Eichenprozessionsspinner / Foto: Christian Wargers
Nachdem in den vergangenen Tagen in verschiedenen Teilen des Meller Stadtgebietes erste Raupen des Eichenprozessionsspinner (EPS) gemeldet worden sind, warnt das städtische Umweltbüro die Bevölkerung vor dem EPS-Befall. Denn die Brennhaare der Raupen sind für Mensch und Tier gefährlich und können allergische Reaktionen auslösen.
„Eine hundertprozentige Bekämpfung des Schädlings ist nicht möglich. Trockenheit und Hitze begünstigen die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners. Wir werden uns an ihn gewöhnen müssen, so wie es in südlichen Ländern bereits der Fall ist“, betont der Umweltbeauftragte Thilo Richter. An sehr stark belebten Plätzen wie beispielsweise an Kindergärten, Schulen oder Parkanlagen wie dem Grönenbergpark würden die Raupen und ihre Nester auch in diesem Jahr abgesaugt und damit entfernt werden.
Höhere Population des Eichenprozessionsspinners
Aufgrund der Klimaveränderungen steigt die Population des Eichenprozessionsspinners in Deutschland kontinuierlich an – eine Entwicklung, die auch im Landstrich zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald anzunehmen ist. „Waren es im Jahr 2019 insgesamt 28 gemeldete und bestätigte Nachweise, die dem städtischen Umweltbüro mitgeteilt worden waren, so verzeichnete die im Jahr 2020 53 und im Jahr 2021 insgesamt 50 Fälle“, berichtet Klaus Lichy vom Umweltbüro. Vom EPS-Befall sei mittlerweile die komplette Flächenstadt Melle mit ihren acht Stadtteilen betroffen. Die Dunkelziffer – sprich der EPS-Befall, der dem Umweltbüro bislang noch nicht bekannt ist – dürfte nach Einschätzung Lichys deutlich höher liegen. Hinzu komme die Zahl der Befälle an Kreis- und Landesstraßen, die von den jeweiligen Straßenbaulastträgern registriert werden.
Der unscheinbare Falter ist 25 bis 32 Millimeter groß, nachtaktiv und verpuppt sich in den Monaten Juli bis Anfang August und schwärmt dann aus. Die Weibchen legen ihren Eivorrat – bis zu 300 Stück – innerhalb weniger Tage an ein- bis dreijährigen Zweigen, gerne an der Südseite der Bäume im obersten Kronenbereich ab. Die Eier können eisige Wintertemperaturen bis -29 Grad Celsius überstehen.
Hautirritationen, Atembeschwerden und Augenreizungen möglich
Bereits im Herbst entwickeln sich die kleinen Raupen und schlüpfen dann üblicherweise im April bis Mai. Die Jungraupen schließen sich kurz nach dem Schlüpfen zu den typischen „Prozessionen“ zusammen, von denen sie auch ihren deutschen Namen bekommen haben. Abends wandern sie so gemeinsam zum Fressen in die Baumkrone. Mit bis zu 30 Tieren hintereinander können sie zehn Meter lange Prozessionen bilden. Die Brennhaare der Raupen, die im dritten Larvenstadium gebildet werden, sind brüchig, innen hohl und enthalten das Nesselgift Thaumetopoein. Hierbei handelt es sich um ein Eiweißgift, welches heftige körperliche Reaktionen auslösen kann. Dazu zählen Hautirritationen (starker Juckreiz, Pusteln und Quaddeln) sowie Atembeschwerden und Augenreizungen. Mit jedem neuen Kontakt wächst die Empfindlichkeit, und die Reaktionsintensität steigt mit der Anzahl der Einzelkontakte stetig an. Übrigens: Auch Wild- und Haustiere reagieren empfindlich auf die Brennhaare. Gelangen diese auf das Fell, können sie sogar auf den Menschen übertragen werden.
Fachbetrieb für Beseitigung rufen
In Melle setzt die Stadt beim Beseitigen der EPS-Nester auf öffentlichem Grund auch in der neuen Saison auf Fachunternehmen. „Dabei werden die Nester abgesaugt und anschließend fachgerecht entsorgt“, erläutert Richter. Die Abarbeitung erfolge nach Priorität. An Schulen, Kindergärten und anderen häufig frequentierten Orten werde mit hoher Dringlichkeit reagiert. Bei einem EPS-Befall auf Privatgrundstücken ist der Eigentümer für die Beseitigung zuständig. Das Umweltbüro rät der Bevölkerung dringend davon ab, solche Arbeiten selbst auszuführen. Stattdessen sei es ratsam, einen Fachbetrieb mit der Beseitigung zu beauftragen, heißt es.
Bürgerinnen und Bürger, die einen Befall feststellen, werden gebeten, diesen umgehend Klaus Lichy vom städtischen Umweltbüro (Telefonnummer 05422/965-374, E-Mail k.lichy@stadt-melle.de) unter Nennung des Standortes zu melden. Die Übermittlung von Standorten auf Luftbildern per E-Mail oder die Nennung einer Baumplakettennummer erleichtern eine Zuordnung und begünstigen ein zeitnahes Handeln.