Das Wetter in den letzten Tagen ist schon beinahe sommerlich. Kein Wunder, dass es da viele Osnabrücker in die Eisdielen zieht. Lange Schlangen gibt es dabei stets vor den Eiscafés von Fontanella, in denen seit 1963 Eis nach italienischer Art verkauft wird. Doch warum gibt es eigentlich zwei Geschäfte und wer steht hinter den kalten Köstlichkeiten?
„Mein Großvater und sein Bruder haben bereits in den 1920er Jahren in Frankreich ihr Eis verkauft. Sie fuhren mit einem dieser Fahrräder durch die Gegend; im Winter gab es dann heiße Maronen“ berichtet die Inhaber des Eiscafés, Tatiana Fontanella. 1958 kam Attilio Fontanella mit seiner Familie nach Greven, 1963 eröffnete er das Geschäft in der Krahnstraße. Seitdem wird dort jedes Jahr von Februar bis November Eis nach Rezepten des Großvaters verkauft, seit 2011 auch an einem zweiten Standort in der Dielinger Straße.
35 Sorten: Von klassisch bis modern
Etwa 35 verschiedene Eissorten stehen in den beiden Eiscafés den Besuchern zur Auswahl. Von den Klassikern wie Schokolade, Vanille und Nuss bis hin zu moderneren Kreationen wie Zartbitterschokolade oder Cookie Dough. „Die jungen Leute mögen die amerikanischen Sorten wie Brownieeis am liebsten“, weiß die Inhaberin. „Klassiker wie Vanille oder Stracciatella gehen aber natürlich immer.“ Neue Sorten gibt es regelmäßig. Dieses Jahr kommen zum Beispiel Cheesecake-Cranberry-Eis, oder Black Vanille, ein schwarzes Vanilleeis mit Aktivkohle dazu. Eine „Geschmacksrichtungen“ schaffen es aber nie in die Karte. „Eissorten wie das blaue Schlumpfeis enthalten zu viele Farbstoffe, deswegen nehmen wir es nicht ins Sortiment. Unser Eis wird nur mit sehr wenig Farbstoffen hergestellt“, erklärt Tatiana Fontanella. Fruchteis zum Beispiel wird nur mit Obst, Wasser und Zucker produziert.
Ein Eiscafé mit Geschichte
Seit ihrer Kindheit ist die Inhaberin mit Osnabrück verbunden: „Ich bin in Italien zur Schule gegangen, habe meine Sommer aber in Osnabrück verbracht. Im Grunde sind wir immer zwischen dem Geschäft und dem Moskaubad hin und her geradelt“ schmunzelt Fontanella. 1993 stieg sie dann als Angestellte ihrer Mutter in das Eisgeschäft mit ein, eigentlich mit dem Willen wieder nach Italien zurückzugehen. Doch als sie ihren Mann kennen lernte und ihre Tochter geboren wurde, änderten sich ihre Pläne. „Ich wollte meine Tochter in Deutschland einschulen, damit wir viel Zeit miteinander verbringen können“, berichtet sie. Im Jahr 2005 übernahmen sie und ihr Bruder Fabiano Fontanella das Geschäft der Eltern in der Krahnstraße.
Und warum jetzt zwei Mal Fontanella?
Doch warum gibt es seit einigen Jahren eigentlich zwei Fontanellas in direkter Nachbarschaft? Das hatte wirtschaftliche Gründe. Bevor das Fontanella 2011 in die Dielingerstraße einzog, war dort das Eiscafé San Remo – ein Konkurrent. 2010 sollte San Remo verkauft werden und die Geschwister schlugen zu. Ob diese Entscheidung richtig war, hat Tatiana Fontanella lange bezweifelt: „Die Osnabrücker sind schon ein komisches Völkchen. Sie hatten immer im Kopf, dass Fontanella in der Krahnstraße ist, und in der Dielingerstraße das San Remo. Es hat bestimmt fünf Jahre gedauert, bis sie die Änderung verstanden hatten.“ Aber seitdem erfreuen sich die beiden Eiscafés großer Beliebtheit.
Die längste Schlange hatte sich vor einigen Jahren gebildet, als mehrere Reisegruppen zum Eisessen kamen; 500 Menschen warteten damals in einer Reihe. Aber auch an Ostern kann es zu Schlangenbildung kommen. Dann nämlich, wenn die Mitglieder des Domchors zu Besuch sind. Auch an anderen warmen Tagen kann es mal richtig stressig werden. „Aber das macht mir nichts aus, ich habe immer noch viel Spaß an meinem Job. Denn ich sehe, dass es den Menschen Freude bringt; ich verkaufe etwas für die Seele“, lächelt Tatiana Fontanella.