Es ist der häufig mitgegebene Kredit, der fest zum Girokonto gehört. Die Rede ist vom ›Dispo‹, wie der Dispositionskredit zumeist genannt wird. Einmal vereinbart, ist er ständig verfügbar und das ohne Rückfragen, Auflagen oder besondere Umstände. Diese treten jedoch dann auf, wenn die Quittung in Form von Bankgebühren kommt. Laut einer Studie von Test.de liegen die durchschnittlichen Zinsen für die Nutzung des Dispo bei beinahe 10 Prozent. Aber was können Betroffene tun?
Dispozinsen nach wie vor zu hoch
Schon vor etlichen Jahren wurde die Dispozinsen von Verbraucherschützern und in anderen Kreisen angeprangert. Damals reichten sie gerne mal an über 15 Prozent heran. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, sind die Zinsen also schon günstiger geworden. Banken argumentieren gerne damit, dass die Zinsen so hoch berechnet werden, weil eben das Geld stets zur Verfügung stehen muss. Aber hat diese Ansicht noch Bestand? Ein Überblick:
- Strafzinsen/Banken – Banken sind angehalten, heute Kredite zu vergeben, denn anderenfalls müssen sie Strafzinsen bezahlen. Ein bereitgestellter und genutzter Dispo verringert gleichzeitig den Geldbestand einer Bank, sodass die Strafgebühren weniger greifen. Natürlich hat die Nutzung eines einzigen Bürgers keinen Einfluss, doch in der Masse kommen wieder beträchtliche Beträge zusammen.
- Strafzinsen auf Spareinlagen – auf der anderen Seite sind Bürger heute dazu angehalten, ihr Vermögen fest und anderweitig anzulegen, da es wahlweise keine Guthabenzinsen mehr gibt, alternativ aber auch Strafzinsen ab höheren Einlagebeträgen. Ein Verbraucher, der für Notfälle früher Gelder eigenständig zurückgehalten hat, nutzt jetzt den Dispo.
- Zinspolitik – sie ist das wichtigste Argument gegen die hohen Zinsen des Dispos: Es kann nicht sein, dass die Disponutzung das Vielfache eines gewöhnlichen Kredits kostet.
Grundsätzlich fallen die Zinskosten für den Dispo nur bei dessen Nutzung ins Gewicht. Teuer wird es immer dann, wenn der Dispo deutlich und über einen längeren Zeitraum genutzt wird. Greift ein Verbraucher für wenige Tage im Monat darauf zurück, schlagen die Zinsgebühren kaum zu buche. Wer allerdings lange Zeit oder gar dauerhaft in den geduldeten roten Zahlen bleibt, der hat mitunter Gebühren, die im Geldbeutel fehlen.
Was können Verbraucher tun?
Zuerst kann jeder Verbraucher natürlich nach Konten mit Dispokrediten suchen, die gemäßigte Gebühren haben. Es gibt durchaus Banken, die den Dispo mit Zinsen von nicht einmal sieben Prozent anbieten. Allerdings muss in diesem Fall auch das Konto zum Konsumenten passen und darf keinesfalls bei den sonstigen Kontogebühren teuer sein.
Generell ist jedoch der beste Weg, vollkommen anders zu handeln:
- Abrufkredit – wer nicht auf den Kredit in der Hinterhand verzichten möchte, der kann einen Abrufkredit nutzen. Die Kreditsumme liegt auf einem anderen Konto und kann bei Bedarf ganz oder teilweise abgerufen werden. Die Gebühren belaufen sich immer über den abgerufenen Betrag, die Rückzahlungskonditionen sind oft sehr human.
- Ratenkredit – bei Anschaffungen bietet sich der Ratenkredit weit mehr als der Dispo an. Verbraucher können die Kredite vorab mühelos vergleichen und wirklich günstige Angebote finden. Je nach Anbieter, je nach Konsument und natürlich je nach Kredithöhe gibt es gar Ratenkredite mit Minuszinsen. Der Kunde zahlt also weniger zurück, als er bekommen hat.
- Umschuldung – kann der genutzte Dispo nicht in absehbarer Zeit zurückgezahlt werden, so bietet sich die Umschuldung an. Auch sie besteht eigentlich aus einem Ratenkredit, der zum Zwecke aufgenommen wird, den Kredit vorzeitig abzulösen. Die Umschuldung ist in diesem Fall sehr simpel, da der Dispo abgelöst wird, sobald Geld auf dem Konto eingeht.
Grundsätzlich sollte der Dispo immer nur im Notfall und für sehr kurzzeitige Überbrückungen genutzt werden: Der Arbeitgeber hatte Technikprobleme und das Geld ging nicht Freitag raus, sondern erst am Montag. Am Wochenende steht aber eine Feierlichkeit an, für die Geld benötigt wird. Nun kann natürlich der Dispo über das Wochenende genutzt werden. Ähnliches gilt für gute Rabattangebote, die vor dem Gehaltseingang auslaufen. Wäre es kein Problem, das Angebot zu nutzen und alle Monatskosten zu decken, so ist der Dispo eine kurzfristige Wahl. Vorsicht gilt immer der Dispofalle.
Was ist die Dispofalle?
Einmal im Dispo, kennt der Kontostand häufig nur eine Richtung: abwärts. Mit der sogenannten Dispofalle ist gemeint, dass ein Konto dauerhaft, deutlich und oft immer tiefer gehend in das erlaubte Minus abrutscht und auch durch Gehaltseingänge über einen längeren Zeitraum nicht ausgeglichen werden kann. Die Gefahr:
- Weniger verfügbare Mittel – es stehen monatlich immer weniger Gelder zur echten Verfügung, bis das Konto wieder ins Minus abrutscht. Bei höheren Dispos genügt teils der Gehaltseingang nicht mehr, um überhaupt noch ins Plus zu kommen.
- Fehlende Übersicht – der Minusstand macht es schwer, den Überblick über das Guthaben zu behalten. Hinzu kommt das rechnerische Problem: Es ist einfacher, Kosten von einem Guthaben abzuziehen und das Guthaben somit einzuschätzen, als denselben Prozess bei einem Minusstand durchzuführen. Zumal hier in zwei Richtungen gerechnet werden muss: Das Guthaben bis zur Dispogrenze und die Differenz zum Plusbereich.
- Kündigung – wer den Dispo überzieht, also über die erlaubte Grenze hinauswirtschaftet, kann sogleich die Kündigung des Dispos erhalten. Nun muss der Minusbetrag innerhalb kürzester Zeit vollständig zurückgezahlt werden. Dies ist den wenigsten Menschen möglich.
Grundsätzlich bietet sich ein Ratenkredit zur Ablöse des Dispos immer an. Fast jedem Verbraucher fällt es einfacher, einen Kredit in festen Raten zurückzuzahlen, als einen ›Kredit bei sich selbst‹ aufzunehmen und monatlich eine feste Rate zurückzubehalten, die nach und nach den Dispo ausgleicht. Zusätzlich wird durch die direkte Ablöse natürlich Geld gespart.
Fazit – den Dispo ausschließlich bewusst nutzen
Es ist leicht zu denken, dass das Geld ja schließlich da ist, weil der Dispo zu Konto gehört. Fakt ist aber auch, dass die Disponutzung vielfach tückisch und vor allem teuer ist. Daher sollte dieser Überziehungskredit nur in Notfällen und mit Bedacht genutzt werden. Für alle anderen Ausgaben gibt es weitaus bessere und günstigere Lösungen, die zudem nicht in die Dispofalle führen.