Trotz Niederlage überwintert der VfL auf einem Platz an der Sonne
Der VfL verlor nach einer stets spannenden, spielerisch allerdings nicht sehr hochklassigen Partie wie schon im Hinspiel 3:1 gegen den 1. FC Heidenheim … Einiges erinnerte dabei an das Hinspiel, nicht nur eine entscheidende gelb-rote Karte in der zweiten Halbzeit. Das mag bitter sein, doch mit 26 Punkten hat sich der VfL ein fettes Polster für die Rückrunde angefressen und kann als Tabellensechster entspannt in die Winterpause gehen.
Der 1. FC Heidenheim lag als Tabellenvierter vor der Partie mit einem Kicker-Notenschnitt von 3,27 einen Platz vor dem Tabellenfünften und zugleich einen Platz hinter dem Bewertungsvizemeister VfL Osnabrück (3,13). Wieder einmal trafen die Mannschaften der Stunde aufeinander, zu denen der VfL seit etlichen Wochen gehört und Heidenheim aufgrund beeindruckender Erfolge aus den vergangenen Partien.
Die Wunde der unglücklichen Auftaktniederlage gegen Heidenheim, bei der schon zu sehen war, über welch hohe Qualität der VfL auf dem Rasen verfügt, ist offenbar noch immer nicht ganz verheilt, denn ein sichtlich gut gelaunter Daniel Thioune verkündete vor dem Spiel: „Damals haben wir gesehen, was wir noch lernen müssen. Jetzt wollen wir zeigen, was wir gelernt haben.“
Beginn
Gegenüber der Aufstellung der letzten Woche stand Agu für Wolze in der Startelf.
Heidenheim unverändert gegenüber der Partie gegen Arminia Bielefeld, das in Heidenheim 0:0 ausging.
Zunächst gab es nach dem Anstoß durch Heidenheim das berühmte gegenseitige Abtasten, bei dem kein Team zunächst wirkliche Torgefahr entwickelte.
Dann in der 7. Minute ein Angriff der Heidenheimer. Kleindienst zieht aus 20 Metern ab, doch Kühn kann in gewohnt souveräner Manier klären.
Beide Mannschaften forcierten nun die Angriffsbemühungen ein wenig, waren aber stets auf Absicherung nach hinten bedacht. Lautstärkemäßig lag der bunte Osnabrücker Block nach einer Viertelstunde klar in Führung.
Heidenheim kommt langsam, aber gewaltig
Heidenheim war zunächst das etwas aktivere Team. In der 21. Minute wurde die Osnabrücker Abwehr kalt erwischt. Auf Höhe der Mittellinie vertändelt Taffertshofer durch einen viel zu schwach geschossenen Rückpass den Ball, Kerschbaumer schnappt sich das Leder, passt quer vor das Osnabrücker Tor und überrumpelt damit drei Osnabrücker Abwehrspieler. Leipertz kommt noch vor van Aken an den Ball, zieht ab und lässt Kühn keine Chance. 1:0.
Der nun stark angeschlagen wirkende VfL sah sich fortwährenden Angriffen der Hausherren ausgesetzt und konnte selbst kaum Torgefahr entwickeln. In der 28. Minute kommt nach einer Theuerkauf-Flanke Kleindienst im Fünfmeterraum fast ungehindert zum Kopfball. Der Aufsetzer springt über die Latte. Das hätte das 2:0 sein müssen.
Der VfL sah in dieser Phase des Spiels nicht gut aus, Heidenheim kontrollierte das Spiel und die wenigen Angriffe des VfL stellten die Abwehr der Gastgeber kaum vor Probleme.
Halbzeitfazit:
Die Führung der Heidenheimer war wegen der spielerischen Überlegenheit und der besseren Chancen verdient, wenngleich der VfL in den letzten Minuten mit einigen Angriffsbemühungen vor der Halbzeit ein wenig ins Spiel zurückfand. Da der VfL in der Vergangenheit häufig genug bewiesen hat, dass er selbst verloren geglaubte Spiele drehen kann, konnte man auf die zweite Halbzeit hoffen.
