Denkmalschutz? Am Ende zählten die Sachzwänge und nun werden die ersten beiden der insgesamt vier ehemaligen Getreidespeicher im Osnabrücker Hafen abgerissen. Schon bald werden hier LKW von der Straße auf die Schiene verladen.
In der Kriegswirtschaft der 30er Jahre, als Autobahnen gleich immer so angelegt wurden, dass später Panzer statt Volkswagen auf ihnen rollen konnten, entstanden die vier großen Getreidespeicher im Osnabrücker Hafen. Damals auf einem Kasernengelände gelegen, sollten sie als „Heeresverpflegungslager“ zur Verpflegung der neu aufgestellten Truppen dienen.
Doch es kam bekanntlich alles anders: Die auf tausend Jahre angelegte Diktatur zerbrach schon nach wenigen Jahren.
Nach 1945 zogen die Briten in die Kaserne, und als diese wieder abzogen, wurde das Gelände endlich wieder zivil genutzt. Kaffee Partner, Polizei und Finanzamt sind einige der Nachnutzer auf dem Gelände, das als ehemaliger und erster „Flugplatz Netter Heide“ zu den geschichtsträchtigsten Orten der Stadtgeschichte gehört. Nur wenige Osnabrücker wissen, dass in unmittelbarer Nachbarschaft einst Lufthansa-Flüge abgefertigt wurden.
Platz wird für Schienentransport benötigt
Schon bald sollen hier „Ganzzüge“, also Güterzüge in kompletter Länge, rangiert und beladen werden. Bereits vor dem Abzug der Briten gab es hier im Hafen umfangreiche Gleisanlagen, die von den Stadtwerken betrieben werden. Doch ohne zusätzlichen Gleise, die auf dem freiwerdenden Platz geplant sind, könnten auch in Zukunft die bis zu 700 Meter langen Züge nicht in einem Stück beladen werden. Doch Rangieren kostet Geld, Zeit und schafft weitere Probleme durch die zusätzlichen Zugfahrten. Noch wird die Brückenstraße regelmässig durch Rangierfahrten gesperrt. So mussten auch schon Notarztwagen im Einsatz vor rangierenden Güterzügen warten, wie auf dem letzten Bürgerforum Eversburg berichtet wurde.
Dritter Speicher bleibt vorerst erhalten
Stadtbaurat Frank Otte erklärte im Dezember vergangenen Jahres zum voranschreitenden Umbau der Fläche: „Die Weiterentwicklung aller ehemaligen Kasernenareale im Zuge der Konversion hat aus städtebaulicher Sicht eine hohe Priorität. Gleichwohl freue ich mich darüber, dass entgegen der ersten Pläne vorerst ‚nur‘ die beiden nördlichen Speicher 51 und 52 abgebrochen werden und der Speicher 50 erhalten bleiben könnte.“
Im Dezember erklärte der Stadtbaurat er liesse weiterhin prüfen, ob und wie der Speicher künftig genutzt werden kann. Der vierte Speicher, Speicher 49, ist bereits gesichert, er wird von der Hochschule Osnabrück genutzt.
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