Auch die Redaktion der HASEPOST hat es mittlerweile erwischt. Gleich zwei Redakteure waren nur noch aus dem Homeoffice einsatzfähig. Sie haben die Zeit ihrer Quarantäne festgehalten. Und sind sich bei einem sicher: Corona sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Hier geht es zum Corona-Tagebuch von Maurice.
Mittwochabend in der HASEPOST-WhatsApp-Gruppe: „Bad News: Hatte gerade einen positiven Selbsttest…“ Das war Maurice. Mist, und ich saß rund 3,5 Stunden im Büro mit ihm zusammen. Damit fing es an. Am nächsten Tag war auch Maurice Schnell- und PCR-Test beim Testzentrum positiv. Das war zu erwarten. Immerhin hatte er Symptome. Für mich war es quasi abzusehen, dass es mich in den nächsten Tagen auch erwischen wird. Das heißt: Homeoffice und jeden Tag testen. Am Samstagabend bekam ich Halsschmerzen, fühlte mich aber noch recht fit. Am Sonntag war ich den ganzen Tag im Garten, war abends etwas erschöpft. Am nächsten Morgen wollte ich einen Schnelltest im Testzenrum machen: Sicher ist sicher. Als dann das positive Schnelltestergebnis kam, war ich nicht überrascht, aber etwas überfordert. Zwei Jahre Pandemie und trotzdem war ich mir nicht so richtig sicher, was ich tun sollte. Immerhin bin ich das erste Mal erkrankt und musste mir vorher noch nicht wirklich Gedanken über diesen Schritt machen. Von einem Freund, der ebenfalls gerade positiv getestet wurde, erhielt ich den Tipp, dass ich bei einem positiven Schnelltest bei der Vita-Apotheke an der Pagenstecherstraße oder beim Schnelltestzentrum bei IKEA ein Anrecht auf einen kostenlosen PCR-Test hatte. Ich entschied mich für ersteres, konnte aber frühstens in drei Stunden hin. Das Ganze nagte doch mehr an mir, als ich gedacht hätte. Wer weiß, wie sich die Infektion bei mir auswirken würde. Gegen 16 Uhr erhielt ich dann das PCR-Ergebnis: positiv. Meinen Freund informierte ich schon beim positiven Schnelltest, wir entschieden uns dafür, dass ich vorübergehend ins Wohnzimmer ziehen sollte.
Tag 1:
Gesagt, getan: Ich packte mein Bettzeug (ein Glück haben wir eine ausziehbare Couch) und die wichtigsten Dinge und verbarrikadierte mich im Wohnzimmer. Ich schmiss den Laptop an und arbeitete erst einmal von Zuhause. Mit meinem Freund sprach ich abends dann nur durch die milchige Glastür, rief ihn an, wenn ich auf Toilette musste oder Hunger hatte. Dafür hat man eine eigene Wohnung: Damit man sich nicht frei bewegen kann. In alle Räume ging ich nur noch nach vorheriger Ankündigung und mit Maske. In der Nacht schlief ich ganz ok. Morgens weckte mich meine Katze, in deren Reich ich eingezogen war. Es war ihr also nicht zu verdenken.
Tag 2:
Aus den Halsschmerzen wurde schnell eine ordentliche Erkältung. Ich fühlte mich schlapp, hustete zwischendurch immer mal wieder. Bis 15:30 Uhr hielt ich aus, dann meldete ich mich für den Arbeitstag ab und schlief mit brummenden Kopfschmerzen ein. Nach 2,5 Stunden wachte ich wieder auf. Mir ging es ein wenig besser. Ich bestellte Essen bei meinem Zimmerservice und telefonierte per FaceTime mit meinen Freundinnen. Zwei hatten bereits Corona und konnten sehr gut nachvollziehen, wie es mir gerade ging.
Tag 3:
Und täglich grüßt das Murmeltier: Um sechs Uhr weckte mich meine Katze. Ich fühlte mich ganz schön überfahren, setzte mich aber trotzdem an den Rechner. Immerhin standen zwei digitale Pressegespräche an, die sonst niemand übernehmen konnte. Typisch viel zu tun, viel geschrieben, redigiert und Co. Am Abend war ich echt platt. Mein Freund war weiterhin negativ. Der Kumpel, der am Montag ebenfalls positiv getestet wurde, hatte mittlerweile keinen Geschmack und Geruch mehr. Na super, ich bin gespannt, was noch auf mich zu kommt.
