Zum Bild des Historischen Weihnachtsmarkts gehört das Pferdekarussell der Familie Telsemeyer mitten auf dem Rathausplatz dazu. / Archivbild
Das bekannte historische Pferdekarussell wird sich auch in diesem Jahr auf dem Weihnachtsmarkt vor der Marienkirche drehen. Zu verdanken ist das zwei jungen Frauen, einer Chemikerin und einer angehenden Medizinerin. Das Schaustellergewerbe ist für die beiden Schwestern Neuland.
Wenn am 15. November der Osnabrücker Weihnachtsmarkt öffnet, wird sich am angestammten Platz vor der Marienkirche auch Telsemeyers Pferdekarussell wieder drehen. Viele Osnabrücker werden das als selbstverständlich ansehen – gehört das historische Fahrgeschäft doch zum vertrauten Bild des Marktplatzes in der Vorweihnachtszeit. Tatsächlich aber war der weitere Betrieb des Karussells alles andere als selbstverständlich.
Töchter vom bisherigen Betreiber übernehmen
Nach dem plötzlichen Tod des bisherigen Betreibers Ewald Telsemeyer im Mai 2020 und der Corona-bedingten Auszeit im vergangenen Advent haben nun dessen Töchter Stefanie Telsemeyer-Schauer und Annika Segelke den Familienbetrieb in vierter Generation übernommen. Beide sind nicht in das Schaustellergewerbe hineingewachsen. Telsemeyer-Schauer ist studierte Chemikerin, Segelke befindet sich kurz vor dem Abschluss ihres
Medizinstudiums. “Nach dem Tod unseres Vaters Ewald Telsemeyer mussten wir uns erst einmal darüber klar werden, was wir wollen“, berichtet Telsemeyer-Schauer. Das Ergebnis: Beide Schwestern wollen das historische Karussell für die Familie und die Stadt Osnabrück erhalten.
Pferdekarussell nicht mehr vom Weihnachtsmarkt wegzudenken
Vor genau einhundert Jahren, also 1921, hat der Urgroßvater der beiden Schwestern, Albert Telsemeyer die „Bodenmühle“, so der Fachbegriff, gebraucht gekauft und ab da ist die Familie über die Märkte der Region gereist. Seit 30 Jahren drehen die Pferde nur noch auf dem Weihnachtsmarkt in Osnabrück ihre Runden. Zu empfindlich ist die historische Substanz und zu aufwendig der Auf- und Abbau im Vergleich mit modernen Fahrgeschäften.
Nachdem 2020 der Weihnachtsmarkt ausgefallen war, organisieren sich die Schwestern nun für die diesjährige Saison. Das Pferdekarussell wird mit dem Generationenwechsel erstmals nicht mehr hauptberuflich geführt. Das reduziert den finanziellen Druck, aber auch die Zeit
für die Instandhaltung des historischen Karussells und für den Einsatz über mehrere Wochen auf dem Weihnachtsmarkt. „Das muss für alle passen, wenn man das neben der eigentlichen Arbeit durchziehen möchte“, sagt Telsemeyer-Schauer. Die Schwestern werden unterstützt von ihren Lebenspartnern, einem Team von langjährigen enthusiastischen Mitarbeitenden und Mitgliedern des Schaustellerverbands.
Der Betrieb im Jahr 2021 soll den beiden Schwestern einen Überblick über den Aufwand geben, um anschließend ein tragfähiges Konzept für die Zukunft zu entwickeln. „Wir sind stolz den Betrieb in der Tradition fortführen zu können und freuen uns auf den Weihnachtsmarkt, auch wenn es eine Menge Arbeit für uns bedeutet“, betonen Telsemeyer-Schauer und Segelke.