„Die Ehrenbürgerwürde ist etwas Besonderes“, betonte Oberbürgermeister Wolfgang Griesert in seinem Redebeitrag zum Antrag, dem Osnabrücker, ehemaligen Ratsmitglied, Minister- und Bundespräsident a.D. Christin Wulff im kommenden Jahr die Ehrenbürgerwürde zu verleihen.
„Rein ideell, nicht materiell“, sei diese Auszeichnung, so Griesert weiter. Wulff, der in diesem Jahr 60 Jahre alt wurde, ist „eine Person, die sich um die Stadt verdient gemacht hat“.
Vorgeschlagen wurde Wulff, daran erinnerte der Oberbürgermeister auch, im Jahr 2011 vom ehemaligen Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip (SPD), der selbst 2006 die Ehrenbürgerwürde erhielt.
Öffentliche Vorwürfe gegen Wulff waren haltlos
Im Jahr 2011 konnte keine Entscheidung im Rat getroffen werden, da zu der Zeit viele Vorwürfe gegen den Osnabrücker laut wurden, die sich inzwischen als haltlos erwiesen. Dabei will die Stadt Osnabrück nicht über die Amtszeit von Christian Wulff richten, betonte der Oberbürgermeister. Auch die Amtszeiten anderer Ehrenbürger der Stadt hatten „Licht und Schatten“.
Ein Satz von Christian Wulff wird in Erinnerung bleiben
Wolfgang Griesert betonte: „Heimatstädte ehren Bundespräsidtenten die aus ihren Reihen stammen. Sie urteilen nicht, sondern verneigen sich vor dem Amt und freuen sich, dass einer der ihren das höchste Amt der Bundesrepublik bekleidet hat“.
Auch an den Satz, mit dem Wulff im kollektiven Gedächtnis in Erinnerung blieb, erwähnte der Oberbürgermeister: „Der Satz: ‚Der Islam gehört zu Deutschland‘ ist schon jetzt in die Geschichtsbücher unseres Landes eingegangen und hat seine eigene Furche gezogen. Nur wenige Sätze haben in den vergangenen Jahren eigentlich alle von uns dazu herausgefordert, Stellung zu beziehen. Nur wenige Sätze haben diese diskursive Kraft entfaltet. Diese Aussage, so harmlos sie zunächst auch daher zu kommen scheint, hat wegen ihrer nahezu unfassbaren Tiefsinnigkeit auf der Oberfläche eine Wucht entfaltet, die der Sprecher vielleicht selbst nicht vorausgesehen hat“.
UWG-Ratsmitglied argumentierte gegen Ehrenbürgerwürde
Nur ein Mitglied des Stadtrats trat an, in einer Gegenrede seine Ablehnung der Person Christian Wulff zum Ausdruck zu bringen. Wulf-Siegmar Mierke (UWG) fand es „pikant“, dass die Vorlage zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde von der Verwaltung eingereicht wurde. Die Rettung des Automobilstandorts Osnabrück durch VW, in der Zeit von Christian Wulff als Ministerpräsident von Niedersachsen, sei schlicht seine Aufgabe als Landesvater gegeben und zudem von Volkswagen aus rein egoistischen Gründen betrieben worden, um Zugriff auf ein modernes Werk und Personal zu bekommen. Zudem würde, so Mierke, die Person Christian Wulff für den Vertrauensverlust der Bürger in die Politik stehen.
Gegen die Stimmen von Linkspartei, Piraten und UWG – bei Enthaltung von vier Mitgliedern der SPD – wurde der Ehrenbürgerwürde für Christian Wulff zugestimmt.
Die Auszeichnung soll im Jahr 2020 im Rahmen eines besonderen Festaktes erfolgen.