In einem Spiel, das größtenteils vom spielerisch überlegenen Gegner aus Paderborn bestimmt wurde, verlor der VfL nach durchaus strittigen Schiedsrichterentscheidungen mit 0:1. Ein am Ende dennoch verdienter Sieg der Gäste, der ohne einen alles überragenden Philipp Kühn auch höher hätte ausfallen können.
Vor dem Spiel
Nach dem unerfreulichen Spielverlauf in Düsseldorf ist die erfolgreiche Auswärtsserie des VfL gerissen, bei einer Niederlage gegen Paderborn droht nun sogar eine negative neue Heimserie auf die Lila-Weißen zuzukommen: Drei Heimspiele hintereinander hat der VfL in der 2. Bundesliga nämlich zuletzt vor dreißig Jahren verloren.
Da sich seit sechs Spieltagen regelmäßig Sieg und Niederlage abwechseln, wäre also heute für Statistikgläubige ein Sieg an der Reihe. Der SC Paderborn holte aus den letzten vier Spielen nur einen Punkt, scheint also verwundbarer als in den vergangenen Jahren zu sein, in denen er von den vergangenen acht Partien gegen den VfL sechs gewann, wobei zwei Begegnungen unentschieden endeten.
Die heutige Partie ist zudem das letzte Ligaspiel in diesem Jahr. Normalerweise befindet man sich vor den Weihnachtstagen bereits im ersten oder sogar zweiten Spiel der Rückrunde. Dieses Coronajahr bringt aber alles durcheinander. Der VfL hat mit 19 Punkten bereits jetzt die halbe Miete eingeheimst und kann nun mit dem heutigen Spiel und den noch ausstehenden vier Spielen im neuen Jahr die Hinserie mit einem dicken Polster beenden.
Noch immer vor dem Spiel
Wie immer loben die beiden sympathischen Trainer die Stärken des Gegners. Dass sich aufgrund des Mammutprogramms der vergangenen und kommenden Tage die Startelf häufiger ändert, ist selbstredend und sollte kaum Erstaunen hervorrufen, zumal bei fünf Wechselmöglichkeiten die halbe Feldmannschaft während eines Spiels ausgetauscht werden kann.
Bashkim Ajdini, der sich in Düsseldorf das Wadenbeinbruch angebrochen hat, wird leider längere Zeit fehlen und auch Marc Heider ist offenbar noch immer nicht einsatzfähig.
Seitens des VfL sollte besondere Aufmerksamkeit den Paderborner Spielern Denis Srebeny und Chris Führich gelten, denn beide haben allein 11 der 16 Paderborner Tore in dieser Saison erzielt.
Beide Trainer haben ihre Startelf gegenüber dem vergangenen Spieltag auf vier Positionen verändert: Beim VfL spielen Henning, Gugganig, Blacha und Kerk für den verletzten Ajdini und die drei Bankdrücker Taffertshofer, Schmidt und Santos. Bei Paderborn stehen Schonlau, Thalhammer, Michel und Ingelsson für Correia, Terrazino, Vasiliadis und für den gelb-rot-gesperrten Antwi- Adjey auf dem Rasen.
Beginn
Schiedsrichter ist Martin Petersen aus Stuttgart, der uns allen noch aus dem Pokalspiel gegen das Leipziger Dosenprojekt bekannt sein sollte und der den Feuerzeugwurf zum Glück überlebt hat. Anstoß hat bei hochsommerlichen Temperaturen um die 12 Grad im Schatten und bei empfundenen 25 Grad auf der Pressetribüne bei schönstem Sonnenschein der ganz in Rot mit gelben Längsstreifen auf der Brust angetretene SC Paderborn.
Die Paderborner gleich mit stürmischen Beginn und nach einer Ecke verpasst Schonlaus Kopfball nur knapp das Tor. Paderborn ist in den Anfagsminuten das aktivere Team, wohingegen der VfL außer einem Entlastungsangriff in der 11. Minute zwar nicht viel zustande bringt, aber fast von einer gefährlichen Rückgabe Dörflers profitieren kann.
Danach kommt der VfL etwas besser ins Spiel, stört früher und wird offensiv etwas stärker.
Paderborn die bessere Mannschaft, eine diskussionswürdige rote Karte für Maurice Trapp und Philipp Kühn hält den VfL im Spiel …
Nach einem Foul an Amenyido schießt Kerk nicht aufs Tor, sondern spielt Henning an, der aus gut 20 Metern auf den rechten kurzen Pfosten abzieht, aber Zingerle kann im letzten Moment klären. Kerks Eckstoß auf den ersten Pfosten bringt nichts ein.
Kurz darauf pariert Kühn einen immer länger werdenden Freistoß von Führich gekonnt zur Ecke, die ebenfalls ergebnislos bleibt.
In der 33. Minute klärt Trapp vor Michel kurz vorm Strafraum. Der VfLer spielt zwar den Ball, doch meint der Schiedsrichter, ein rotwürdiges Foul gesehen zu haben. Den anschließenden Freistoß von Führich klärt Kühn mit einer Weltklasseparade zur Ecke.
In der 45. Minute kann er einen Führich-Schuss aus zehn Metern mit einem unfassbaren Reflex klären. Seine Paraden retten den VfL über die Zeit.
Halbzeitfazit:
Der VfL hatte von Anfang an viel Mühe, ins Spiel zu kommen. Als sich das Mitte der ersten Halbzeit ein wenig zu ändern schien, bekam der VfL mit der roten Karte gegen Trapp einen gehörigen Schuss vor den Bug. Dass es immer noch 0:0 gegen die in allen Belangen überlegenen Paderborener steht, ist vor allem dem herausragenden Kühn zu verdanken.
