Angesichts zunehmender hybrider Bedrohungen, insbesondere durch Russland, plädiert der Katastrophenforscher Martin Voss für eine grundlegende Erneuerung des Zivilschutzes in Deutschland. Voss und Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, betonen die Notwendigkeit verstärkter Anstrengungen im Zivilschutz als Teil der Gesamtverteidigung.
Notwendigkeit der Erneuerung im Zivilschutz
Martin Voss, Katastrophenexperte der Freien Universität Berlin, äußerte in der „Rheinischen Post“ (Montagsausgabe) Kritik an der aktuellen Ausrichtung des Zivilschutzes. „Unser Zivilschutz ist nicht mehr zeitgemäß“, sagte er und verwies darauf, dass der Zivilschutz aus Zeiten des Kalten Krieges nahezu vollständig abgebaut wurde. Maßnahmen wie die Abschaffung von Reservekapazitäten und Hilfseinrichtungen wurden seinerzeit aus nachvollziehbaren Gründen umgesetzt. Voss betonte: „Aber bis heute haben wir den Zivilschutz nicht grundlegend neu aufgestellt. Heute sind wir ganz neuen Bedrohungen ausgesetzt, etwa durch die hybride Kriegsführung Russlands, aber auch vieler anderer Akteure.“
Gesellschaftliches Verständnis und Informationspolitik
Für die Neuausrichtung bedürfe es laut Voss eines neuen gesellschaftlichen Verständnisses des Zivilschutzes. „Ohne dieses Grundverständnis macht es auch wenig Sinn, über Einzelmaßnahmen wie Schutzräume zu sprechen“, so Voss. Er plädierte für eine umfassendere Betrachtung der Bedrohungsszenarien und mahnte eine transparentere Informationspolitik an: „Für eine bessere Vorbereitung der Bevölkerung wäre eine offensive Informationskampagne sinnvoll.“ In einer Demokratie seien Transparenz und guter Zugang zu Informationen unerlässlich, um Misstrauen und Manipulation zu vermeiden.
Rolle des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
Auch der Präsident des BBK, Ralph Tiesler, sieht trotz steigenden Bewusstseins für Krisenvorsorge weiteren Handlungsbedarf. Er erklärte gegenüber der „Rheinischen Post“: „Zivilschutz und zivile Verteidigung sind neben der militärischen Verteidigung eine notwendige Säule der Gesamtverteidigung.“ Tiesler hob hervor, dass alle gesellschaftlichen Bereiche, von staatlichen Organisationen bis hin zur Bevölkerung, in die Lage versetzt werden müssten, mit Krisen umzugehen. Das bereits gewachsene Bewusstsein für Krisenvorsorge müsse weiter gestärkt werden. „Die Anstrengungen dafür müssen wir jedoch in den kommenden Jahren noch intensivieren“, forderte er.
Beide Experten betonten die Wichtigkeit eines widerstandsfähigen Zivilschutzes, um den Herausforderungen moderner Bedrohungen gewachsen zu sein.
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