen vermeintlichen „Bilderdieb“ nicht nur auf seinen Fehler hinweist, sondern ihm auch Gelegenheit gibt Stellung zu beziehen.
Was dann übrigens eine prima Gelegenheit ist nachträglich ein Bildhonorar zu verhandeln.
Ganz offenbar ist das im vorliegenden Fall nicht passiert. Deshalb war das keine Story für uns! Hier ging es offenbar nur darum mal so richtig mediale Präsenz zu erlangen. Koste es was es wolle – und sei es um den Preis der eigenen Glaubwürdigkeit, die bei genauerer Betrachtung der Handlungsweise des vermeintlichen Opfers kaum festzustellen ist.
Eine schriftliche Anfrage per E-Mail – von unserer Redaktion am Sonntag an den Fotografen gestellt – blieb bis Montagabend unbeantwortet.
Das ist nie ein gutes Zeichen, wenn Menschen die sich öffentlich als Opfer darstellen, auf Nachfrage nicht reagieren.
Da sollten bei jedem Journalisten die Alarmsignale klingeln, wenn sich eine Geschichte nicht beim angeblichen Opfer verifizieren lässt.
Wie sich inzwischen herausstellte hatte das Opfer der Fotograf innerhalb kurzer zeitlicher Abfolge wohl den angeblichen Täter via Facebook über seinen Fehler informiert, aber auch umgehend blockiert, so dass dieser sich nicht rückmelden konnte.
Und nachdem der „Täter“ vom „Opfer“ zwar informiert aber auch umgehend geblockt wurde, ging das „Opfer“ direkt zur Polizei. Parallel dazu wurden via Facebook nicht immer zutreffende Vorwürfe verbreitet, angeblich habe „die Stadt“ gleich mehrfach Bilder gestohlen, so der Tenor auf der Facebookpräsenz des Fotografen, die dieser aus Frust auch sofort aufgeben wollte.
Nach Informationen unserer Redaktion, hatte der OB da aber schon das in so einer Situation einzig Richtige getan: Das entsprechende Bild hatte er umgehend aus seiner Facebook-Timeline gelöscht. Doch der Shitstorm war da schon losgetreten… mutwillig.
Nur eine billige Inszenierung!
Für die HASEPOST war das keinen Artikel wert – auch nicht wenn sich bereits im Juni das für die Medienlandschaft so unerfreuliche Sommerloch abzuzeichnen beginnt.
So geht es nicht, so geht man nicht miteinander um. Setzen; sechs!