Tipp: Die Halbzeitgedanken sind eine Melange aus Hintergrundinformationen und Kommentaren, die von Spiel zu Spiel mit dem jeweiligen Gegner aktualisiert werden. Wem das Lesen der Halbzeitgedanken zu mühselig ist: Einfach weiter nach unten scrollen, dort geht es dann mit dem aktuellen Spielbericht weiter.Halbzeitgedanken: Nicht ganz abwegige Halbzeitgedanken: Abwegige Halbzeitgedanken: Alles andere als abwegige Halbzeitgedanken |
Der VfL wechselt zur zweiten Hälfte und kassiert das 0:1
Für Kerk kommt Santos ins Spiel, Taffertshofer ersetzt Reis. Gleich in der 48. Minute beweist Kühn zum wiederholten Mal seine einsame Klasse, als er nach einer Ecke vor Schonlau und Sreb klären kann.
In der 53. Minute sogar die überraschende Konterchance für den VfL: Santos bedient mit einem Traumpass den durchstartenden Henning, dessen Schuss allerdings am rechten Pfosten vorbeigeht.
In der 56. Minute das 1:0 für Paderborn. Beermann lässt sich auf der rechten Seite von Dörfler den Ball abnehmen, der flankt scharf vor das Tor und Michel, der bis dahin beste Paderborner, versenkt den Ball aus vier Metern unhaltbar im Netz.
Der VfL will den Ausgleich …
… und hält gegen die spielstarken Paderborner mit allen Mitteln tapfer dagegen und gefällt mir nun fast besser als in der ersten Hälfte. In der 69. Minute erhält Schallenberg, der nur zwei Minuten zuvor die gelbe Karte erhalten hatte, die gelb-rote Karte nach einem groben Foul in der Hälfte des VfL an Taffertshofer.
Grote reagiert und schickt Niklas Schmidt für den emsigen Bryan Henning aufs Feld, um mehr Offensivkraft zu haben. Das Spiel 10 gegen 10 verspricht nun zumindest eine spannende Schlussphase.
Der VfL versucht nun zwar alles, bleibt aber im Angriff viel zu harmlos. Die Paderborner lassen ohnehin kaum Chancen zu und so bleibt es bei der erneuten Heimniederlage.
Fazit:
In einem aus Osnabrücker Sicht nicht sehr attraktiven Spiel, das größtenteils vom spielerisch überlegenen Gegner aus Paderborn bestimmt wurde, verlor der VfL am Ende zurecht mit 0:1. Ein verdienter Sieg der Gäste, der ohne einen alles überragenden Philipp Kühn auch höher hätte ausfallen zu können.
Bevor der VfL in die Weihnachtspause gehen kann, muss er am Dienstag im DFB-Pokal beim 1. FC Köln antreten. Im neuen Jahr geht es dann bereits am 3. Januar zum nächsten Punktspiel nach Kiel.
Zahlen, Daten & FaktenZuschauer: keine Tore: Gelbe Karten: Rote Karten: VfL Osnabrück: SC Paderborn 07: Schiedsrichter: Martin Petersen (Stuttgart) Statistik: Insgesamt trafen die beiden Clubs vor dem Spiel 16-mal aufeinander. |
Tabellarisches
Vor diesem Spiel stand der VfL mit einer Durchschnittsnote von 3,23 noch immer auf dem dritten Platz der Kicker-Formtabelle, die Paderborner mit 3,49 auf dem zehnten. Tatsächlich spielte der VfL als Tabellenachter gegen den Dreizehnten aus Paderborn.
Die aktuelle Tabelle:
Titelfoto: Kevin Wolz und Maurice Trapp; Foto: imago images / foto2press
Kalla Wefels Saisonrückblick 2019/20 erschien im aufwändigen A-4-Format und ist unter anderem bei Bücher Wenner erhältlich. Dietrich Schulze-Marmelingschreibt in seinem Vorwort: “Herausgekommen ist ein großartiges Saisonbuch. Eigentlich ist es weit mehr als das …” Um die Spielberichte herum ranken sich Reportagen, “Halbzeitgedanken”, Hintergrundberichte, Fankommentare und Kolumnen.
160 Seiten A-4-Format / 12,00 €
Kalla saß mit zwei Jahren zum ersten Mal auf der Trainerbank des VfL, und zwar auf dem Schoß seines Vaters „Doc“ Wefel, der 34 Jahre lang Mannschaftsarzt und Vorstandsmitglied war.
Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Jupp Heynkes, Gerd Müller, Paul Breitner, Lothar Matthäus, Diego Maradona und Kalla Wefel hatten denselben Fußballtrainer, nämlich Udo Lattek, der einst bei Familie Wefel ein und aus ging. Diese und viele weitere skurrile, heitere und ernste Geschichten und Anekdoten um den VfL lassen sich in seinen Büchern „Mein VAU-EFF-ELL!“ und „111 Gründe, den VfL Osnabrück zu lieben“ nachlesen. Die von ihm 2010 mit viel Aufwand produzierte CD „Wir sind der VfL“ wurde 5.000 mal verkauft und der komplette Erlös (etwa 30.000 €) ging an terre des hommes. Seine VfL-Heimatabende sind legendär.
Mit „Kär, Kär, Kär!“ schrieb er das nach der Bibel und „Mein Kampf“ meistverkaufte Buch Osnabrücks, das aktuell in der 3. überarbeiteten Ausgabe veröffentlicht wurde. Mit “Der VfL in der Saison 2019/20” hat er ein neues Format entwickelt, das von nun an jährlich erscheinen soll. Seit über vierzig Jahren arbeitet er professionell als Journalist und Buchautor sowie als Kabarettist und Musiker.