Osnabrück wird ab Oktober in der türkischen Partnerstadt Çanakkale durch Aylin Hiller (26) vertreten. Die junge Frau stammt aus Bad Urach bei Reutlingen, wo man nach Ansicht der baden-württembergischen Landesregierung alles kann, „außer Hochdeutsch“.
Tatsächlich, davon ist man im Rathaus überzeugt, „kann“ die junge Württembergerin auch „Osnabrück“ – und sie spricht dazu – neben einem guten Hochdeutsch – auch noch Türkisch. Und da ihre Mutter aus Çanakkale stammt, besuchte sie Osnabrücks Partnerstadt in der Türkei zuvor bereits jährlich. Museen, Sehenswürdigkeiten und die Treffpunkte der Einheimischen wie der Freitagsbasar kennt sie also bereits gut.
Keine Bewerberinnen oder Bewerber aus der Region in diesem Jahr
Die Stellenbeschreibung war eigentlich deutlich formuliert „junge Osnabrückerinnen und Osnabrücker die für ein Jahr ihre Heimatstadt in Angers oder Çanakkale vertreten möchten“. Doch in diesem Jahr – im Gegensatz zu den vergangenen Jahren – gab es keine einzige Bewerbung aus Osnabrück. Dafür gab es Bewerbungen aus dem Rest der Republik, erklärt Stadtsprecherin Silke Brickwedde auf Nachfrage unserer Redaktion. „Unter den Bewerbern, die aus Deutschland kamen, war sie die beste. Neben ihrer überzeugenden Bewerbung, sprach für sie auch der Fakt, dass ihre Mutter aus Çanakkale kommt und sie die Stadt gut kennt.“
Wer aber nun annimmt, dass Aylin Hiller direkt aus dem Württembergischen in die Türkei wechselt und Osnabrück nur aus dem Schulatlas kennt, sieht sich getäuscht.
Osnabrücks neue Städtebotschafterin hat sich intensiv vorbereitet
Aylin Hiller, die zuvor nach einer Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten beim Polizeipräsidium Reutlingen tätig war, hat bereits in ihrer Freizeit ein Praktikum im Städtepartnerschaftsbüro absolviert und dabei viel von der hiesigen Verwaltung kennengelernt. „Während ihres Praktikums hat sie eine sehr ausführliche Stadtführung bekommen und war zum Beispiel anschließend aus eigenem Antrieb im Nussbaum-Haus, mit dem sie sich aus persönlichem Interesse intensiv beschäftigt hat“, erläutert die Stadtsprecherin ergänzend.
Zusammen mit Oberbürgermeisterin Katharina Pötter war Hiller auch Teil der Delegation aus Osnabrück die Çanakkale in diesem Sommer besucht hat.
Städtebotschafter gibt es bereits seit den 60er Jahren
In den kommenden Tagen geht es dann los in die Türkei, als Teil des „etwas anderen diplomatischen Korps“, wie die Stadt Osnabrück die Städtebotschafter bezeichnet, die es als Instituion bereits seit 58 Jahren gibt.
Mehr als 300 junge Menschen haben sich bisher als Städtebotschafterin oder Städtebotschafter in einer von Osnabrücks Partnerstädten und in Osnabrück eingebracht. „Dieser Austausch belebt die Beziehungen zu unseren Partnerstädten immer wieder aufs Neue“, sagt Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter. „In den vergangenen Jahrzehnten sind unzählige Freundschaften über Ländergrenzen hinweg geschlossen worden, ich finde, das passt hervorragend zu einer Friedensstadt.“