In einem zunächst ausgeglichenen Spiel musste sich der VfL nach 93 Minuten 3:0 geschlagen geben. Der Sieg der Fortuna geht zwar letztendlich in Ordnung, fiel aber ein, zwei Tore zu hoch aus. In Anlehnung an einen uralten Hit fällt mir dazu nur ein: „Wär ich doch in Osnabrück geblieben …“
Es gab keine PK vor dem Spiel. „In diesem Stadion zu spielen, das ist sehr reizvoll. Wir fahren da mal hin und sagen hallo“, verkündete Trainer Grote vor dem Spiel. Nun, auch menschenleere Stadien scheinen ihren Reiz zu haben.
Der VfL hat nach dem sonntäglichen Sieg in Braunschweig in den nächsten sechs Tagen drei weitere Spiele vor der Brust: Heute gegen Düsseldorf, Samstag an der Brücke gegen Paderborn und am Dienstag im DFB-Pokal in Köln.
Da heißt es, das Training genau einzuteilen, die Kräft nicht überzustrapazieren und die Stimmung aufrechtzuerhalten.
Man könne nicht ständig predigen, ein Team mit vielen Optionen zu sein, um sie dann nicht zu nutzen, meint Grote. Von den Namen her verfüge die Fortuna über einen Erstligakader und man müsse der individuellen Qualität des Gegners vor allem mit mannschaftlicher Geschlossenheit begegnen.
Grotes kurze und trockene Art lässt auch Floskeln sympathisch klingen. Solange er nicht über polyvalente Spieler schwadroniert, ist alles in bester Ordnung.
Die nicht ganz jungen Fans dürften sich noch an Düsseldorfs Torjäger Rouwen Hennings erinnern, der in der Saison 2007/2008 und 2012 für den VfL spielte. Er läuft seit 2016 für die Fortuna auf und ist auch in der laufenden Saison mit allerdings „nur“ drei Toren ihr bester Torschütze.
Der VfL mit einigen Veränderungen in der Startelf: Multhaup ersetzt Blacha und Schmidt startet für Kerk. Christian Santos steht nach längerer Verletzungpause für Ihorst auf dem Platz. Solche Rotationen sind wohl in erster Linie den Belastungen der vergangenen und kommenden Wochen geschuldet.
Bei Düsseldorf steht nach dem 2:1-Sieg in Karlsruhe für den gelb-rot-gesperrten Torwart Kastenmeier Wolf zwischen den Pfosten. Für Karaman steht Kownacki zum ersten Mal in der Startelf.
Beginn …
Schiedsrichter Florian Lechner aus Hornstorf pfeift pünktlich um 18.30 die Partie an. Anstoß hat bei recht mildem Wetter um die acht Grad die ganz in Rot angetretene Fortuna.
Der VfL greift die extrem heimstarken Düsseldorfer schon früh an und hat sogar in der vierten Minute die erste Chance nach einer Ecke von Schmidt, als Beermann mit einem Kopfball im Strafraum einen Mitspieler einsetzen will, aber die Düsseldorfer etwas dagegen haben.
In der 11. Minute dann das 1:0 für die Düsseldorfer. Prib köpft nach einem Einwurf auf Kownacki, der mit einer Drehung Appelkamp geschickt freispielt und dessen platzierter Schuss landet unhaltbar unten links in Kühns Kasten
Nach der Anfangsviertelstunde kommt der VfL besser ins Spiel …
… und erzielt durch einen phantastischen Wolze-Freistoß aus gut 20 Metern fast den Ausgleich, aber der Ball kracht gegen den rechten Pfosten. Die viel zu lässig aufgestellte Ein-Mann-Mauer der Düsseldorfer hätte sich fast gerächt.
Der VfL ist nun am Drücker. Chancen im Minutentakt durch Santos, Wolze, Schmidt, Multhaup oder Amenyido folgen.
Nach einem heftigen Zusammenprall in der 27. Minute müssen Peterson und Ajdini behandelt werden, können aber nach einigen Minuten Behandlungspause beide weiterspielen.
Beide Teams spielen nach der Zwangspause eine Weile etwas verhaltener, doch nimmt das Spiel rasch wieder Fahrt auf, echte Torchancen gibt es allerdings kaum. In der 37. Minute muss Ajdini aufgrund des Zusammenpralls doch noch vom Platz gehen und wird durch Bryan Henning ersetzt.
Auf beiden Seiten finden in den Schlussminuten der ersten Halbzeit kaum nennenswerte Angriffe statt, wobei der VfL nach dem 1:0 der Düsseldorfer das aktivere Team ist. Aufregung noch einmal in der 48. Minute, als Amenyido mit einem dummen Foul Peterson von hinten in die Beine grätscht und Glück hat, nur den gelben Karton zu sehen.
Halbzeitfazit:
Die Führung der Fortuna geht aufgrund der dynamischeren Anfangsminuten nur mit Abstrichen in Ordnung, denn der VfL war danach das aktivere Team. Beide Abwehren ließen nur wenig zu und Wolzes Pfostenschuss hätte gut das 1:1 markieren können, das absiolut verdient gewesen wäre.
