In einem Spiel, das keinen Sieger verdient gehabt hätte, holte der VfL ein gerechtes und hart erkämpftes Unentschieden gegen einen starken Gegner aus Darmstadt.
Vor dem Spiel
Aufgrund der Terminenge gab es keine Pressekonferenz, doch zeigten sich Trainer und Spieler nach dem 1:1 in Heidenheim ausgesprochen zufrieden. Eingedenk der Tatsache, dass der VfL nach 14 Tagen Quarantäne und zusätzlicher Länderspielpause insgesamt 23 Tage kein Punktspiel hatte, ist das sicherlich mehr als berechtigt.
Erstaunlich ist die enorme Leistungsdichte der Mannschaft. Jede Einwechslung in Heidenheim war ein Volltreffer und machte das Team noch stabiler als zuvor. Zudem stand mit Ludovit Reis ein neuer Spieler auf dem Platz, der zwar nur wenige Trainingseinheiten mit der Mannschaft absolvieren konnte, aber dennoch einen souveränen Auftritt hinlegte.
Als einer von nur drei Zweitligavereinen, die wie der HSV und Jahn Regensburg in dieser Saison noch ungeschlagen sind, hofft der VfL natürlich auf eine Fortsetzung dieser Serie. Allzu gerne denkt man dabei an das volle Stadion und den grandiosen 4:0-Erfolg vom letzten Jahr und an die Schlagzeile „Der beste VfL seit Jahren“ zurück, wenngleich diese Überschrift bereits widerlegt zu sein scheint, denn einen stabileren VfL als in den vergangen Spielen hat man schon lange nicht mehr gesehen.
Erste Halbzeitgedanken dieses Mal schon vor dem Spiel
Tristesse im Stadion: Ein paar einsame, verhalten bis laut schreiende Stimmen, die sich auf dem Rasen beim Warmlaufen irgendwelche Anweisungen oder Aufmunterungen zurufen, Flutlicht, das leider auch die verwaisten Ränge ausleuchtet, und merkwürdige Musik, die diffus aus den Lautsprechern hallt, vermitteln einem nicht unbedingt das anheimelnde Gefühl, als Beobachter an einem Heimspiel seines Lieblingsvereins teilzunehmen.
Dann eine der besten Neuerungen seit Beginn der Geisterspiele: Der VfL versorgt die Pressetribüne mit Snacks. Die Stimmung dreht sich schlagartig ins Gegenteil um. Hells Bells und die VfL-Hymne in einem leeren Stadion sind dennoch nur absurd und klingen, als wäre man auf einer Trauerfeier.
Beginn
Wie immer darf man auf die Aufstellung gespannt sein. Am überraschendsten ist sicherlich, dass Ludovit Reis nach seiner großartigen Leistung in seinem ersten VfL-Spiel am Sonntag in Reinheim nicht in der Startelf steht. Ebenso fehlen Multhaup, Kerk und Engel, für die Ajdini, Blacha, Schmidt und Henning auflaufen. Auch Darmstadt wechselt vier Spieler gegenüber der Partie gegen St. Pauli: Für Höhn, Skarke, Bader und Honsak stehen Berko, Pálsson, Hermann und Seydel in der Startelf. Im erster Linie dürften diese doch recht gravierenden Veränderungen bei beiden Teams der englischen Woche geschuldet sein.
Muntere Anfangsphase
Anstoß haben bei nasskaltem Wetter die ganz in Weiß gekleideten Darmstädter Lilien. Beide Mannschaften legen gleich munter los, wobei sich der VfL ein leichtes Übergewicht erarbeitet.
In der 8. Minute nimmt Reichel einen Eckball von Schmidt direkt an, der Schuss stellt jedoch für Torwart Schuhen kein Problem dar. Wenig später zieht Reichel eine Flanke aus halblinker Position vor den Strafraum, Henning nimmt den Ball stark mit, wird aber in letzter Sekunde von Holland abgegrätscht.
In der 15. Minute die erste echte Torchance für die 98er: Dursun flankt von rechts und Seydels Kopfballaufsetzer springt vom Rasen über die Latte. Kurz darauf spielt der überall auftauchende Henning einen Zuckerpass auf Amenyido, der aber die Übersicht verliert und von den Darmstädtern abseits gestellt wird.
Darmstadt wird stärker
Dann das 1:0 für Darmstadt: Ein Eckball der Lilien landet bei Pálsson, der nach einem kurzen Rumgestochere im Strafraum, bei dem Taffertshofer zu Boden geht, den Ball wuchtig ins linke Ecke setzt.
In der 42. Minute fast der Ausgleich. Amenyido setzt sich auf links mit viel Einsatz durch und spielt in den Rücken der Darmstädter Abwehr, der heranstürmende Henning zieht auf Strafraumhöhe ohne zu fackeln ab, doch der sowohl harte als auch platzierte Schuss geht nur knapp am linken Pfosten vorbei. Schade.
Halbzeitfazit:
Nach gutem Beginn verlor der VfL allmählich die Kontrolle über das von beiden Seiten nur einigermaßen ansehnlich geführte Spiel und so geht der Führungstreffer für die Gäste alles in allem in Ordnung. Man darf gespannt sein, was sich Trainer Marco Grote für die zweite Hälfte einfallen lassen wird.