Tag 4:
Zu meinem Job gehört es auch, hin und wieder die Kommentarspalten bei Facebook durchzugehen, zu moderieren und ab und zu auch von unserem Hausrecht Gebrauch zu machen, Kommentare zu sperren. Heute war wieder einer dieser Tage, an denen ich mich in die Kommentare reinsteigerte. Menschen, die in den Spalten davon schwurbelten, das würde sich die Regierung doch ausdenken, wir wären als Medien gesteuert und ganz simpel Corona gibt es nicht. (Einwurf meines schreibenden Ichs: Ja, meine lieben Leute: Ich sitze hier seit nun mehr neun Tagen in meinem Kämmerlein, abgeschottet von Freund, Familie und Freunden mit einer Infektion, die es gar nicht gibt. That’s it, ihr habt mich.) Inwiefern sich die Infektion auf mich als junge, gesunde 23-Jährige die langfristig auswirken wird, möchte ich auf jeden Fall nochmal beim Hausarzt abchecken lassen. Und ja: Wenn es für alle glimpflich abläuft, so wie bei mir, dann ist das gut, aber bestimmt nicht die Regel.
Tag 5:
Ich hatte das Gefühl, dass es langsam wieder bergauf ging. Zwischendurch kamen mal meine Mutter, mal die Mutter meines Freundes vorbei und ließen eine Kleinigkeit für mich da. Sehen konnte ich sie nur durch die großen Fenster des Wohnzimmers. Meine Abende verbrachte ich mit lesen, Netflix und PC-Dingen, die ich schon lange aufgeschoben hatte. Meine Steuererklärung zum Beispiel.
Tag 6:
Schleichend stellte es sich bei mir ein, dass ich weniger roch und schmeckte. Dazu muss man sagen, dass ich eine sehr feine Nase habe. Als ich es jedoch nicht mehr wirklich roch, wenn meine Katze das Klo nutzte, fiel bei mir der Groschen. Bis heute schmecke und rieche ich nicht in voller Intensität, sondern nehme alles etwas abgedumpft war.
Tag 7:
Heute dürfte ich mich offiziell „frei testen“. Seit gestern würde ich mich auch als quasi symptomlos beschreiben, aber mein Test ist weiterhin positiv. Also bleibt alles beim Alten: Ich rufe meinen Freund an, wenn ich auf Toilette muss, damit er entweder ins Schalfzimmer oder in die Küche flüchten kann.
Tag 8, 9 und 10:
Diese Tage lassen sich für mich wohl zusammenfassen. Meine Stimmung ist gekippt, ich habe keine Lust mehr, hier zu versauern, aber ich bin nach wie vor positiv. Doch ich möchte niemanden gefährden. Die Vorstellung, dass Menschen sich ab Tag 5 wieder frei testen dürfen, finde ich absurd. Als dann auch noch verkündet wurde, dass Isolation künftig nur noch freiwillig ist (Lauterbach ist zum Glück zurück gerudert), konnte ich nach mehr als zehn Tagen coronainfektiös nur noch mit dem Kopf schütteln. Ja, so werden wir dieser Pandemie bestimmt Herr, liebe Regierung. Genau so. Doch am schrecklichsten fand ich in dieser Zeit nicht die Symptome, obwohl ich nach einer intensiven Diskussion noch tief Luft holen muss und ich immer noch nicht wieder das Genussniveau wie vor der Infektion habe, sondern die Einsamkeit. Doch, Kopf hoch, die habe ich auch überstanden und meine Mitmenschen um mich herum geschützt. Ich möchte nicht wissen, wie es mir ohne dreifache Impfung ergangen wäre. Ich werde mich also weiterhin impfen lassen, meine Maske (Ausdrücke wie Gesichtswindel oder Maulkorb finde ich echt daneben) tragen und Abstand halten. Für meine Mitmenschen und für mich selbst.
Tag 11:
Heute ist der Tag, an dem mein Tagebuch gelesen werden kann. Leider kann ich noch keine gute Nachtricht zu meinem Genesenenstatus nennen: Mein Test ist weiterhin positiv. Geschmack und Geruch ist noch etwas gedämpft und nach langen Redebeiträgen muss ich ganz schön tief Luft holen.
Und an alle Schwurbler: La, la, la – ich hör euch nicht! Denn eure Kommentare kann ich nur noch ignorieren. Und für alle, die bis hier gelesen haben, danke! Danke, dass es euch offensichtlich interessiert, wie es mir ergangen ist und danke, dass ihr die HASEPOST nicht nur via Facebook lest, sondern wie rund 3/4 unserer Leser direkt online abruft. Denn eines kann ich ganz klar sagen: Die Menschen, die bei Facebook kommentieren, spiegeln ganz sicher nicht die Meinung der HASEPOST wider. Aber: Wir leben in einem meinungsfreien Land und dementsprechend müssen wir auch das aushalten können. Und ja, liebe Querdenkerinnen und Querdenker, ihr müsst auch mein Erlebnistagebuch ertragen. Wir lesen uns!