Tipp: Die Halbzeitgedanken, eine Melange aus Hintergrundinformation und Kommentar, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Sie fallen hin und wieder recht knapp, manchmal aber auch sehr ausführlich aus. Wem das Lesen der Halbzeitgedanken zu mühselig ist: Ganz einfach weiter nach unten scrollen, dort geht es dann mit dem aktuellen Spielbericht weiter.Halbzeitgedanken: Nicht ganz abwegige Halbzeitgedanken: Etwas abwegige Halbzeitgedanken: |
Der VfL wechselt zur zweiten Hälfte …
Klar ist: Der VfL drängt nun auf den Ausgleich, die Fortuna auf das zweite Tor. Beide Mannschaften neutralisieren sich aber immer wieder im Mittelfeld, sodass kaum Torchancen entstehen.
Hin und wieder sieht man von der extrem hohen Pressetribüne aus beim Verschieben der Viererketten wie bei einem Schachspiel zu. Der VfL hat mehr vom Spiel, aber die Fortuna steht sattelfest und wartet auf ihre Konterchance.
Selten traf die Floskel vom gegenseitigen Neutralisieren mehr zu als für die Anfangsviertelstunde der zweiten Halbzeit.
Nach 60 Minuten kommt Kerk für Santos ins Spiel …
Pledls Freistoß nach einem Foul von Beermann am linken Strafraumrand geht in Richtung langes Eck, Kühn hält.
Kurz darauf kann Danso erneut einen Kopfball aus kurzer Entfernung nicht verwandeln. Der VfL ist nun im Glück und kommt selbst kaum bis in den Düsseldorfer Strafraum. Er ist zwar stets bemüht, bringt aber so gut wie keine Chance zustande.
In der 88. Minute dann der Todesstoß. Sobottka läuft nach einem Konter allein auf Kühn zu, spielt auf den mitgelaufenen Hennings, der keine Mühe hat, den Ball in die Maschen zu setzen. Zwei Minuten später schlenzt Hennings den Ball nach Zuspiel von Pledl ins lange Eck. Es steht 3:0 und das Spiel wird abgepiffen.
Fazit
In einem Spiel, in dem zunächst beide Mannschaften nur wenige Chancen des Gegners zuließen und auf Augenhöhe spielten, gewann die Fortuna aufgrund der guten Schlussminuten am Ende zurecht, wenn auch ein oder zwei Tore zu hoch.
Zahlen, Daten & FaktenZuschauer: keine, bis auf wenige Offzielle und Medienvertreter als Geisterkulisse Tore: Gelbe Karten: Fortuna Düsseldorf: VfL Osnabrück: Schiedsrichter: Florian Lechner (Hornstorf) |
Tabellarisches
Vor diesem Spiel stand der VfL mit einer Durchschnittsnote von 3,19 nach wie vor auf dem dritten Platz der Kicker-Formtabelle, die Fortuna mit der Note 3,77 auf dem sechzehnten Platz. Tatsächlich spielte der VfL als Fünfter des elften Spieltags gegen den Siebten aus Düssseldorf.
Die aktuelle Tabelle:
(Achtung: die Tabelle aktualisiert sich automatisch und ist ggf. noch nicht aktuell)
Foto: Christian Santos im Zweikampf gegen Andre Hoffmann (Fortuna Düsseldorf), Foto: imago images / osnapix
Kalla Wefels Saisonrückblick 2019/20 erschien im aufwändigen A-4-Format und ist unter anderem bei Bücher Wenner erhältlich. Dietrich Schulze-Marmeling schreibt in seinem Vorwort: “Herausgekommen ist ein großartiges Saisonbuch. Eigentlich ist es weit mehr als das …” Um die Spielberichte herum ranken sich Reportagen, “Halbzeitgedanken”, Hintergrundberichte, Fankommentare und Kolumnen.
160 Seiten A-4-Format / 12,00 €
Kalla saß mit zwei Jahren zum ersten Mal auf der Trainerbank des VfL, und zwar auf dem Schoß seines Vaters „Doc“ Wefel, der 34 Jahre lang Mannschaftsarzt und Vorstandsmitglied war.
Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Jupp Heynkes, Gerd Müller, Paul Breitner, Lothar Matthäus, Diego Maradona und Kalla Wefel hatten denselben Fußballtrainer, nämlich Udo Lattek, der einst bei Familie Wefel ein und aus ging. Diese und viele weitere skurrile, heitere und ernste Geschichten und Anekdoten um den VfL lassen sich in seinen Büchern „Mein VAU-EFF-ELL!“ und „111 Gründe, den VfL Osnabrück zu lieben“ nachlesen. Die von ihm 2010 mit viel Aufwand produzierte CD „Wir sind der VfL“ wurde 5.000 mal verkauft und der komplette Erlös (etwa 30.000 €) ging an terre des hommes. Seine VfL-Heimatabende sind legendär. Mit „Kär, Kär, Kär!“ schrieb er das nach der Bibel und „Mein Kampf“ meistverkaufte Buch Osnabrücks. Mit “Der VfL in der Saison 2019/20” hat er ein neues Format entwickelt, das von nun an jährlich erscheinen soll. Seit über vierzig Jahren arbeitet er professionell als Journalist und Buchautor sowie als Kabarettist und Musiker.