Tipp: Die Halbzeitgedanken sind eine Melange aus Hintergrundinformationen und Kommentaren, die von Spiel zu Spiel mit dem jeweiligen Gegner aktualisiert werden. Wem das Lesen der Halbzeitgedanken zu mühselig oder gar zu informativ ist: Ganz einfach weiter nach unten scrollen, dort geht es dann mit dem aktuellen Spielbericht weiter.Halbzeitgedanken: Weitere Halbzeitgedanken Halbzeitgedanken an Wolfgang Kaniber |
Der VfL wechselt zur zweiten Hälfte
Ludovit Reis und Luc Ihorst kommen für Blacha und Henning ins Spiel. Da Henning bislang einer der besten VfLer war, dürfte seine Auswechslung der gelben Karte geschuldet sein. Bei Dauerregen erinnert der Beginn der zweiten Hälfte an die Anfangsphase des Spiels. Der VfL scheint nun etwas besser sortiert zu sein, entwickelt aber bislang kaum Torgefahr, zwar will er den Ausgleich, erarbeitet sich aber kaum Chancen …
In der 63. Minute verliert Reichel den Ball, Berko kommt frei zum Schuss, doch Kühn hält dem VfL mit einer Glanzparade im Spiel. Der VfL wirkt in diese Phase etwas hilflos, was sich ab der 70. Minute aber ändert …
Der VfL will den Ausgleich …
… in der 71. Minute eine schöne Aktion von Kerk, dessen scharfe Hereingabe auf Santos von Schuhen im letzten Moment abgefangen werden kann, Sekunden später spielt Santos Taffertshofer an, der einfach mal abzieht, aber Schuhen direkt in die Arme schießt.
Und dann in der 78. Minute das 1:1 – eine Superhereingabe von Kerk und Ihorst befördert den Ball mit dem Oberkörper über die Linie.
Drei Minuten später knallt ein Kopfball von Holland auf die Latte. Beide Teams gehen nun volles Risiko.
Nach einem Abwehrfehler von Rapp stürmt Santos auf das Darmstädter Tor zu, zieht ab, wird aber beim Abschluss im aller letzten Moment gestört. Er verletzt sich bei der Aktion am Oberschenkel und muss gegen Heider ausgewechselt werden. Es sollte beim 1:1 bleiben.
Fazit:
Der VfL erreicht in einem hart umkämpften Spiel letztendlich ein verdientes Unentschieden. Verdient vor allem wegen einer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte.
Am Samstag kann der VfL nun gegen Sandhausen an der Brücke beweisen, dass er nicht nur unentschieden spielen kann.
Zahlen, Daten & FaktenZuschauer: nur ein paar Offizielle Tore: Gelbe Karten: VfL Osnabrück: SV Darmstadt 98: Schiedsrichter: Markus Schmidt (47), Stuttgart |
Tabellarisches
Vor diesem Spiel stand der SV Darmstadt 98 mit einer Durchschnittsnote von 3,33 auf Platz sieben der Kickerformtabelle, der VfL mit der Note 3,09 auf dem dritten Platz.
Tatsächlich trat der VfL als Tabellenzehnter gegen den Zwölftpatzierten an, eine recht ordentliche Platzierung bei einem Spiel Rückstand gegenüber allen anderen Teams.
Die aktuelle Tabelle:
Titelfoto: Luc Ihorst jubelt nach seinem Tor zum 1:1 mit Ken Reichel und Ulrich Taffertshofer, Foto: imago images / Nordphoto
Kalla Wefels Saisonrückblick 2019/20 erschien im aufwändigen A-4-Format und ist unter anderem bei Bücher Wenner erhältlich. Dietrich Schulze-Marmelingschreibt in seinem Vorwort: “Herausgekommen ist ein großartiges Saisonbuch. Eigentlich ist es weit mehr als das …” Um die Spielberichte herum ranken sich Reportagen, “Halbzeitgedanken”, Hintergrundberichte, Fankommentare und Kolumnen.
160 Seiten A-4-Format / 12,00 €
Kalla saß mit zwei Jahren zum ersten Mal auf der Trainerbank des VfL, und zwar auf dem Schoß seines Vaters „Doc“ Wefel, der 34 Jahre lang Mannschaftsarzt und Vorstandsmitglied war.
Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Jupp Heynkes, Gerd Müller, Paul Breitner, Lothar Matthäus, Diego Maradona und Kalla Wefel hatten denselben Fußballtrainer, nämlich Udo Lattek, der einst bei Familie Wefel ein und aus ging. Diese und viele weitere skurrile, heitere und ernste Geschichten und Anekdoten um den VfL lassen sich in seinen Büchern „Mein VAU-EFF-ELL!“ und „111 Gründe, den VfL Osnabrück zu lieben“ nachlesen. Die von ihm 2010 mit viel Aufwand produzierte CD „Wir sind der VfL“ wurde 5.000 mal verkauft und der komplette Erlös (etwa 30.000 €) ging an terre des hommes. Seine VfL-Heimatabende sind legendär. Mit „Kär, Kär, Kär!“ schrieb er das nach der Bibel und „Mein Kampf“ meistverkaufte Buch Osnabrücks. Mit “Der VfL in der Saison 2019/20” hat er ein neues Format entwickelt, das von nun an jährlich erscheinen soll. Seit über vierzig Jahren arbeitet er professionell als Journalist und Buchautor sowie als Kabarettist und Musiker.