Wiesbaden (dts Nachrichtenagentur) – In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Beschäftigten in ambulanten Pflegediensten in Deutschland mehr als verdoppelt. Zum Jahresende 2021 waren in Deutschland 442.900 Personen, 134 Prozent mehr als Ende 2001, bei ambulanten Pflegeeinrichtungen beschäftigt, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mit.
2001 waren es noch 189.600. Die Zahl der Pflegebedürftigen, die von solchen Diensten zu Hause versorgt werden, ist im selben Zeitraum um 141 Prozent gestiegen. Auch die Zahl der Beschäftigten in Pflegeheimen nahm binnen 20 Jahren zu, wenn auch nicht so deutlich. Sie stieg um 71 Prozent von 475.400 Personen im Jahr 2001 auf 814.000 Personen 2021. Im selben Zeitraum stieg auch die Zahl der hier betreuten Pflegebedürftigen.
Dabei nahmen die vollstationär versorgten Personen um 31 Prozent auf 793.000 zu. Die Zahl der teilstationär versorgten Pflegebedürftigen hat sich in diesem Zeitraum allerdings mehr als verzehnfacht (+1.090 Prozent) auf 135.800, so das Bundesamt. Pflegebedürftige, die in Heimen versorgt werden, weisen oft einen höheren Pflegegrad auf. Ende 2021 hatten 44,7 Prozent der vollstationär versorgten Personen den Pflegegrad 4 oder 5. Im Vergleich dazu betrug dieser Anteil bei Menschen mit Versorgung durch einen ambulanten Pflegedienst 16,5 Prozent.
Die steigende Bedeutung dieser Art der Pflege schlägt sich auch in der Zahl der ambulanten Pflegedienste nieder: Sie ist binnen 20 Jahren um 45,1 Prozent gestiegen. Gab es zum Jahresende 2001 noch 10.600 ambulante Dienste, waren es Ende 2021 bereits 15.400. Gut zwei Drittel der Pflegedienste (67,8 Prozent) werden von privaten Trägern betrieben. Deren Zahl stieg von 5.500 Ende 2001 auf 10.400 Ende 2021. Kontinuierlich gesunken sind dagegen die Anteile von Diensten in der Hand freigemeinnütziger Träger (zuletzt 30,8 Prozent) und öffentlicher Träger (1,3 Prozent).
Zwar ist die Zahl der Beschäftigten in Pflegeeinrichtungen über die Jahre gestiegen, allerdings arbeiten viele von ihnen in Teilzeit. Bei den ambulanten Diensten lag die Teilzeitquote in den Jahren 2001 bis 2021 relativ stabil zwischen 65,0 Prozent (im Jahr 2001) und 70,9 Prozent (im Jahr 2007). Im Jahr 2021 waren es 68,1 Prozent, die in Teilzeit arbeiteten. Bei den weiblichen Beschäftigten betrug die Quote 71,5 Prozent, bei den männlichen 49,1 Prozent, teilte Destatis mit.
In Pflegeheimen lag sie etwas niedriger, doch stieg der Anteil der Teilzeitbeschäftigten hier an: von 47,6 Prozent Ende 2001 auf zuletzt 63,3 Prozent. Auch dort lag die Teilzeitquote bei den weiblichen Beschäftigten deutlich höher (67,7 Prozent) als bei den männlichen (44,0 Prozent). Im Vergleich zu anderen abhängig Beschäftigten ist die Teilzeitquote im Pflegebereich damit überdurchschnittlich hoch: Über alle Wirtschaftszweige hinweg arbeiteten nach Ergebnissen des Mikrozensus im Jahr 2021 nur 30 Prozent der abhängig Beschäftigten in Teilzeit. Bei Frauen betrug die Teilzeitquote 49 Prozent, bei Männern zwölf Prozent.
Viele der Beschäftigten in Pflegeeinrichtungen haben andere Berufe erlernt – oder gar keinen Berufsabschluss erworben. In ambulanten Pflegeeinrichtungen haben 26,0 Prozent der Beschäftigten einen Berufsabschluss außerhalb der pflege- und betreuungsbezogenen Berufe und stellen damit die größte Gruppe. Immerhin elf Prozent des Personals haben überhaupt keinen Berufsabschluss. Die wichtigsten Pflegeberufe sind die Altenpflege mit 22,9 Prozent und die Gesundheits- und Krankenpflege mit 16,7 Prozent der Beschäftigten.
In stationären Pflegeeinrichtungen ist die Struktur bei den Berufsabschlüssen ähnlich: Dort haben 25,6 Prozent der Beschäftigten einen Berufsabschluss außerhalb der Pflege- und Betreuungsberufe und 13,5 Prozent verfügen über keinen Berufsabschluss. In Bezug auf spezifische Abschlüsse ist im Heim die Altenpflege mit 22,7 Prozent der Beschäftigten am wichtigsten. Während die Zahl der Pflegebedürftigen insgesamt zunimmt, sinkt der Anteil derer, die vollstationär in Pflegeheimen versorgt werden: Von den bundesweit knapp 4,96 Millionen Menschen, die Ende 2021 pflegebedürftig waren, wurde nur rund ein Sechstel (0,79 Millionen Menschen) vollstationär gepflegt; fünf von sechs Pflegebedürftigen wurden zu Hause versorgt. Davon wurden 1,05 Millionen auch durch ambulante Pflegedienste versorgt. 2,55 Millionen Menschen erhielten Pflegegeld und wurden überwiegend durch Angehörige gepflegt. Ebenfalls zu Hause versorgt wurden weitere 0,56 Millionen Pflegebedürftige im Pflegegrad 1. Dabei liegt ein abweichendes Leistungsrecht vor, insbesondere erhalten die Pflegebedürftigen kein Pflegegeld. Mit steigendem Pflegegrad wächst der Anteil der Pflegebedürftigen, die stationär versorgt werden. Doch selbst unter denjenigen, die Pflegegrad 5 hatten, also schwerste Beeinträchtigungen und besondere Anforderungen an die pflegerische Versorgung aufweisen, wurden noch 51,4 Prozent zu Hause versorgt.
Die Erfassung schließt auch ambulante Betreuungsdienste ein, Auszubildende und Praktikanten sind nicht berücksichtigt.
Foto: Mann im Rollstuhl, über dts Nachrichtenagentur