„Unser Fußball“ macht mobil
Am frühen Freitagabend übergaben zwei Vertreter der VfL-Fanabteilung die am Ende dieses Artikels angefügte Erklärung* der Initiative „Unser Fußball“ mit über 1.000 Unterschriften an Freddy Fenkes, den zweiten Vorsitzenden des VfL-Präsidiums. Fenkes zeigte sich trotz tropischer Temperaturen vor der VfL-Geschäftsstelle nicht nur interessiert, sondern signalisierte auch nach einem längeren Gespräch seine Unterstützung für die Initiative.
„Basisnah, nachhaltig und zeitgemäß“ – so bezeichnet sich das während der ersten Geisterspiele entstandene Bündnis „Unser Fußball“, denn viele Missstände im Profifußball seien in den letzten Monaten besonders deutlich hervorgetreten
Manuel Gaber einer der Initiatoren und SC-Freiburg-Fan sagte dazu in einem Interview im Fußballmagazin „11 Freunde“, die Corona-Krise habe nachdrücklich vor Augen geführt, dass die meisten Klubs nicht nachhaltig wirtschaften würden. Selbst einige Vereins- und Verbandsvertreter schienen diese Einsicht mittlerweile zu teilen und seien bereit, Reformen anzuschieben. Das DFL-Präsidium fordere neue Werte im Fußball, DFB-Präsident Fritz Keller präsentiere diesbezüglich sogar einen Fünf‑Punkte-Plan. Das alles mache Hoffnung.
Innerhalb weniger Wochen wuchs „Unser Fußball“ zu einer beeindruckenden Initiative heran, der sich mittlerweile bis gestern Mitternacht 2.547 Fanclubs und -gruppen und 13.604 Einzelpersonen angeschlossen haben.
„Damit haben sich mittlerweile über 300.00 der Erklärung angeschlossen“, meinte Thomas Kessen als Mitglied im Beirat der VfL-Fanabteilung und fügte lächelnd hinzu: „bedenkt man, dass an einem normalen Bundesligawochenende etwa 500.000 Fans ins Stadion gehen, dann hat über die Hälfte unsere Erklärung* unterschrieben … Wir erwarten von der Geschäftsführung, dass man das Anliegen von über 1.000 VfL-Fans beziehungsweise zehntausenden Fans in Deutschland endlich ernst nimmt.“
Alexander Stuckenberg, stellvertretender Abteilungsleiter der Fanabteilung und zugleich Mitglied im Aufsichtsrat der VfL Osnabrück GmbH & Co. KGaA, versicherte seinerseits, das Thema in den Aufsichtsrat einzubringen und dort zu diskutieren. „Ein Weiterso darf es nicht geben. Dafür wurden die Schwächen des aktuellen Systems Fußball in letzter Zeit zu offensichtlich.“
Auf die Reaktionen der Vereine, die letztendlich die DFL ausmachen, und des DFB darf man jedenfalls gespannt sein.
*Die Erklärung von „Unser Fußball“
„Ein fairer sportlicher Wettbewerb, der insbesondere durch eine gleichmäßigere Verteilung der TV-Gelder, die Begrenzung von Investoreneinflüssen und durch ein nationales Financial Fairplay realisiert werden soll.
So oft und so gerne der Fußball sich als gesellschaftliches Vorbild bezeichnet, soll er dies zukünftig auch tatsächlich sein. Der Kampf gegen Diskriminierung und Korruption, aber auch für sozial nachhaltiges Handeln und ökologische Verantwortung sind hier die Schlüssel.
Eingetragene Vereine und demokratisch-transparente Entscheidungsprozesse bilden die Basis eines demokratischen und wirtschaftlich nachhaltigen Fußballs. Damit einher geht die Stärkung der 50+1-Regel und auf Stabilität ausgelegtes, nachhaltiges Wirtschaften.
Fußball ist ein Publikumssport und lebt durch seine Fans. Es gilt daher die selbstorganisierte Fankultur zu stärken und Faninteressen verbindlich und kontinuierlich in Beteiligungsprozessen zu berücksichtigen.“