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Der VfL Osnabrück gibt gegen Hannover 96 alles und verliert erneut

Intro

Ein Spielbericht von Hermann Schmidt

Die vergangene Saison hat Hannover 96 auf dem 6. Tabellenplatz abgeschlossen. Der von Hörgeräte- Unternehmer Martin Kind regierte Verein ging als einer der Aufstiegsaspiranten in die neue Spielzeit, muss sich jedoch bislang unter Trainer Kenan Kocak mit einem Mittelfeldplatz zufriedengeben. Vor dem Besuch des VfL Osnabrück in der niedersächsischen Landeshauptstadt weisen die „Roten“ (Vereinsfarben eigentlich Schwarz-Weiß-Grün) vier Punkte mehr als die „Lila-Weißen“ aus. Das letzte Auswärtsspiel der 96er beim Karlsruher SC ging durch ein unglückliches Eigentor von Kingsley Schneider verloren, obgleich die Hannoveraner im gesamten Spielverlauf Druck auf das Tor der Badener entfachten. Der schlaksige Goalgetter Marvin Ducksch und sein schwergewichtiger Sturmkollege Hendrik Weydant vergaben mehrere hochkarätige Chancen.

Dennoch gehen die Hannoveraner an diesem Montagabend als Favorit in die Begegnung. Nach dem Sieg am 3.1.2021 bei Holstein Kiel haben die Lila-Weißen nichts mehr gerissen. Vier Spiele in Folge gingen verloren, drei davon mit einem Tor Unterschied, am Hamburger Volkspark kassierte man eine 5:0 Klatsche. Im letzten Heimspiel an der Bremer Brücke gegen die SpVgg. Fürth zeigte sich das Team von Trainer Marco Grote zwar leicht verbessert, doch die Niederlagenserie hat im Umfeld des VfL zu Verunsicherungen geführt. Um nicht in den Abstiegsstrudel zu geraten, müssen die Osnabrücker im Gastspiel bei Hannover 96 punkten. Denn die hinter den Lila-Weiß liegenden Konkurrenten Würzburger Kickers, SV Sandhausen und FC St. Pauli haben am Wochenende überraschend ihre Spiele gewonnen.

Die am späten Nachmittag vom VfL bekanntgegeben Neuverpflichtungen (Sebastian Müller und Jay-Ray Grot) sind noch nicht im Kader.

Start bei klirrender Kälte

Null Grad und leichter Schneefall im Rund des Niedersachsenstadions. Die VfL- Sympathisanten unter den Beobachtern harren auf der Tribüne in einer Mischung aus Zittern und Bangen, nicht nur wegen der Kälte. Und sie hoffen auf ein lila-weißes Wintermärchen, bei dem am Ende wenigstens ein Punkt entführt werden kann.

Der VfL tritt in Kanariengelb an. Wie in den letzten Spielen gerät der VfL sofort unter Druck. Schon vor Ablauf der 2. Minute schießt Ducksch auf Flanke von Bijol aus Nahdistanz auf das Tor von Philipp Kühne. Der Ball rutscht ihm zwischen den Füßen hindurch zur ersten Ecke, weil der VfL Keeper ihn noch berührte. Nach 5 Minuten der zweite Schuss der 96er durch Hult auf Kühns Gehäuse, doch der pariert. Zwei Minuten später kommen die Gäste aus Osnabrück nach dem ersten Angriff zu einem Eckball, der nichts einbringt.

Das Spiel ist zunächst von Zweikämpfen und Fehlpässen geprägt. Nachdem der VfL sich etwas befreien kann, führt ein Fehlpass von Ludovit Reis zur dritten Großchance für 96, die Twumasi versiebt. Zuvor stand Ducksch jedoch im Abseits.

Die aufopferungsvolle Defensivarbeit des VfL endet meist im vergeblichen Bemühen, Druck in der Hälfte der Roten zu entfachen. Häufige Ballverluste im Mittelfeld der Gäste nehmen den Angriffsbemühungen in dieser Phase der Begegnung jegliche Chance auf Erfolg.

Deutliches Chancenplus für Hannover 96 in der ersten Halbzeit

In der 23. Minute drischt der quirlige japanische Nationalspieler Muroya eine Flanke von rechts in den Strafraum, an der Kühn vorbeifliegt. Ajdini lenkt zur Ecke ab. Nach dem folgenden Eckstoß berührt Amenyido im Strafraum den Ball mit dem Arm. Der souverän leitende Schiedsrichter Manuel Gräfe verweigert zurecht den von Hannoveranern geforderten Elfer. Das bestätigt auch der Kölner Keller.

In der 30. Minute prüft Trapp nach einer von Twusami hereingegeben Flanke den eigenen Torwart. Kühn hält überragend. Drei Minuten später köpft Ducksch aus 3 m Entfernung auf den Osnabrücker Kasten- und wieder rettet Kühn. Ohne Kühn und ohne das beim Fußball erforderliche Quäntchen Glück könnte Osnabrück einmal mehr im Rückstand liegen.

Patrick Twumasi (7, Hannover) im Kopfballduell mit Kevin Wolze; Foto: Imago images / Joachim Sielski
Patrick Twumasi (7, Hannover) im Kopfballduell mit Kevin Wolze; Foto: Imago images / Joachim Sielski

Drei Minuten vor der Halbzeit zeigt Sebastian Kerk zum ersten Mal in diesem Match, was er draufhat. Sein knallharter direkter Freistoß auf 25 Metern zischt haarscharf am linken Pfosten vorbei. Das war die erste echte Torchance des VfL.

