Seit Mitte November 2019 läuft die Osterproduktion der Windel GmbH & Co. KG in Osnabrück. Kreative Geschenkideen werden hier nicht nur produziert, sondern gelebt. Doch wie sieht es hinter den Kulissen eines international tätigen Süßwarenherstellers aus? Unsere Redaktion hat Fred Windel, den Geschäftsführenden Gesellschafter, gefragt.
Bereits in der vierten Genreration leitet Fred Windel das Familienunternehmen Windel GmbH & Co. KG. Gegründet wurde der ehemalige Süßwarengroßhandel im Jahr 1900 von seinem Urahnen Ludwig Windel. Neben Süßigkeiten wurden damals auch Spirituosen, Fisch- und Feinkostartikel verkauft. „Die ersten zwei Generationen haben das Unternehmen über die Weltkriege gerettet“, erzählt der heutige Inhaber. Innovativ wurde die Marke allerdings erst in der dritten Generation durch sogenannte Kombi-Artikel: Einer Verbindung aus Schokolade und einem Geschenk. „Meine Eltern starteten die Produktion von Kombi-Artikeln in unserer Küche in Handarbeit. Danach verlagerten sie Fertigung in den Keller und alles nahm seinen Lauf.“ In Folge entstanden große Geschenksortimente für besondere Anlässe wie Weihnachten und Ostern, die ihren Weg weltweit in über 50 Länder fanden.
Gegenseitiges Verstehen ist der Grundstein
Fred Windel muss sich heute etwas anderen Herausforderungen stellen als seine Vorfahren: „Wir müssen gesetzliche Vorgaben einhalten und brauchen viele Zertifizierungen, etwa das UTZ-Zertifikat für nachhaltige Kakaobohnen“, erzählt der 58-Jährige. Die Produktion untersteht einem ständigen Prüfstand durch Kunden, die angekündigt, aber auch unangekündigt erscheinen. Auch die Personalsituation beschäftigt den Geschäftsführer, jedoch gäbe es hier eher wenige Schwierigkeiten. „Wir punkten bei Bewerbern mit unserem Schokoladen-Image. Das klingt für viele ansprechender als klassischer Maschinenbau.“ Mittlerweile zählt das Unternehmen viele langjährige Mitarbeiter und feiert Jubiläen für zehn bis hin zu 35 Jahren Betriebszugehörigkeit. Dies erleichtere auch die Einbindung neuer Mitarbeiter, besonders solcher mit Migrationshintergrund. „Ältere Mitarbeiter unterstützen neuere bei ihren Arbeitsschritten. Außerdem bieten wir einen gemeinsamen Sprachkurs für verschiedene Nationen an, denn es ist wichtig, dass wir uns verstehen. Nur so können wir richtig zusammenarbeiten.“
Geschenke in großer Auswahl
Regelmäßig entwerfen Designer neue kreative Ideen, die Schokolade mit kleinen oder großen Aufmerksamkeiten verbinden. Das Sortiment reicht von gefüllten Nikolausstiefeln bis hin zu tanzenden Monstern, die Schokoriegel in der Hand halten. Dabei folgt das Unternehmen dem Zeitgeist und entwirft fortlaufend neue Kreationen. Die Confiserie Heidel, die seit 1976 Marke der Windel Group ist, bietet unter anderem in Smartphone-Büchsen verpackte Schokolade an. „Erst die Kombination aus Schokolade und einem Plüschtier oder einer Tasse macht unsere Artikel zu einem richtigen Geschenk. Und die Bandbreite, die wir haben, hat sonst keiner.“
Mehr als nur Dekoration
Der saisonale Markt spielt dennoch die größere Rolle für das Unternehmen. Zu Anlässen wie Valentinstag, Ostern, Muttertag und Weihnachten steigen Verkaufszahlen bekanntermaßen an. Weihnachtsmänner und Schokohasen stellt das Unternehmen jedoch nicht selber her, sondern lässt diese anliefern – und das aus einem einfachen Grund: „Hohlfiguren sind nicht mehr so beliebt wie früher. Statt sie zu essen, werden sie oft als Dekoration verwendet und lange stehen gelassen. Leider sind sie dann oft nur noch für einen Kakao gut“, so Windel. Daher spezialisiert sich die Farüchoc Schokoladenfabrik, ebenfalls Teil der Windel Group, auf „massive“ Schokoladenprodukte, wie etwa Schokotäfelchen, -riegel und -pralinen. Drei der vier Produktionsstandorte befinden sich in Osnabrück im Stadtteil Eversburg.
Überschüsse werden gespendet
Doch was passiert mit saisonalen Geschenkartikeln, die nicht verkauft wurden? „Die Schokolade aus unseren Retouren spenden wir an die Osnabrücker Tafel“, erzählt der Inhaber. „Der Non-Food Anteil des Artikels kann manchmal sogar zurück in den Verkauf“.