Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), äußert sich besorgt über die steigende Tendenz junger Leute, rechtspopulistische Parteien zu wählen. Laut Fratzscher könnte dies zur Schwächung der europäischen Integration beitragen und die Zukunftschancen junger Menschen sowie den Wohlstand Europas gefährden.
Zunahme der Rechtspopulismus-Unterstützung unter jungen Erwachsenen
Dem “Handelsblatt” gegenüber betonte Marcel Fratzscher, dass “der Rechtsruck der jungen Generation den Prozess der europäischen Integration weiter schwächen und vieles Erreichte wieder revidieren” könnte. Er fügte hinzu: “Vielen der jungen Generation ist offensichtlich nicht bewusst, dass eine Schwächung Europas letztlich ihre eigenen Zukunftschancen verschlechtert und im Systemwettbewerb mit China und den USA Deutschland und Europa viel Wohlstand kosten wird.”
Diese Entwicklung zeigt sich europaweit, da junge Wähler in jüngster Zeit verstärkt für rechte Parteien gestimmt haben. Dieser Trend könnte sich bei den kommenden Europawahlen fortsetzen. Besonders auffällig ist die Situation in Frankreich, wo der rechtsnationale Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen bei den Unter-35-Jährigen deutlich vorne liegt. Dem gegenüber steht das proeuropäische Mitte-Bündnis von Präsident Emmanuel Macron, das in dieser Altersgruppe in Umfragen lediglich auf sechs Prozent kommt. Der Zustimmungswert für rechte Parteien steigt auch in Deutschland und anderen EU-Staaten unter jungen Menschen.
Die Unzufriedenheit der jungen Generation
Ein wesentlicher Faktor für diese Entwicklung ist laut Untersuchungen die wachsende Unzufriedenheit der jungen Generation, insbesondere mit der gesellschaftlich-wirtschaftlichen Lage. Fratzscher hält diesen Unmut für verständlich. “Nie in den letzten 80 Jahren wurde einer jungen Generation eine Welt mit so vielen großen Problemen und Krisen vererbt wie der jungen Generation heute”, sagte er. Er weist auf die Klimakrise, soziale Polarisierung, geopolitische Konflikte und Sorgen um Technologie und Arbeitsplätze hin und betont die “Frustration und die Zukunftsängste” der Jüngeren.
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