Wenn schon bald der letzte Geländewagen vom Typ Porsche Cayenne den Fledder verlassen hat, könnte damit dem ehemaligen Karmann Werk ein wichtiger Auftrag ersatzlos verloren gehen. Die IG Metall sucht nach Perspektiven für alle Mitarbeiter.

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Volkswagen zieht für alle Konzernmarken die Produktion der großen SUV am Günstigstandort Bratislava zusammen. Die zwischenzeitlich von Leipzig nach Osnabrück abgegebenen Teile der Cayenne-Produktion wandern mit dem Modellwechsel, der auf der IAA im September vorgestellt wird, dann weg von der Hase. Einen Ersatz für diese Montagearbeiten wird es vorerst nicht geben.

Im Augenblick ruht die Hoffnung auf der Lackierung von Skoda-Rohkarosserien, die zukünftig mehr als tausend Kilometer durch Europa hin- und hergeschickt werden sollen, um in der einst modernsten Lackierstraße Europas ihren Farbanstrich zu erhalten. Doch nicht nur Rohkarosserien werden inzwischen durch halb Europa geschickt, auch Mitarbeiter stehen vor der Entscheidung: Arbeitslosigkeit oder Umzug an einen anderen VW-Standort.

VW schickt Arbeiter zu besser ausgelasteten Fabriken

Was den Mitarbeitern im Osnabrücker Werk drohen könnte, wurde am VW-Standort Emden bereits durchexerziert. Anfang des Jahres war dort für 500 Leiharbeiter keine Arbeit mehr zu finden. Der neue Passat lief nicht so wie erwartet und der Oberklasse-Ableger „Arteon“, der zukünftig wenigstens einen Teil der möglichen Kapazität des Emder Werks auslasten soll, war noch nicht am Markt.
200 auslaufende Verträge wurden in Emden nicht verlängert, 300 Mitarbeiter wurden nach Osnabrück „ausgeliehen“, wo Sie im Mai ebensoviele Portugiesen ersetzten, die nach einer Ausleihphase wieder zurück in ihr Werk nach Portugal geschickt wurden.

Nach unserer Redaktion vorliegenden Informationen, könnten zum Jahresende in Osnabrück etwa 300 unter dem Label „Autovision“ über die VW-eigene Leiharbeitsfirma beschäftigte Mitarbeiter betroffen sein. Weitere 50-100 direkt bei der Volkswagen Osnabrück GmbH angestellte Mitarbeiter könnten ebenfalls zur Disposition stehen, wenn nicht bald neue Aufträge an die Osnabrücker Autofabrik abgegeben werden. Vor allem die Autovision-Mitarbeiter müssen um ihre Jobs bangen, während die privilegierten VW-Bandarbeiter womöglich eine Stelle in einem anderen VW-Werk angeboten bekommen könnten.

IG Metall sucht nach Lösungen für Osnabrück

„Bis zum Jahresende hat Volkswagen Osnabrück noch eine gute Auslastung“, bestätigt Stephan Soldanski, 1. Bevollmächtigter der Osnabrücker IG Metall, die Informationen unserer Redaktion. Selbst wenn ein Teil der bisherigen Produktion ersatzlos wegfällt, können die betroffenen Mitarbeiter über angefüllte Arbeitszeitkonten bis zum Jahresende noch auf Lohnzahlung hoffen – doch dann wird es „eng“.
Zusammen mit dem Betriebsrat und dem Management ist die Gewerkschaft derzeit mit Hochdruck dabei Lösungen zu entwickeln, wie es in den ehemaligen Karmann-Hallen weitergehen kann.

Der IG-Metall-Chef kann sich gut vorstellen, dass das Dilemma von Volkswagen Osnabrück gelöst werden kann, denn an Nachfrage fehlt es bei VW eigentlich nicht – wenn man von Dieselfahrzeugen einmal absieht.
Aktuell lebt das Osnabrücker VW-Werk davon die Auftragssvolumina zu übernehmen, die andernorts aus Kapazitätsgründen nicht abgearbeitet werden können. Auf diesem Wege sieht Stephan Soldanski durchaus noch Möglichkeiten zumindest vorläufig die Arbeitsplätze in Osnabrück zu sichern. So habe er selbst erst kürzlich festgestellt, dass die Wartezeit auf das Modell „Ateca“, dem ersten SUV der Konzernmarke Seat, derzeit über ein halbes Jahr beträgt. „Das muss doch nicht sein, wenn in Osnabrück genügend Kapazitäten frei sind“, so der IG Metall Chef gegenüber unserer Redaktion.
„Wir kämpfen auf allen Ebenen darum neue Aufträge zu bekommen“, so Stephan Soldanski. „Ideal wäre natürlich ein eigenes Modell mit Perspektive für Osnabrück“. Als komplette Autofabrik könne Volkswagen hier in Osnabrück viel mehr leisten, als nur aus zugelieferten Teilen Autos zusammenzubauen.

Hinsichtlich der Zukunft für die Arbeitnehmer am Standort Osnabrück zeigt sich Soldanski kämpferisch. Egal ob Stammbelegschaft oder Leiharbeiter: „Wir machen da keinen Unterschied, wir wollen eine Perspektive für alle und strampeln uns dafür die Füße ab!“

Ende August tagt der Aufsichtsrat

Nach unserer Redaktion vorliegenden Informationen, wird sich der Aufsichtsrat der Volkswagen Osnabrück GmbH am 25. August in Wolfsburg treffen. Das Thema Arbeitsplatzsicherung dürfte dabei ganz oben auf der Liste stehen.

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