Seit den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gibt es den Volkstrauertag. Diente er anfangs dem Gedenken an gefallene Soldaten, so wurde er zur Zeit des Nationalsozialismus und verstärkt ab 1933 zum „Heldengedenktag“ und damit zum Teil der NS-Propaganda. In der Nachkriegszeit rückte dann wieder die individuelle Trauer in den Vordergrund, denn im zerstörten Deutschland fiel es vielen Familien schwer offen über die Kriegszeit zu reden. Nun sind wir in einer Situation angekommen, in der kaum noch Menschen aus den beiden Kriegen leben und so die direkte Betroffenheit sinkt.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Landesverband Niedersachsen entwickelte aus diesem Grund eine Handreichung zur Neuorientierung des Volkstrauertages als Friedens- und Gedenktag in Niedersachsen. „Es ist eine Trauerveranstaltung und eine Gedenkveranstaltung, aber wir dürfen nicht stehen bleiben. Wir müssen in die Zukunft steuern“, erklärt Burkhard Jasper, stellvertretender Landesvorsitzender des Volksbundes in Niedersachsen. Der Volkstrauertag soll aktualisiert werden. Dabei ist es dem Volksbund vor allem wichtig, die Jugend miteinzubeziehen.
Neue Darstellungsformen gewünscht
Dies soll beispielsweise durch Schul- und Gemeindeprojekte geschehen. So sollen neben Wortbeiträgen, die oft in einem schulischen Umfeld für einen solchen Tag erarbeitet werden, auch andere Formen der Darstellung, wie Musik und Theater, willkommen sein. Die musikalischen Beiträge sollten generell ein wenig moderner gefasst werden, wenn es nach dem Volksbund geht. „Es könnten auch andere Hauptredner eingeladen werden, um die gesellschaftliche Perspektive zu erweitern“, schlägt Jasper vor.
Volkstrauertag soll mehr Menschen ansprechen
Die Vorschläge des Volksbundes scheinen ein klares Ziel zu haben: Mehr Menschen erreichen. „Wichtig ist, dass wir wieder mehr Menschen die Veranstaltung gewinnen und Impulse geben“, sagt Jasper. Impulse sollen bezüglich der möglichen Gestaltung von Tauertagen und Friedensarbeit gegeben werden. Denn vorallem die Friedenarbeit sieht Jasper als eine der Hauptaufgaben des Volksbundes und des Volkstrauertags. „Insgesamt ist dieses Gedenken eine sensible Angelegenheit, bei der man vieles beachten muss“, führt Jasper an. „Es soll nicht von rechten Kräften missbraucht werden. Es soll deutlich werden, dass wir für den Frieden arbeiten.“
Erste Schritte in eine andere Richtung
Einige Änderungen sind schon im Gange. So wurde bis letztes Jahr der Volkstrauertag noch zentral in Hannover begangen und dieses Jahr gibt es mehrere Standorte dafür, wie zum Beispiel Osnabrück. Am 18. November wird es also auch in der Friedensstadt eine Veranstaltung diesbezüglich geben. Für Jasper erscheint dies passend: „Der Volkstrauertag ist eine Mahnung gegen Krieg. Diese passt zur Friedensstadt.“