[Wir bitten um Entschuldigung, dass im obigen Video Kylie Minogue gleich 2x zu Wort kommt]
Volkswagen stellt im Mai die Produktion des Golf Cabriolet ein. Damit endet am Standort Osnabrück eine Geschichte, die 1979 bei Karmann begonnen hatte.
1979 war kein gutes Jahr für offene Autos.
Nur eine Hand von kleiner Roadster, die meisten aus England und technisch auf dem Stand der 60er Jahre, waren damals überhaupt erhältlich. Die großen Geschwister des offenen Golf, das Käfer Cabrio und der offene Karmann Ghia – zwei ebenfalls steinalte Konstruktionen – waren zuvor eingestellt worden. Und einzig Rolls Royce bot zu diesem Zeitpunkt noch ein viersitziges Cabrio an. Selbst Porsche traute sich nicht mehr ein offenes Auto zu bauen und wich auf den Targa aus, nüchtern betrachtet ein Porsche mit großer Dachluke.
Cabrios waren 1979 nur schwer verkäuflich
Hintergrund war eine in den USA schwelende Debatte über die Fahrzeugsicherheit, der die Automobilindustrie zu der Zeit nur mit dem verzicht auf offene Autos und der Entwicklung teils absurder Stoßstangen-Monster begegnete.
Crashoptimierte Fahrgastzellen, Airbags und selbst die allgemeine Akzeptanz des Sicherheitsgurts als Lebensretter, waren 1979 noch Zukunftsmusik. Ausgerechnet im trüben Automobiljahr 1979 präsentierte Volkswagen das Golf Cabriolet. Keine fünf Jahre, nachdem Polo, Passat, Scirocco (ebenfalls aus Osnabrück) und vor allem der Golf, Volkswagen nicht nur vor der Pleite gerettet hatten, sondern auch die Monokultur des Käfers und seiner Derivate endlich ein Ende fand.
Das Golf 1 Cabrio war ein Designerstück
Der offene Golf, der maßgeblich in Osnabrück mitentwickelt wurde, zeigte der Öffentlichkeit das pure Designkonzept des italienischen Meisters Giugario, das teils aus produktionstechnischen Gründen, beim ersten Golf noch von VW-eigenen Designern verwässert worden war.
So klassisch gezeichnet sollte nach dem ersten Golf Cabriolet kein offener VW mehr sein. Während das von 1979 bis 1993 produzierte Ur-Modell inzwischen als automobiler Klassiker Anerkennung findet, waren alle Golf Cabrio nach ihm lediglich aufgeschnittene Varianten der im berüchtigten „Heide-Design“ gezeichneten Wolfsburger Erfolgsmodelle. Vermutlich war es auch diese Beliebigkeit im Design, aber auch der internationale Trend weg vom Sportwagen und Cabrio hin zum SUV, der den letzten Aufguss des Golf Cabrios so schwer verkäuflich machte.
Steht jetzt das komplette Werk zur Disposition?
Nun werden in den ehemaligen Karmann-Hallen bald nur noch alte Tiguan-Modelle in einer „Auslauffertigung“ für weniger anspruchsvolle Märkte, vor allem die USA, gefertigt. besonders pikant: Die Rohkarossen sollen aus Wolfsburg angeliefert werden. Damit fehlt dem Osnabrücker VW-Werk nicht nur ein guter Teil der Wertschöpfung, es entfällt auch die Idee des „Vollfertigungsstandorts“. Denn ursprünglich sollte Volkswagen Osnabrück im Reigen der VW-Standorte eine Sonderrolle einnehmen. Nicht nur die Montage, sondern auch die Fertigung wesentlicher Komponenten, zum Beispiel der Karosserie, und selbst die Entwicklung, sollte vor Ort geschehen.