[Update: im Sommer 2015 wurde von der Stadt eine Schleuse eingebaut]
„Tüüüür zu, sonst geht meiner stiften!„
…so wurde mein Herrchen, der mich freundlicherweise zum neuen Hundeplatz chauffiert hatte, begrüßt.
Alle fünf bereits auf dem Hundeplatz befindlichen Kollegen und ihre menschlichen Begleiter richteten sofort ihre Aufmerksamkeit auf uns, denn offenbar hatte mein Herrchen etwas falsch gemacht. Wie peinlich!
Wie sich herausstellte, war Herrchen (wieder einmal) zu langsam.
Für mich ist er ja häufig zu langsam, vor allem beim Dosenöffnen. Wobei ich meist eh nur Trockenfutter bekomme, aber auch das bekommt er einfach nicht schnell genug in den Napf. Von der immer viel zu kleinen Menge will ich mal schweigen.
Aber selber immer Wurst und Steaks essen, der feine Herr!
Wie auch immer, hier also standen wir wohl ein wenig zu abwartend in der geöffneten Tür zum Hundeplatz.
Das übernervöse Frauchen eines Schäferhund-Rüden hatte Angst ihr großer „Couch-Besetzer“ könnte das Weite suchen. Dabei befand sich dieser Kollege am anderen Ende der 4.000 Quadratmeter großen Anlage. Denkbar wäre so ein Fluchtversuch, denn eine ordentliche Schleuse, wie bei anderen Hundeplätzen üblich (erst die eine Tür hinter sich schließen, dann die andere Tür zum Platz öffnen), hat man hier schlicht „vergessen“.
Meine Aufgabe als Redaktionshund soll hier eine objektive Bewertung der Anlage aus Hundesicht sein – so hat man es mir aufgetragen. Fangen wir also ganz vorne an, beginnen wir mit der Erreichbarkeit.
Um die Lage eines Hundeplatzes zu bewerten gibt es viele Kriterien. Da ist die Nähe zu Wohngebieten ebenso bestimmend wie der nötige Abstand zu Leuten, die mit Hunden nichts am Hut haben.
Klingt paradox, ist aber in Osnabrück noch vor der Eröffnung dieses Platzes ein Riesenthema gewesen. Eigentlich waren zwei Plätze geplant, dieser hier am Haster Weg und ein weiterer in Eversburg im Natruper Holz.
Das Problem am Natruper Holz: der geplante Platz war trotz seiner Lage im Wald immer noch zu nahe an den Siedlungen. Nirgendwo rund um den angedachten Platz gibt es genügend Parkplätze. Und dort wo die Verwaltung noch Parkflächen ausfindig gemacht hatte, würde realistisch gesehen niemand parken. Denn wer will erst einen Waldspaziergang von der Sedanstraße aus machen, wenn doch scheinbar(!) direkt im Wohngebiet am Tannenhof genügend Parkplätze zu finden sind? Immerhin finden selbst die Anwohner dort nicht genügend Platz zum Parken, weswegen sie im Vorfeld auf die Barrikaden gingen und (so gehen die Gerüchte) dadurch schließlich einen schon sicher gewähnten Sponsor zum Absprung brachten. Was ebenfalls nicht für den Platz im Natruper Holz sprach, war seine Vorgeschichte als Spielplatz. Erst kürzlich hatte die Stadtverwaltung dort einen Spielplatz ersatzlos planiert – und nun sollte dort ein Hundeplatz hinkommen. Auch das fanden die Anwohner nicht lustig.
Gut zu erreichen – aber nur für Anwohner und Autofahrer
Aber zurück zum Haster Weg. Hier gibt es keine direkten Anwohner, die sich gestört fühlen könnten. Selbst die in der Nähe liegenden Kleingärten sind auf der andere Straßenseite. Und dennoch gibt es ein großes Einzugsgebiet, weil aus der nahen Dodesheide und dem Widukindland viele Hundebesitzer den Platz bequem zu Fuß erreichen können. Wer mit dem Auto kommt, kann einen von (nur) vier direkten Parkplätzen nutzen, findet aber neben dem Haster Weg noch eine geteerte Zufahrtsstraße, entlang derer es kein Parkverbot gibt. Herrchen findet das Prima!
