Wenn es ‘knallt’, sollten Sie sich in Osnabrück besser keine Gedanken darüber machen, einen Platz in einem Schutzraum (auch bekannt als Bunker) zu suchen. Auf rund 600 Osnabrücker kommt theoretisch ein Platz im Bunker – und das auch nur auf dem Papier.
Die unserer Redaktion vorliegenden Zahlen stammen aud dem Niedersächsischen Ministeriums für Inneres, das bis Januar 2023 vom jetzigen Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius geleitet wurde.
Um den Bau neuer Schutzräume oder zumindest den Erhalt bestehender Bunker hat man sich dort lange nicht gekümmert. Erst jetzt, da der ehemalige Osnabrücker Oberbürgermeister und Landesminister die Bundeswehr gegen einen im Osten verorteten Feind in Stellung bringt, wird offenbar, was seit dem Ende des Kalten Krieges – spätestens mit der Aufgabe des ‘Schutzbaukonzepts’ im Jahr 2007 – alles aufgegeben wurde. Bundesweit gibt es noch 579 ‘gewidmete Schutzräume’, die theoretisch reaktiviert werden könnten. Aber wie sieht es in der Hasestadt aus?
Eine ‘Kleine Anfrage’ der Osnabrücker CDU-Vorsitzenden und Landtagsabgeordneten Verena Kämmerling an die niedersächsische Landesregierung brachte die aktuelle Situation des Zivilschutzes in Osnabrück an den Tag.
Innenministerium: kein einziger Bunker in Osnabrück einsatzbereit
In Osnabrück stehen nach den Vorgaben des ehemaligen Zivilschutzkonzepts überhaupt keine einsatzbereiten Schutzräume zur Verfügung, das hatten bereits im Frühjahr 2022 Recherchen der HASEPOST ergeben. Es existieren jedoch nach aktuellen Zahlen der Landesregierung zwei noch offiziell gewidmete Anlagen, deren genaue Standorte und Eigentümerdaten aufgrund von Vorgaben der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) nicht veröffentlicht werden.
Macht aber nichts, die Zahl der dort zumindest in der Theorie verfügbaren Plätze würde ohnehnin nur für jeweils einen von 600 Bürgern reichen – wenn die Anlagen denn einsatzbereit wären, sind sie aber nicht.
In ganz Osnabrück nur noch zwei potentielle Schutzräume – theoretisch
Die beiden letzten verbliebenen Schutzräume in Osnabrück bieten nach Angaben der Landesregierung lediglich Platz für 273 Personen. Angesichts der rund 165.000 Einwohner der Stadt entspricht dies einer Abdeckung von weniger als 0,2 Prozent. Hinzu kommt, dass diese Anlagen derzeit weder funktionstüchtig noch einsatzbereit sind, sodass eine unmittelbare Nutzung sowieso ausgeschlossen ist.
Trotz neuem ‘Bunkerschutzplan’ keine Pläne in Osnabrück neue Schutzräume zu schaffen
Die Landesregierung weist darauf hin, dass sie aufgrund der Bundeszuständigkeit keine eigenen Maßnahmen zur Reaktivierung oder zum Neubau von Schutzräumen plant. Sie beteiligt sich jedoch aktiv an der Erarbeitung eines modernen Schutzraumkonzepts auf Bundesebene. Eine konkrete Umsetzung vor Ort in Osnabrück ist derzeit allerdings nicht vorgesehen.