Ausgerechnet an dem Tag, an dem Stadtwerke-Mobilitätsvorstand Dr. Stephan Rolfes in den „vorzeitigen Ruhestand“ ging (Vorstandskollege Christoph Hüls beendete bereits zum 30. Juni seine Tätigkeit „vorzeitig„) , machte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel die finanzielle Schieflage der Osnabrücker Stadtwerke zum Thema.
[Update 17.10: Unserer Redaktion liegen inzwischen weitere Informationen über die Recherchen des Spiegel vor, sowie eine Stellungnahme der Stadtwerke]
Das Magazin aus Hamburg attestiert den Osnabrücker Stadtwerken in seiner am Samstag erschienenen aktuellen Printausgabe, sich in eine derart prekäre Lage manövriert zu haben, dass inzwischen sogar die Pleite drohe. Das Ausmaß der Geldvernichtung bezeichnete der Spiegel mit dem Begriff „Kernschmelze“.
„Weil sie zuviel zockten“, so der Spiegel, drohen nun auch „üble Folgen für die Bürgerinnen und Bürger“ der Hasestadt.
Zwar wird eingeräumt, dass der Absturz der Osnabrücker Stadtwerke, nur „exemplarisch für die Lage vieler Versorger im Land“ stehe, doch wird bei der Schilderung der Osnabrücker Misere schnell klar, dass in Osnabrück schon lange und weitaus mehr schief gelaufen sein muss, als es bei vorsichtiger Arbeit von Management und Aufsichtsrat hätte passieren dürfen.
Andere Stadtwerke verkaufen nur die Energie, die sie vorher sicher eingekauft haben
Als positives Gegenmodell werden die NEW, ein Regionalversorger aus Mönchengladbach herangezogen. Grundsätzlich wird dort nur solche Energie verkauft, die bereits Jahre im Voraus geordert wurde, um zu garantieren, dass die Kunden „sicher zu den Konditionen“ beliefert werden können.
Stadtwerke-Interimsmanager Stefan Grützmacher wollte sich gegenüber dem Spiegel nur schriftlich äußern. Grützmacher befürchtet, dass die defizitären Stadtwerke die Bäder und den Nahverkehr „nicht mehr aus eigener Kraft gegenfinanzieren können“.
Bajus (Grüne) fürchtet massive Budgetkürzungen
Für den Aufsichtsrat erklärte das am vergangenen Wochenende erneut in den Landtag gewählte Ratsmitglied Volker Bajus, dass die knappen Kassen der Stadt nun für das Überleben des Eigenbetriebs herhalten müssen. Er fürchte Kürzungen bei kulturellen und pädagogischen Angeboten, beim Theater, der Jugendarbeit, der Frauenberatungsstelle.
All das „wäre in der Not kein Tabu mehr“, zitiert der Spiegel den Grünen-Politiker. „Das ist jetzt eine Situation, wo wir Angst bekommen.“
Der Spiegel-Artikel „Kommunale Kernschmelze“ ist inzwischen unter anderem Titel hier auch kostenpflichtig online abrufbar.