Punktabzug gibt es nur für die nicht so tolle Anbindung an das Bus-Netz der Stadtwerke. Von den Haltestellen „Schulzentrum Sonnenhügel“ (ehemals „Sebastopol“, Linien 31, 32, 33) und „Gartlager Weg“ (an der Bremer Straße, Linien 71 und 72) ist es doch ein ganz ordentlicher Fußmarsch bis zum Hundeplatz.
Für die schlechte ÖPNV-Anbindung also eine Pfote Abzug.
Kommen wir zum wichtigsten Bewertungspunkt: wie ist der neue Hundeplatz denn für den Hund?
Um es gleich vorweg zu sagen: bescheiden! Das Tollen mit den anderen Hunden hat mir als Testerin eine Menge Spaß gemacht, aber es wurde doch schnell langweilig.
4.000 Quadratmeter, das ist echt viel Platz. Aber auf der ganzen Anlage gibt es nichts, was wir als Vierbeiner in unser Spiel einbauen können.
Keine Holzwand, keine Sandgrube, kein Baum – nichts!
Keine Holzwand, hinter der wir uns mal verstecken könnten. Kein Sandloch, in dem man mal so richtig nach Herzenslust buddeln darf. Und natürlich auch kein Baum, kein Autoreifen oder sonstiges Teil, um das ich mal meine Kreise rennen könnte.
Einfach nur eine große flache Fläche. Das macht einfach auf Dauer keinen Spaß.
Und wo wir oben schon bei den Bäumen waren. Ein paar Sträucher wurden schon gepflanzt, aber bis die so groß sind, dass man sich vielleicht mal darin verstecken kann – oder die Rüden ihr Beinchen daran heben könnten – werden wohl noch ein paar Jahre vergehen. Hatten die fleissigen Auszubildenden der Stadt keine größeren Sträucher zur Verfügung, die man dort hätte einpflanzen können?
Und nach dem Herumtollen hat jeder Hund natürlich Durst. Gerade in den Sommermonaten ist Trinken für uns (über)lebenswichtig! Aber es gibt keinen Wasserhahn für frisches Wasser.
Ein paar nette Herrchen oder Frauchen – die offenbar besser mitgedacht haben als die Spezialisten von der Verwaltung – haben zwar inzwischen Wasserschalen aufgestellt. Aber das Wasser darin ist unbekannter Herkunft (böse Menschen könnten da auch was untermischen) und kann nicht einfach durch frisches Wasser ersetzt werden. Sorry, das geht gar nicht!
Mein Herrchen war regelrecht böse, als er das gesehen hat. Ich musste durstig die Fahrt nach Hause antreten, weil ich nicht das abgestandene Wasser aus den trüben Schalen trinken durfte!
Und wie ist es für mein Herrchen? Der muß ja auch einen Anreiz haben hier häufiger herzukommen.
Es gibt einen Tütenspender für Kotbeutel und einen Mülleimer. Das war es dann auch! Keine Sitzgelegenheit, kein Schattenspender, nichts!
Toll, wenn man gerne in der Sonne steht
Herrchen findet es zwar toll sich mal mit anderen Hundehaltern zu unterhalten, aber im Stehen? Und warum steht nur ein Tütenspender außen vor der Anlage, und auch der Mülleimer steht draußen. Was ist, wenn das „Große Geschäft“ in der Anlage passiert? Dann muß der zweibeinige Begleiter erst wieder raus um die Entsorgung zu regeln? Auch nicht sonderlich clever…
Wenn sich hier nicht schnellstmöglich was bessert, wird mein Herrchen keine große Lust haben mit mir an den Haster Weg zu fahren.
Sehr durchwachsen, so mein Fazit. Der Standort ist bestimmt gut gewählt. Aber einfach nur einen Platz einzuzäunen und ein Schild dranzuschrauben, dass reicht bestimmt nicht! Hier haben entweder Leute geplant, die selbst keinen Hund haben, oder das Budget war zu knapp.
Nachbessern tut not, denn sonst entsteht hier ein Windwuchs und die Hundefreunde sorgen selbst für Abhilfe. Mein Herrchen hat jedenfalls schon gescherzt, dass es wohl nicht lange dauern wird, bis vom Sperrmüll das erste Sofa auf den Hundeplatz geschleppt wird. Wobei ich als bekennende Sofaliebhaberin das bestimmt gut finden würde…
Das war es erstmal zu meinen ersten Eindrücken.