Im Rahmen einer deutsch-niederländischen Polizei- und Justizaktion wurden heute (01.02.) fünf mutmaßliche Geldautomatensprenger aus den Niederlanden nach Deutschland überstellt. Dies hatte in Osnabrück unter anderem zu einem Einsatz eines Hubschraubers der Bundespolizei geführt.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Osnabrück wurden die fünf Männer im Alter von 20 bis 29 Jahren in Osnabrück dem zuständigen Haftrichter beim Amtsgericht Osnabrück vorgeführt. Dieser ordnete Untersuchungshaft für die Beschuldigten an, die anschließend in verschiedenen niedersächsischen Justizvollzugsanstalten untergebracht wurden. Den Männern wird vorgeworfen, an insgesamt 23 Geldautomatensprengungen beteiligt gewesen zu sein, was im Falle einer Verurteilung mehrjährige Haftstrafen nach sich ziehen könnte. Die Hauptverhandlung vor dem Landgericht Osnabrück wird voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2024 terminiert.
Verschiedene Polizeieinheiten involviert
Bei der heutigen Überstellungsaktion waren aus Sicherheitsgründen verschiedene Polizeieinheiten von Bundes- und Landespolizei im Einsatz, darunter Diensthunde sowie ein Hubschrauber der Bundespolizei. Diese gemeinsame Aktion erfolgte im Zuge eines Großeinsatzes von niederländischen und deutschen Polizei- und Justizbehörden am 15. November 2023. Dabei wurden neben den fünf ausgelieferten Männern drei weitere mutmaßliche Mitglieder einer kriminellen Vereinigung festgenommen, die unter anderem für Geldautomatensprengungen verantwortlich sein sollen, darunter ein vermeintlicher Drahtzieher. Zusätzlich wurden zehn weitere Bandenmitglieder ermittelt.
Im Rahmen des länderübergreifenden Joint Action Days im vergangenen Jahr durchsuchten mehr als 200 Einsatzkräfte insgesamt 26 Wohnungen und Geschäftsräume in den Niederlanden und Deutschland. In den Niederlanden stießen die Ermittler dabei auf rund 250.000 Euro Bargeld, teilweise eingefärbt. Ein Mehrfamilienhaus in Amstelveen musste aufgrund der Sicherstellung von Sprengstoffen teilweise evakuiert werden. Neben Geld fanden die Behörden auch hochwertigen Schmuck und teure Uhren. Sprengstoffspürhunde und niederländische Sprengstoffexperten waren ebenfalls im Einsatz.
23 Geldautomatensprengungen mit Gesamtschaden von mehr als 5,5 Millionen Euro
Die 23 Geldautomatensprengungen, die den Verdächtigen zur Last gelegt werden, führten zu einem Gesamtschaden von mehr als 5,5 Millionen Euro. Die Ermittlungen begannen im August 2021 nach einem Hinweis der niederländischen Behörden zu einer Geldautomatensprengung in Osnabrück. Diese führten zu einer europaweiten Zusammenarbeit, unterstützt durch Europol und das von der Polizeidirektion Osnabrück geführte EU-Teilprojekt LUMEN-ATM.
Täter operieren innerhalb eines großen kriminellen Netzwerks
Die Täter verwendeten bei ihren Sprengungen ausschließlich Festsprengstoff, ein Trend, den auch das Bundeskriminalamt für das gesamte Bundesgebiet bestätigt. Dies stellt nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Niederlanden ein erhebliches Risiko dar, da der Sprengstoff in Wohngebieten montiert und gelagert wird. Die Täter operieren oft innerhalb eines großen kriminellen Netzwerks in wechselnden Zusammensetzungen. Sie nehmen hohe Risiken in Kauf und können leicht durch neue Mitglieder ersetzt werden.
Untersuchungen zeigen, dass ein beträchtlicher Teil dieser Straftaten von den Niederlanden aus begangen wird. Die niederländischen und deutschen Polizei- und Justizbehörden arbeiten daher intensiv zusammen, um Verdächtige aufzuspüren. Aufgrund erhöhter Sicherheitsmaßnahmen und der Verringerung der Anzahl von Geldautomaten in den Niederlanden haben die Kriminellen ihr Tätigkeitsfeld ins Ausland verlagert. Im Jahr 2022 erreichte das Bundeskriminalamt mit 496 Taten bundesweit einen Rekordwert. Die Anzahl der Taten in Niedersachsen ging jedoch im Jahr 2023 deutlich zurück. Nach Erfolgen im Herbst 2021 und Sommer 2022 war der große Schlag im November 2023 bereits der dritte, bei dem Ermittler der Zentralen Kriminalinspektion Osnabrück und der federführenden Staatsanwaltschaft Osnabrück maßgeblich beteiligt waren.