Tiger oder andere wirklich wilde Tiere reisen beim Circus Olympia nicht mit. Der kleine Zirkusbetrieb beginnt am Donnerstag auf einer privaten Wiese nahe der Sutthauser Straße sein Gastspiel. Doch auch Lamas, Wasserbüffel und Kamele – im Transportanhänger und in der Manege – sind Tierfreunden ein Dorn im Auge.
Neben den oben genannten exotischen, wenn auch in ihrer Heimat domestizierten, Tieren, werden beim Circus Olympia auch Pferde und „übereinander springende“ Hunde zu sehen sein.
Was wurde aus dem 2015 vom Stadtrat auf den Weg gebrachten Wildtierverbot?
Beim Circus Olympia erlebt das Publikum auch viel Clownerie und Artistik, die bei anderen Circusbetrieben ausreicht um ein Programm auch ganz ohne Tierdressur zu bestreiten, wie im vergangenen Dezember der inzwischen komplett tier-freie Circus Roncalli in weitgehend ausverkauften Vorstellungen beweisen konnte.
2015 wollte der Stadtrat ein Wildtierverbot
Vor fast drei Jahren, war man sich im Osnabrücker Stadtrat noch überwiegend einig, dass zukünftig in Osnabrück gastierenden Zirkussen das Zurschaustellen, zumindest von wilden Tieren, verboten werden könnte. Einzig die CDU mahnte 2015 an, dass die Gemeinde hier womöglich ihre Kompetenzen überschätzen würde. Auch war unklar, wie ein derartiges Verbot auf Flächen durchgesetzt werden könne, die überhaupt nicht im Eigentum der Stadt sind. Auch das Festspielgelände an der Halle Gartlage gehört der Stadt nur zu Teilen und wird von der privaten Herdbuchgesellschaft verwaltet.
Eine vom PETA Zwei Streetteam organisierte „Abschiedsdemo“ für das letzte Gastspiel eines Zirkus mit Wildtieren im Frühjahr 2016 erwies sich dann auch als verfrüht.
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2017 der Rückzug von der Verbots-Initiative
Im Herbst 2017 zogen CDU, SPD, BOB und sogar die einstig glühenden Verfechter eines Wildtierverbots, die Osnabrücker Grünen, ihre Initiative zurück und erklärten, man hoffe nun auf den Bundesgesetzgeber. Was 2015 beschlossen worden war, war wohl doch eine Kompetenzüberschreitung der Kommune.
Um ihrer Hoffnung Ausdruck zu verleihen, verschickten der Oberbürgermeister und der Osnabrücker Bundestagsabgeordnete Dr. Mathias Middelberg (CDU) einen Brief an das zuständige Bundeslandwirtschaftsministerium, der inzwischen wohlwollend von einer Staatssekretärin beantwortet wurde – mehr blieb nicht vom Circus-Wildtierverbot in Osnabrück.
PETA weiter gegen Tiere im Zirkus
An einem Wildtierverbot, bzw. einem generellen Tierverbot für reisende Schausteller, egal von wem dieses durchgesetzt wird, halten die Mitglieder der Tierrechtsorganisation PETA fest.
Gegenüber der HASEPOST erklärte ein Sprecher vom freiwilligen PETA ZWEI Streetteam Osnabrück: „Wir sind der Meinung, dass Tiere generell im Zirkus verboten werden sollten. Immer mehr Länder verbieten Tiere und Wildtiere im Zirkus und auch aktuelle Umfragen zeigen, dass die Mehrzahl der Deutschen ein Verbot von Tieren im Zirkus befürwortet. Unserer Meinung nach können Tiere im Zirkus nicht artgerecht gehalten werden.
Die häufigen Standortwechsel, der tägliche Stress in der Manege – meist wird dabei die Peitsche eingesetzt – und die viel zu kleinen Gehege zeigen immer wieder, dass Tiere im Zirkus leiden. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um Wildtiere wie Löwen oder Elefanten, oder zum Beispiel um Pferde oder Lamas handelt, denn auch sie wollen nicht ständig auf dunklen Lkws transportiert werden und auf kleinen Innenstadtplätzen leben müssen.
Einige Tiere, sogar Pferde, zeigen deutliche Stereotypien, welche diese Sichtweise untermauern. Aufgrund der aktuellen Problematik der kommunalen Wildtierverbote wird es immer wichtiger, dass die Bundesregierung ein einheitliches Gesetz erlässt, um dem Leiden endlich ein Ende zu setzen. In Osnabrück setzen wir uns dafür ein, dass die kommunale Regelung für ein Verbot von Wildtieren im Zirkus auch durchgesetzt wird.“
PETA ZWEI richtet einen Appell an die Osnabrücker: „Bitte unterstützen Sie keine Zirkusse mit Tieren und somit unterstützen Sie keine Tierquälerei.“
Titelfoto: Symbolbild, das Foto steht in keinerlei Zusammenhang mit einem der im Artikel genannten Zirkusbetriebe