Am Montagabend erhielt Volker Beck im Osnabrücker Rathaus den 26. Rosa Courage Preis der schwul-lesbischen Kulturtage „Gay in May“- Überraschunglaudatorin war Claudia Roth.
So grün war der Friedenssaal im Osnabrücker Rathaus selten – wenn man die bundespolitische Prominenz der am Montagabend anwesenden Grünen Politiker als Maßstab nimmt. Bei der 26. Verleihung des Rosa Courage Preises 2017 ging es natürlich weniger um die Farben als um die Rechte der schwul-lesbischen Community.
Claudia Roth musste sich im Rathaus verstecken
Preisträger im Rahmen der diesjährigen Veranstaltungsreihe war Volker Beck, doch beinahe schaffte es seine Parteikollegin Claudia Roth, die selbst ebenfalls schon den Osnabrücker Ehrenpreis erhielt, ihm mit ihrem Redebeitrag den Rang abzulaufen.
Bevor die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages ihre Laudatio auf den diesjährigen Preisträger halten konnte, wurde ihr Erscheinen vor den geladenen Gästen streng geheim gehalten. Wie Claudia Roth selbst nicht ohne Schmunzeln eingestehen musste, fällt es einer Person wie ihr natürlich schwer im Osnabrücker Rathaus unentdeckt zu bleiben, weshalb sie sich in einem Nebenzimmer versteckt halten musste.
Volker Beck: Ein Kämpfer für die Gleichberechtigung
Seit 1992 wird im Rahmen der „Gay in May“ Wochen der „Rosa Courage Preis verliehen. Mit dieser Auszeichnung soll herausragendes Engagement für die Belange von Lesben und Schwulen gewürdigt werden.
Volker Beck qualifizierte sich für den Preis durch den jahrelangen Kampf für Gleichberechtigung und für Respekt, da waren sich alle Redner an diesem Abend, beginnend bei Frank Henning (in Vertretung des Oberbürgermeisters) über Frank Mayer (Moderation), Benjamin Rottman (LSVD), Marc Langer (Gay in May) bis Hans Hengelein (Nds. Sozialministerium) einig, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Herausragend dürfte den Gästen der Rückblick von Hans Hengelein in Erinnerung geblieben sein, der mehr als 20 Jahre ein treuer Begleiter von Gay in May ist. Auch der SPD-Politiker Frank Henning schaffte es seine Zuhörer zu beeindrucken, wie er es schaffte, die Veranstaltung bezüglich des Themas „Ehe für alle“ für den anstehenden Bundeswahlkampf zu nutzen. Die tatsächlich eher uneindeutige Position der Sozialdemokraten wurde von Frank Henning nicht geleugnet, jedoch geschickt interpretiert.
Claudia Roth hielt Laudatio auf einen Freund
Claudia Roth lobte die Fähigkeiten ihres persönlichen Freundes „Volker“ mit einer beeindruckenden Aufzählung von Eigenschaften: „Hartnäckigkeit, Raffinesse, einer guten Vernetzung, kluges Verhandlungsgeschick, sehr langer Atem und Ablehnung jeder Form von Diskriminierung sowie außerordentliche Nehmerqualitäten“.
Volker Beck ist seit den 80er Jahren ein Aktivist
Volker Becks Einsatz für Minderheiten begann bereits 1986 als er auf dem Höhepunkt der AIDS-Hysterie, die restriktive Politik von Peter Gauweiler (CSU) widersprach, der unter anderem Zwangsuntersuchungen für Nicht-Europäer und „Risikogruppen“ wie Homosexuellen verlangte.
Volker Beck war bereits früh neben seinem friedenspolitischen Einsatz auch in der Schwulenpolitik aktiv. So arbeitete er von 1987 bis 1990 als Schwulenreferent bei der Bundestagsfraktion der Grünen, war bis 1994 auch Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Schwulenpolitik und von 1991 bis 2004 war er zudem als Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD) tätig.
Seit 1994 arbeitet Volker Beck auch im Deutschen Bundestag, wo er sich bereits früh für die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben einsetzte, die ersatzlose Streichung des § 175 StGB („Schwulenparagraph“) sowie die Abschaffung von „Rosa Listen“in Polizeidokumenten forderte. Heute kaum noch vorstellbar, wurde vor gar nicht allzu langer Zeit noch das Merkmal „homosexuell“ von der Polizei erfasst und ausgewertet.
Auch außerhalb Deutschlands warb Volker Beck stets für die Gleichstellung von Homosexuellen, etwa in Russland, Polen oder in der Türkei. Dabei konnten ihn weder körperliche Übergriffe noch Inhaftierungen von seinem Engagement für gleiche Rechte abhalten.
Volker Beck forderte die Anerkennung von im Nationalsozialismus begangenem Unrecht ein und wurde 2002 für seinen Einsatz für die Entschädigung der Opfer der NS-Diktatur mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Hörenswertes Begleitprogramm
Die feierliche Übergabe des Preises fand im Friedenssaal des Historischen Rathauses zu Osnabrück statt, für die musikalische Gestaltung der feierlichen Preisverleihung sorgten in diesem Jahr „Die Marniaks“, Maria Goldmann (Gesang) und Niklas Bruhn (Gitarre/Gesang) vom Theater Osnabrück, die den feierlichen Teil der Verleihung mit dem passenden Text „I was born this way“ abschlossen – hörenswert!