Die Baumaschinen sind abgezogen, die Baustelle bis auf einen einzelnen Baucontainer verwaist. Am Rand des mit Grundwasser gefüllten Fundaments hängt ein einzelner Rettungsring. Manch ein Betrachter wird sich schon gefragt haben, ob hier im heraufziehenden Sommer wohl Badespaß möglich sein wird?
[Update] Zu diesem Artikel gibt es inzwischen eine Stellungnahme von Dr. Bergmann.
Doch nach „Spaß“ klingt das nicht, was den Mitgliedern des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (StUA) am vergangenen Donnerstag schriftlich zur Kenntnis gegeben wurde:
„Der Beginn des Hochbaus wurde angekündigt, die Fertigstellung für das vierte Quartal 2021 durch den Bauherrn in Aussicht gestellt. Eine aktualisierte Zeitplanung ist nach privatrechtlichen Verträgen zwischen Bauherren und Stadt geschuldet, wurde aber auch nach mehrmaliger schriftlicher Aufforderung bis zum heutigen Tag (15.06.2020) nicht vorgelegt.“
Ist der Investor auf Tauchstation gegangen?
Stimmen die Informationen unserer Redaktion, dann liegen der Stadtverwaltung auch zwei Wochen später noch keine verlässlichen Informationen vor, wie – vor allem aber auch wann – es mit dem „Zauberwürfel“ getauften Hotel-Bauprojekt am Neumarkt weitergehen soll.
Ursprünglich war der Neubau, der eine künstliche Engstelle zwischen der Großen Straße und der Johannisstraße provoziert, als Einzelhandelsimmobilie konzipiert. Der „Zauberwürfel“ sollte Teil eines Ensembles mit dem gescheiterten Shoppingcenter-Projekt auf der anderen Seite des Problemplatzes werden.
Frank Otte als Fürsprecher für Dr. Bergmann
Bereits im Jahr 2017 hatte die Stadtverwaltung erste Probleme mit dem Zauberwürfel-Projekt, als wichtige Fristen verstrichen und der Hamburger Immobilienkaufmann Dr. Bergmann sein Bauprojekt unterirdisch ausdehnen wollte, wobei ihm der Osnabrücker Stadtbaurat zur Seite sprang.
Exkurs: Ein im März 2017 auf HASEPOST.de veröffentlichter Kommentar, der das Verhältnis zwischen dem Stadtbaurat und Dr. Bergmann thematisierte, nahm Frank Otte daraufhin mehrfach zum Anlass um per E-Mail an Vertreter aller Ratsfraktionen und in nicht-öffentlicher Sitzung unserer Redaktion ein rechtswidriges Verhalten zu unterstellen; presserechtlich wurde der Kommentar jedoch nie beanstandet.
Bergmann will gleich zwei Hotels am Neumarkt bauen
Noch bevor der Hauptinvestor für das Shoppingcenter, der französisch-australische Unibail-Rodamco-Konzern, seinen Rückzug vom „OSCAR“ getauften Projekt erklärte, kündigte Zauberwürfel-Bauherr Dr. Theodor Bergmann, der auch am Shoppingcenter-Projekt beteiligt ist, überraschend an, das Gebäude vor dem H&M-Haus nun als Hotel zu konzipieren.
Und nicht nur ein Hotel soll es sein, sondern gleich zwei. Auch an Stelle des ehemaligen Sportarena-Kaufhauses, das ebenfalls dem gebürtigen Osnabrücker Immobilienkaufmann gehört, soll nach aktuellem Stand der Planung weiterhin ein Beherbergungsbetrieb entstehen.
Das nun so dominant den Neumarkt bestimmende Wasserloch soll das Fundament für ein 130-Zimmer-Hotel der Hamburger Centro Hotel Group bilden, das dessen damals erst 31-jähriger Chef Rahman Neiro nach Aussage aus dem Jahr 2017 bereits 2020 eröffnen wollte.
Bei Centro-Hotelkette ist jetzt Stillstand angesagt
Bereits unter dem Eindruck der Corona-Krise veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung im April (hier hinter Bezahlschranke) einen Artikel mit Statements der Centro-Alleingesellschafter Rahman Neiro und seiner älteren Schwester Homeira Amiri.
„Statt Expansion ist bei Centro derzeit Stillstand angesagt“, schreibt die FAZ. Allerdings wolle Centro an den 30 zusätzlichen Hotels, die in diesem und den kommenden beiden Jahren geplant sind, trotz der Corona-Krise festhalten. Die FAZ schreibt allerdings auch: „Dennoch wird jeder einzelne Vertrag nun genau geprüft“ Centro-Alleingesellschafter Neiro wird mit den Worten zitiert: „Wir müssen uns alles sehr genau anschauen“.
Währenddessen wartet die Stadtverwaltung wie es mit der Baugrube im Herzen der Stadt weitergehen wird.
Noch kein Bauantrag für Hotel auf Grundstück der Sportarena gestellt
Auch was die Zukunft der Sportarena angeht wartet die Stadtverwaltung auf eine Reaktion des Eigentümers Bergmann: „Seitens des Bauherren ist ein Antrag auf Bauvorbescheid eingereicht worden. Die hierfür notwendigen umfangreichen Abstimmungen zwischen Bauverwaltung und Bauherren sind abgeschlossen. Der Antrag kann beschieden werden. Ein Bauantrag wird in der Folge erwartet.“ (Mitteilungsvorlage an Mitglieder des StUA).
Warten auf Stellungnahme von Dr. Bergmann und Stadtverwaltung
Unsere Redaktion hat bereits am Donnerstag eine Anfrage an Dr. Theodor Bergman gestellt und um Auskunft über die weitere Planung für die Hotelprojekte am Neumarkt gebeten. Diese Anfrage blieb bis zur Veröffentlichung dieses Artikels unbeantwortet.
Auch von Seiten der Stadtverwaltung erwarten wir noch eine offizielle Auskunft über den Status der Angelegenheit und Auskunft darüber, ob dem Bauherrn Sanktionen drohen, wenn an der nun am Neumarkt entstandenen „Blaue Lagune“ nicht weitergebaut werden sollte.
[Update 12:40 Uhr] Inzwischen erhielten wir von einem Sprecher der Stadtverwaltung Antworten auf unsere Fragen zum Themenkomplex, die wir hier ungekürzt nachreichen:
Baulos 2
Frage: Wurde inzwischen eine aktualisierte Zeitplanung durch den Bauherrn vorgelegt?
Antwort: Nein.
Frage: Welche Folgen hat entsprechend den privatrechtlichen Verträgen die Pflichtverletzung des Bauherrn (von Schadenersatz bis Rückabwicklung ist ja vieles denkbar)?
Antwort: Zu den privatrechtlichen Regelungen und Vertragsdetails wird die Stadt Osnabrück keine Auskunft erteilen.
Frage: Wann werden von Seiten der Stadtverwaltung erste Konsequenzen gegen den Bauherrn durchgezogen und welche sind das?
Antwort: Die Stadt Osnabrück ist an der Fertigstellung des prominent gelegenen Gebäudes interessiert. Daher wird gemeinsam mit dem Bauherrn nach Lösungen gesucht.
Neumarkt 3a (Sportarena)
Frage: Liegt der Bauantrag inzwischen vor?
Antwort: Nein.
Frage: Gibt es einen Anspruch der Stadt ggü. dem Bauherren (Vorvertrag etc.), dass dieser einen Bauantrag vorlegt?
Antwort: Nein.