Kommentar
Zugegeben, als am Samstagnachmittag eine Pressemitteilung des Flughafens Münster Osnabrück (FMO) bei uns in der Redaktion eintrudelte, war ich für einen Moment sehr perplex. Ausgerechnet ein ehemaliger Top-Manager des Skandalflughafens BER soll zukünftig die Geschicke des Problemflughafens in Greven leiten?
Doch bei genauerer Betrachtung der Personalie Prof. Dr. Rainer Schwarz wird klar: Dieser Mann kann genau der Richtige für den Osnabrücker Hausflughafen sein.
Erstaunliche Erfolge: Nürnberg, Düsseldorf, Rostock
Bevor sich der Aufsichtsrat des FMO für den neuen Chef des FMO entschied, sollen insgesamt 50 Kandidaten von der Personalberatung Kienbaum Executive Consultants auf ihre Eignung geprüft worden sein. Dass sich der ehemalige BER-Manager durchsetzen konnte, wird wohl vor allem in seinen belegbaren Erfolgen begründet liegen.
Um sich von diesen Erfolgen ein oberflächliches Bild zu machen, reicht eigentlich schon ein Blick in die Wikipedia: Der Mann “kann Flughafen”.
Nach einer schnell beendeten Universitätskarriere, war Schwarz von 1988 bis 1996 in verschiedenen Positionen “in der zweiten Ebene” beim Großflughafen München tätig.
Ab 1996 übernahm der gebürtige Essener die Geschäftsführung beim Regionalflughafen Nürnberg. Wer ab den späten 90er Jahren mit Air Berlin in den Urlaub flog – auch vom FMO – kam oft nicht an Nürnberg vorbei, denn unter Führung des zukünftigen FMO-Chefs entstand dort ein touristisches Drehkreuz und bis 2001 stiegen die Passagierzahlen um 50%.
2001 wechselte Schwarz zum NRW-Drehkreuz nach Düsseldorf, wo er unter anderem den Wiederaufbau nach dem Brandunglück von 1996 beendete.
Auch in seiner bisher letzten Position am Flughafen Rostock-Laage, schaffte Schwarz – nach einem unfreiwilligen Karriereknick – erstaunliche Ergebnisse. Wie mehr als zehn Jahre zuvor in Nürnberg, stiegen auch im Nordosten der Republik die Passagierzahlen um rund 50% – und das nur zwei Jahre nach seinem Amtsantritt.
In Berlin gab und gibt es nicht nur den BER
Bekannt wurde Schwarz allerdings durch seine Tätigkeit bei der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (2006 – 2013) – und dort vor allem durch eine bundesweit medial begleitete Kündigung, die seinen Namen eng mit der ewigen Flughafenbaustelle BER verknüpfte.
Das die Flughafengesellschaft neben der Baustelle auch für die aktiven Großstadtflughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld verantwortlich zeichnete, geschenkt. Auch die von Schwarz verantworteten Zuwächse bei den Passagierzahlen und die Ergebnisverbesserungen der Berliner Flughäfen während seiner Tätigkeit waren schnell vergessen, als Schwarz in den Strudel der Flughafenbaustelle BER geriet und 2013 seine Kündigung ausgesprochen wurde.
Doch wie vor Gericht später geklärt wurde, war die Kündigung am BER nicht gerechtfertigt, denn Rainer Schwarz war für den Baubereich überhaupt nicht zuständig.
Unterm Strich bleiben also überwiegend Erfolge – und eine ungerechtfertigte und vermutlich politisch motivierte Kündigung.
Auch in Greven wird sich Schwarz mit der Politik herumschlagen müssen. Teils aus grundsätzlichem Pessimismus – zu lange schon schreibt der FMO rote Zahlen -, teils aber auch aus ideologischen Gründen, wird ihm von Seiten der Osnabrücker Politik viel kritische Aufmerksamkeit begleiten.
Sollte es Rainer Schwarz ab kommenden Jahr aber erneut gelingen aus einem Problemflughafen einen Landeplatz zu machen, über den sich auch Finanzpolitiker freuen können, dürften die Kritiker des FMO bald ein wenig zurückhaltender sein. Fürs Erste ist zu hoffen, dass sie sich mehr mit der kompletten Vita des Flughafenmanagers beschäftigen.
Reflexhaft zu bellen und zu beissen, nur weil “der Neue in Greven” in den BER-Strudel geraten war, bringt gar nichts.
Wer einmal im Stau bei Vechta, irgendwo im Ruhrgebiet oder in Bad Oeynhausen stand, während er seinen Abflug in Bremen, Düsseldorf oder Hannover verpasste, weiss es zu schätzen, wenn “vor der Haustür” eine attraktive Alternative besteht – egal ob für den Urlaubsflug oder eine Geschäftsreise.