Der Bevölkerungsstatistiker Gerd Bosbach warnt vor panischen Reaktionen auf die demografischen Veränderungen in Deutschland und betont die Nachhaltigkeit des umlagefinanzierten Rentensystems.
Kein „demografisches Desaster“
Bosbach argumentiert gegen die These eines „demografischen Desasters“ in Deutschland. „Historische Erfahrungen und internationale Vergleiche lehrten, dass der bevorstehende Renteneintritt der Baby-Boomer-Jahrgänge volkswirtschaftlich zu verkraften sei“, sagte er dem Magazin „Stern“.
Die Ausgaben für die Rente
Zu den steigenden Ausgaben der Rentenkasse sagte er: „Starren Sie nicht auf die absoluten Zahlen. […] Entscheidend ist der Anteil an unserem Wohlstand, und da liegen die Ausgaben für die Rente stabil bei etwa zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts.“
Gegen längere Lebensarbeitszeit
Bosbach widersprach Forderungen nach einer generellen Erhöhung der Lebensarbeitszeit: „Viele Menschen, auf dem Bau, in der Klinik, in der Fabrik, können das aber nicht, sie sind ausgezehrt. […] Wir haben weniger Erwerbsfähige, die deutlich weniger arbeiten, und der Wohlstand ist explodiert.“
Umlagefinanziertes Rentensystem und Aktienrente
Laut Bosbach ist das umlagefinanzierte Rentensystem langfristig nachhaltig. Kritisch äußerte er sich zu den Aktienrenten-Plänen von Finanzminister Christian Lindner: „Um den Rentenbeitrag um einen Prozentpunkt zu senken, sind etwa 17 Milliarden Euro nötig. […] Da ist noch nicht berücksichtigt, dass der Staat für seine Kredite noch Zinsen zahlen muss. Es ist somit noch mehr Geld nötig“, sagte Bosbach.