Um in der zweiten Halbzeit zu bestehen, muss der VfL Osnabrück die Bälle im Mittelfeld behaupten und häufiger zum Abschluss kommen. Ein einziger gefährlicher Torschuss auf den Kasten von Esser ist trotz ausgeglichener Verhältnisse beim Ballbesitz zu wenig, um die 96er in Bedrängnis zu bringen. Mit dem Halbzeitstand dürfen die Lila-Weißen durchaus zufrieden sein. Philipp Kühn war in den ersten 45.Minuten der überragende Mann in ihren Reihen.

VfL wird offensiver und kassiert das Führungstor der Hannoveraner

Zur 2. Halbzeit bringt Trainer Marco Grote „Heidi“ Heider, der auch gleich auf dem linken Flügel durchgeht und zu Sebastian Kerk passt. Dessen Schuss geht dieses Mal haushoch über den Kasten. Weiterhin versucht der VfL sich in ruhigem Aufbauspiel. Trotzdem geraten sie erneut in die Defensive. Kaiser und Hübers vergeben auf 96er Seite zweifach aus aussichtsreicher Position.

Im Gegenzug flankt Kerk von links auf Multhaup. Sein Schuss aus kurzer Distanz geht am Tor vorbei.

Genau in dem Moment, in dem der VfL zeigt, das Spiel offensiver gestalten zu wollen, wird er bestraft:  In der 55. Minute schlägt Haraguchi nach kurzer Ecke eine Flanke auf Hübers, und der verwandelt mit dem Kopf aus 5 m Distanz zur bis dahin verdienten 1:0 Führung für die Roten. Danach geht ein Ruck durch die Reihen des VfL.

Kerk und Heider erzwingen zwei Eckbälle, die 96 Torhüter Esser allerdings vor keine Probleme stellen. Durch die Einwechslungen von Schmidt und Henning versucht Trainer Grote zwanzig Minuten vor Schluss noch einmal Akzente zu setzen. Schmidt treibt das Spiel sofort mutig nach vorne. Ein scharf getretener Freistoß von Kerk wird zur Ecke abgewehrt. Der VfL wehrt sich. Hannover zieht sich etwas zurück. Das Spiel der Lila-Weißen in Gelb wird nun gefälliger, der VfL versucht alles. Durch ihre Schlussoffensive entblößt der VfL die Abwehr, und die Hannoveraner kommen zu Chancen. In der 83. Minute bricht Weydant auf dem rechten Flügel durch und erzielt vermeintlich das 2:0. Doch er stand bei der Ballannahme im Abseits. Die Osnabrücker halten dagegen, ihre in der zweiten Halbzeit vorgetragenen Angriffe zeigen, dass der VfL auch nach vorne spielen kann. Heider und Schmidt haben das Spiel belebt und die Hannoveraner mehrfach in die Bredouille gebracht. Die Belohnung bleibt den heute tapfer kämpfenden Gästen von der Hase versagt.

Der in der vorletzten Minute erzielte Ausgleichstreffer der Osnabrücker durch Henning wird wegen hauchdünner Abseitsstellung von Heider nicht gegeben.

Zahlen und Daten:

Aufstellung Hannover 96:

Esser; Muroya, Franke, Hübers, Hult (89. Basdas) ; Kaiser (89.Ochs), Bijol, Haraguchi; Twumasi (77.Sulejmani), Muslija (63. Schindler); Ducksch (77. Weydandt).

Aufstellung VfL Osnabrück:

Kühn; Ajdini (79. Gugganig), Beermann (79. Bapoh), Trapp, Wolze; Taffertshofer, Reis (69. Henning); Multhaup, Kerk, Amenyido (45. Heider); Santos (69. Schmidt)

Schiedsrichter:

Manuel Gräfe (Berlin-Zehlendorf)

Tore:

1:0 Hübers (55.)

Gelbe Karte:

Beermann (63.)

Taffertshofer (90.)

Die aktuelle Tabelle (Grafik aktualisiert sich fortlaufend)

Der VfL Osnabrück gibt gegen Hannover 96 alles und verliert erneut

Titelfoto: Marcel Franke (28, Hannover), Jaka Bijol (6, Hannover), Torschütze Timo Hübers (15, Hannover) und Florent Muslija (35, Hannover) jubeln nach dem Tor zum 1:0 fuer Hannover, Timo Beermann, Maurice Trapp, Bashkim Ajdini, Philipp Kühn und Marc Heider sind enttäuscht; Foto: Imago images / Joachim Sielski


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Hermann Schmidt
Hermann Schmidt
Hermann Schmidt beobachtet den Fußball an der Hase von der Elbe aus. In Hamburg war der gebürtige Hesse lange Zeit als Verlagsmanager tätig. Zwanzig Jahre lang hat er selbst gespielt, in der Jugend als Stürmer und danach als Vorstopper in seiner Heimat und beim BFC Südring (Berlin). Schmidt ist Autor zahlreicher Fußballbücher und Biografien. Die Buchveröffentlichungen „Legenden des FC St. Pauli“ und „Männer trinken kein Fanta“ sind im Jahr 2020 erschienen. Zu seinen Lieblingsclubs gehören neben dem VfL auch Holstein Kiel, der FC St. Pauli und der 1.FC Köln.

  

   

 

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