Halbzeitgedanken:Mit dem Industriestädtchen Heidenheim verbinden die meisten Menschen mit Ausnahme des Zweitligisten wohl nur wenig. 50.000 Einwohner verteilen sich auf 107 km². Platz ist also genug da, um dort Fußball spielen und ein kleines, feines Stadion bauen zu können. Voith-Maschinenbau und die Hartmann-Verbandsstoffe sind die größten Unternehmen in der Region, die sich auch beide beim FC nicht nur engagieren, sondern auch die Vereinspolitik bestimmen. Gar nicht mal so abwegige Halbzeitgedanken:Den 1. FC Heidenheim gibt es mitsamt der Vorgängervereine angeblich seit 1846, Fußball gespielt wird dort aber erst seit 1911. Das 1970 von der Stadt errichtete Albstadion fast heute 15.000 Zuschauer und entspricht auch sonst ganz brav den Wünschen der DFL und seines Hauptsponsors Voith. Abwegige Halbzeitgedanken:Der Schiedsrichter Michael Bacher (28) wohnt übrigens in einer der vier Straßen von Kirchensur. Kirchensur ist offenbar fest in der Hand der Familie Auer, der eine Auer verkauft Land-, der andere Melkmaschinen. Als eines der Epizentren Oberbayerns liegt Kirchensur zwischen Heribert Pelzers Heizungs- und Sanitärbetrieb und der Obinger Hundeschule in Gallertsham. Wütende Halbzeitgedanken:Dass der VfL nun ausgerechnet im türkischen Belek sein Trainingslager abhalten muss, ist für mich völlig unverständlich, solange dort der kriegführende Despot Erdogan an der Macht ist und unzählige Regimegegner und kritische Journalisten im Gefängnis sitzen. Versöhnliche Halbzeitgedanken:Im Heidenheimer Stadtteil Schnaitheim erinnert seit 1971 die Georg-Elser-Anlage mit Gedenkstein und einer Tafel mit Porträt und den Lebensdaten an den Hitler-Attentäter Georg Elser, der aus der Arbeiterbewegung kommend als Einzelkämpfer den von ihm vorhergesehenen Krieg mit der Tötung Hitlers verhindern wollte. |
Beide Mannschaften gingen unverändert in die zweite Hälfte
Weder Daniel Thioune noch Frank Schmidt sahen einen Grund für einen Wechsel.
Die zweite Hälfte begann mit einigen erfreulichen Angriffsbemühungen des VfL, doch schien Heidenheims Abwehr unüberwindbar zu sein, dennoch kamen die Osnabrücker zusehends besser ins Spiel und waren nun sogar die spielbestimmende Mannschaft und auch die Fans gaben wie üblich alles.
Zwingende Chancen gab es zunächst auf beiden Seiten nicht, doch der VfL holte sich einen Fleißpunkt nach dem anderen ab. Diese Mannschaft lässt sich einfach nicht unterkriegen.
Plötzlich fallen die Tore …
In der 67. Minute tritt Schnatterer einen Eckball für Heidenheim. Kleindienst setzt sich gegen Taffertshofer im Strafraum durch und köpft aus zehn Metern ins lange Eck. 2:0!
Als man kaum noch an einen Punktgewinn des VfL glauben mochte, kam mit Álvarez und Heider neuer Schwung ins Osnabrücker Spiel. Prompt fiel in der 75. Minute der Anschlusstreffer. Marcos Álvarez passt quer auf Bryan Henning, der mit einer feinen Einzelaktion Kevin Müller keine Chance lässt. 2:1!
Die aufkeimende Hoffnung wurde zunächst durch ein dummes Foul von Taffertshofer an Otto in der 81. Minute gedämpft, sodass der Osnabrücker wegen der zweiten gelben Karte vom Platz gestellt werden musste. Nach dem Platzverweis wurde der VfL mit beeindruckendem Kampfgeist nun plötzlich immer stärker und erarbeitete sich einige Chancen. Der Ausgleich schien durchaus im Bereich des Möglichen zu sein.
In der 89. Minute dennoch der endgültige Todesstoß. Otto spielt Kleindienst vor dem Osnabrück Strafraum an, der zieht ab und es steht 3:1.
Fazit
Ein aufopferungsvoll kämpfender VfL verliert gegen einen stabiler wirkenden Gegner nicht ganz zu unrecht.
Die Mannschaft ist nach nun acht ungeschlagenen Spieltagen zum ersten Mal wieder als Verlierer vom Platz gegangen. Kein Grund also, den Kopf in den Sand zu stecken.
Der VfL hat vor der Winterpause sage und schreibe 26 Punkte geholt und kann nun ganz entspannt Weihnachten feiern. Nach 18 nervenaufreibenden Spielen bin ich sogar etwas froh über die Winterpause und freue mich gleichzeitig auf das neue VfL-Jahr, das am Mittwoch, den 29.01.2020, um 20.30 Uhr an der Bremer Brücke mit der Partie gegen den SV Sandhausen beginnt.
Ich wünsche allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch.
Zahlen, Daten & FaktenZuschauer: 12.100, davon etwa 500 aus Osnabrück Tore: 1. FC Heidenheim: Müller – Busch, Mainka, Hüsing, Föhrenbach (65. Otto) – Dorsch, Theuerkauf – Schnatterer (76. Multhaupt), Kerschbaumer, Leipertz (85. Feick) – Kleindienst VfL Osnabrück: Kühn – Ajdini, Heyer, van Aken, Agu – Schmidt (72. Álvarez), Taffertshofer, Blacha – Henning, Ouahim (85. Köhler) – Friesenbichler (72. Heider) Schiedsrichter: Michael Bacher (Kirchensur/Gemeinde Amerang) Gelb-Rote Karte: |
Die aktuelle Tabelle: