Wie in den Vorwochen stellen wir hier Originale vor, die es so nur in Osnabrück gibt.
Bisherige Osnabrücker Originale:
- Springbrötchen
- Iduna Hochhaus
- Grüner Jäger
- Hannoverscher Bahnhof
- Doc Moralez
- steinerner Eisbär im Zoo
- Carsten Thye – Stadionsprecher
- prelle shop
- Liebesschlösser an der Hase
In den frühen siebziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts zeichnete sich eine tiefgreifende Funktionsänderung der Innenstadt ab. Die engen Gassen der Altstadt, die zwischen Heger Tor und Rathaus über Jahrhunderte angestammter Sitz vieler Handwerks- und Handelsbetriebe waren, verloren zunehmend an Bedeutung für das Alltagsleben in der Stadt. Die frisch ausgewiesenen Gewerbegebiete an den Ausfallstraßen boten hingegen reichlich Platz und damals noch günstiges Bauland. Auch die Eisenwarengroßhandlung Rudolph Richter folgte dem „Sog“ raus aus der Innenstadt und verlegte ihr Lager in den Fledder. Die alte Lagerhalle direkt hinter dem Heger Tor stand leer – in einer Zeit in der in Osnabrück geradezu revolutionäre Dinge passierten.
Anfang der 70er Jahre kam mit der Gründung der Universität und der 68er-Bewegung auch ein neuer Zeitgeist in die Stadt an der Hase. Hannover hatte seit 1972 gleich zwei unabhängige Jugendzentren und selbst im benachbarten Bielefeld entstand 1973 ein „Arbeiterjugendzentrum“. Unabhängige Jugendzentren (UJZ) waren ein fester Bestandteil der damaligen Jugendkultur, die sich nun auch in Osnabrück etablierte. Doch statt die alte Lagerhalle spontan zu besetzen und nach dem Vorbild anderer Städte eine Lösung zu erzwingen, wurde 1973 erst einmal eine Bürgerinitiative gegründet. Dieses eher „unrevolutionäre“ Vorgehen führte zu einem Dialog, in den das Kulturamt der Stadt schon früh eingebunden wurde und aus dem ein Konzept entstand, das bis heute Bestand hat.
1974 wurden Rat und Verwaltung konkrete Pläne präsentiert, die nicht mehr ein Jugendzentrum, sondern ein Kreativhaus zum Ziel hatten. Damit konnten auch die bisherigen Inhaber überzeugt werden, die eine Nachnutzung forderten, die sich harmonisch in das Heger-Tor-Viertel einfügt.
Einen Tag vor Heiligabend 1974 erwarb die Stadt schließlich die alte Lagerhalle für 465.000 DM. Für die Stadtverwaltung war es jedoch mit der positiven Begleitung bei der Gründung und der Übernahme des Kaufpreises für die Immobilie nicht getan. Das Kulturamt der Stadt ist seit Gründung Mitglied des Lagerhallen Vereins. Der Haushalt der Stadt weißt für 2012 einen Zuschussbetrag von knapp einer halben Million Euro aus – Kultur gibt es nicht zum Nulltarif.
In den 70er Jahren reichten für die notwendigen Umbauarbeiten nach 600.000 DM aus, die aus einem Fördertopf der Bundesregierung flossen. Mit dieser finanziellen Rückendeckung und viel Eigeninitiative des Lagerhallen Vereins, konnte das neue Kulturzentrum schließlich im Dezember 1976 seine Pforten öffnen und ist seitdem ein echtes „Osnabrücker Original“ und aus der Kulturszene der Stadt nicht mehr wegzudenken.
Die Nominierungsphase für das Osnabrücker Original ist beendet. Auf der Homepage der Initiative oder bei Facebook können Sie ab sofort aus den zahlreichen Nominierungen für Ihr Osnabrücker Original abstimmen.
HP,
Dieser Artikel erschien auch am 23.09.2012 in der Osnabrücker Sonntagszeitung (PDF Download).