Rund 230 Arbeitsstunden, 50 Spraydosen und fast 100 Liter Fassadenfarbe – das sind die Zutaten, die es gebraucht hat, um den Varusturm auf dem Lammersbrink in Georgsmarienhütte in den vergangenen Wochen in ein echtes Kunstwerk zu verwandeln. Ein Kunstwerk, das die Besucherinnen und Besucher mitnimmt auf eine sehenswerte Reise von mehr als 300 Millionen Jahren bis in die Gegenwart. Bei einem gemeinsamen Termin aller Projektbeteiligten vor Ort wurde das neue Wandbild nicht nur in Augenschein genommen, sondern der Turm damit auch offiziell wieder für den Publikumsverkehr freigegeben.
Noch fast bis zur letzten Minute war Christian Aretz von der Graffiti- und Künstleragentur „Bunte Hunde“ mit der Spraydose am Turm unterwegs, um seinen Motiven den letzten Schliff zu geben: „Am Ende ist es eine echte Punktladung geworden“, so der Künstler, der auch den Hermannsturm im vergangenen Jahr neugestaltet hatte. 28 Werktage – bei Wind und Wetter – hat er gebraucht um die Innen- und Außenwände des Varusturms mit Tieren, Gebäuden und Landschaften sowie einer Geschichte zu versehen. Denn Stufe um Stufe geht es für die Besucherinnen und Besucher durch die Erdzeitgeschichte.
Angefangen vom feuchtwarmen und waldreichen Zeitalter des Karbons, über die Dino-Zeit im Jura, den ersten Menschen in der Steinzeit bis hin zur Varusschlacht und den Freuden der Neuzeit, etwa mit „Hütte rockt“ oder der Kirmes: „Ich wollte eine mit Bildern gefüllte und damit lebendige Zeitreise durch die Erdgeschichte schaffen, mit Ereignissen die hier oder hier in der Nähe stattgefunden und mit Tieren, die hier in der Gegend auch tatsächlich gelebt haben“, so Aretz.
Künstler und „Auftraggeber“ zufrieden
So tummeln sich urzeitliche Fische und Reptilien genauso auf der Turmwand, wie mächtige Dinosaurier, ein Steinzeitmensch in seiner Höhle oder das Stadtmaskottchen Leo mit Blick auf das ehemalige Georgsmarienhütter Schloss „Monbrillant“. Und mehr noch: Christian Aretz hat über die Motive verteilt einige „Varus-Masken“ versteckt, die es im Rahmen eines Suchspiels zu entdecken und ihre Anzahl zu erraten gilt. Der Künstler selbst zeigte sich mit seinem Werk mehr als zufrieden: „Gerade die Übergänge zwischen den einzelnen Zeitaltern sind besonders gut gelungen.“
Sehr zufrieden mit dem Ergebnis zeigten sich im Rahmen der Wiedereröffnung auch die „Auftraggeber“. Erster Stadtrat Alexander Herzberg betonte die große Bedeutung des Bauwerkes für die Stadt Georgsmarienhütte als gerade auch für Familien mit Kindern gut erreichbares Naherholungs- und Freizeitziel, das durch die Bemalung nun eine erhebliche optische wie inhaltliche Aufwertung erfahren habe. Genau dieses sei auch das Ziel gewesen, wie der Projektleiter beim Natur- und Geopark TERRA.vita, Michael Hein, verdeutlichte: „Während auf dem Hermannsturm die Gesteinsschichten mit ihren Fossilien abgebildet sind, zeigt der Varusturm die dazu passenden vergangenen Lebenswelten. So möchten wir verstärkt Familien mit Kindern ansprechen und diese mitnehmen. Das ist beim Blick auf die Motivauswahl auf jeden Fall sehr gelungen.“
Der Geopark hat entscheidenden Anteil daran, dass die Herstellung des Wandbildes erfolgen konnte, denn finanziert wurde das gesamte Vorhaben durch Mittel aus der Geoparkförderung. „Aus dem Fördertopf konnten wir für Realisierung des Projektes insgesamt rund 27 000 Euro erhalten, weshalb ein großer Dank nicht nur an alle Projektbeteiligten geht, sondern auch in Richtung des Landeswirtschaftsministeriums als Fördermittelgeber“, so der TERRA.vita-Geschäftsführer Dr. Detlef Wilcke. Für den Natur- und Geopark sei der Varusturm nun ein weiteres Aushängeschild, das den „Lebenslauf der Erde“ – so die Übersetzung von TERRA.vita – wohl kaum besser widerspiegle.