Gleich die erste Anfrage von BOB (Bund Osnabrücker Bürger) brachte bei der Ratssitzung am Dienstag interessante Interna zu Tage.
Die Antwort der Verwaltung erfolgte – wie bei derartigen Anfragen üblich – „zu Protokoll“, also ohne öffentliche Diskussion durch die Ratsmitglieder.
BOB fragte die Verwaltung wann die Abrissarbeiten am ehemalige Wöhrl- und Kachelgebäude beginnen würden.
Da die Stadtverwaltung hinsichtlich dieses „größten Bauprojekts der Nachkriegsgeschichte“ (Zitat Frank Henning, SPD) offenbar selbst nicht über laufend aktualisierte Informationen verfügt, mußte erst beim Investor nachgefragt werden.
Oberbürgermeister mußte zweimal um Antwort bitten
Dem unserer Redaktion vorliegenden Antwortschreiben an Oberbürgermeister Wolfgang Griesert ist zu entnehmen, dass vom Büro des OB zweimal nachgefragt wurde (2. und 7. November), worauf das Düsseldorfer Büro des Pariser Investors erst am Tag vor der Ratssitzung eine Antwort gab.
Die aus diesem Schreiben von der Verwaltung herausgelesene offizielle Verwaltungsantwort auf die Ratsanfrage betont die positiven Argumente für die offensichtlich erneute Verschiebung der Bauarbeiten. So wäre ein „terminliches Vorziehen“ der Abrissarbeiten [Anmerkung des Redakteurs: wieso „vorziehen“?] „nicht im Sinne der Stadt“ und durch die neuerliche Verschiebung auf einen nicht definierten Termin würde eine „unnötige Belastung der Innenstadt“ vermieden.
Projektmanager kündigte im Februar Baubeginn für 2016 an
Immerhin, so die Verwaltung, läge inzwischen eine „wirksame Abrissanzeige“ vor.
Unsere Redaktion hatte bei Recherchen zu der im Februar öffentlichkeitswirksam präsentierten Abrissanzeige herausgefunden, dass diese bei Abgabe unvollständig und damit unwirksam war.
Vertreter der „Regenbogenfraktion“ hatten im Februar verbreitet, der Investor hätte den Abriss noch für das laufende Jahr 2016 angekündigt, dabei stützten sie sich vermutlich auch auf des Wort des zuständigen Projektmanagers.
Björn Reineking wurde seinerzeit von der NOZ zitiert: „Es bleibt bei unserer Aussage: In diesem Jahr fangen wir an“ (Abruf ggf. kostenpflichtig).
Investor deutet Probleme bei der Vermietung an
Vergleicht man den Extrakt, den die Verwaltung aus dem Antwortschreiben des Investors herausgearbeitet hat, mit dem was der Investor dem Oberbürgermeister sonst noch mitgeteilt hat, zeigt sich ein ganz anderes Bild. Nach Angaben des Investors wurde das geplante Einkaufscenter erneut auf verschiedenen Branchenveranstaltungen angeboten. Ob mit Erfolg, darüber schweigt sich Unibail-Rodamco jedoch aus.
Allerdings beklagen die Handelsexperten, dass die Vermietung eines derartigen Projekts inzwischen wohl eine schwierige Sache geworden ist: „Zum Abschluss von Mietverträgen bedarf es heute deutlich mehr Abstimmungen als noch vor wenigen Jahren“.
Unerwähnt bleibt dabei, dass das Projekt bereits vor mehr als vier(!) Jahren, auf der EXPO REAL 2012 gezeigt wurde (vgl. NOZ vom 10.10.2012, Abruf ggf. kostenpflichtig). Nach Angaben des damaligen Projektentwicklers Nils Perpeet seien seinerzeit „sehr viele und vielversprechende Gespräche mit potenziellen Mietern“ geführt worden.
Kein Bauantrag gestellt und weiterhin keine Nennung des Projekts auf der Konzern-Website
Auch hinsichtlich des Status des Bauantrags und dem Commitment gegenüber der Öffentlichkeit und Investoren gab es auf die Anfrage von BOB eine Antwort.
„Ein Bauantrag liegt noch nicht vor“, schreibt die Verwaltung und auf der „deutschen Homepage“ seien die beiden deutschen Projekte der Unibail zu finden.
Was den Bauantrag angeht, betont die Verwaltung, dass der Investor hier „vertragskonform“ handele, denn durch ein derzeit ruhendes Normenkontrollverfahren laufen diesbezüglich keine Fristen.
Hinsichtlich der Erwähnung des Projekts im Internet hatte BOB allerdings die Berichterstattung der HASEPOST aufgenommen und konkret nach dem Verschwinden des Projekts von der international ausgerichteten Homepage des französischen Konzerns gefragt.
Unter www.unibail-rodamco.com ist das Projekt OSKAR bzw. Osnabrück auch weiterhin nicht direkt auffindbar (hier ausprobieren).