v.l. Winfried Wilkens, Ilona Klemens, Wolfgang Beckermann und Angela Müllenbach-Michel, Evangelische Vorsitzende und Sprecherin der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Osnabrück / Foto: Pukhovich
Die bundesweite „Woche der Brüderlichkeit“ findet jährlich statt, um die Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zu stärken und für Gleichberechtigung einzustehen. Jedes Jahr wird die Veranstaltungswoche mit einer großen Eröffungsfeier eingeleitet. Vom 04. bis zum 06. März 2022 findet das Eröffnungswochenende in Osnabrück statt unter dem Motto: „Fair Play – jeder Mensch zählt“.
„Woche der Brüderlichkeit“ feiert 70. Geburtstag
Die „Woche der Brüderlichkeit“ ist im Jahr 1952 zum ersten Mal durchgeführt worden, inspiriert von der US-amerikanischen „Week of Brotherhood“, bei der man gegen den Rassismus vorgehen und die Gemeinschaft stärken wollte. Im nächsten Jahr wird die bundesweite Veranstaltung 70 Jahre alt und feiert das Jubiläum in der Friedensstadt Osnabrück. 1991 fand die Eröffnungsfeier bereits in der niedersächsichen Großstadt statt – 30 Jahre später ist es wieder so weit.
Große Feier in der OsnabrückHalle
Die „Woche der Brüderlichkeit“ wird durch über 80 Gesellschaften der Christlich-Jüdischen Zusammenarbeit in Deutschland inhaltlich gestaltet. So entsteht neben der zentralen Eröffnungsfeier auch ein ganzjähriges Rahmenprogramm, welches im nächsten Jahr gemeinsam von Stadt und Landkreis Osnabrück organisiert sein wird. Einer der Programmpunkte während der Eröffnungsfeier ist die Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an Persönlichkeiten oder Organisationen, die für eine offene und diskriminierungsfreie Arbeit stehen. Am 06. März 2022 wird die Medaille durch den Deutschen Koordinierungsrat (DKR) an den Präsidenten der Eintracht Frankfurt, Peter Fischer, sowie den Sport-Verband MAKKABI Deutschland e.V. verliehen.
Preisträger im Jahr 2022
Peter Fischer steht für ein Zusammenleben innerhalb unserer Gesellschaft ohne rechte Parolen, Antisemitismus oder Rassismus. Insbesondere, was die Fairness im Sportbereich angeht, setzt sich Fischer für eine Zusammenarbeit ohne Diskriminierung ein. MAKKABI Deutschland e.V. hat sich zum Ziel gemacht, Menschen jüdischer und nicht-jüdischer Herkunft im Sport zu vereinen, unabhängig von Hautfarbe oder Religion. „Zum ersten Mal prägt der Sport unsere Arbeit im DKR. Noch nie wurde eine Vertretung dieses Bereichs ausgezeichnet, wir sind aber sehr stolz darauf, dass es endlich so weit ist“, so Ilona Klemens, Generalsekretärin des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
Antisemitismus sensibel begegnen
Ziel der „Woche der Brüderlichkeit“ ist ein sensibler Umgang mit den Themen Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus. „Antisemitismus ist in unserer Zeit leider wieder präsenter geworden. Ich wünsche mir, dass die Gemeinde hier in Osnabrück keine Angst haben muss vor einem Terroranschlag. Ich finde es schlimm, dass die Jüdinnen und Juden hier immer noch von der Polizei geschützt werden müssen“, sagt Klemens. „Durch unsere Arbeit möchten wir einen offenen Dialog zwischen Christen und Juden ermöglichen. Das, was den Jüdinnen und Juden in Deutschland widerfahren ist, darf nie wieder geschehen.“
Friedensstadt eröffnet „Woche der Brüderlichkeit“
„Wir sind wirklich dankbar dafür, im nächsten Jahr hier in Osnabrück eröffnen zu dürfen. Es ist uns eine große Ehre, die „Woche der Brüderlichkeit“ in der Friedensregion einzuleiten, vor allem, weil es thematisch einfach so gut passt“, äußert sich Klemens. Das Eröffnungswochenende basiert auf drei wesentlichen Programmpunkten. Die erste Säule macht die Ehrung der Preisträger mit der Buber-Rosenzweig-Medaille aus. Bei der Feier werden die neue Oberbürgermeisterin und der Niedersächsiche Ministerpräsident Stephan Weil anwesend sein; Esther Schapira, die sich aktiv gegen Antisemitismus einsetzt, wird die Laudatio halten. Für musikalische Unterhaltung wird das Osnabrücker Symphonieorchester sorgen. Die zweite Säule des Programms soll der Vortrag der Preisträger sein, bei der sie über ihre gemeinschaftsfördernde Arbeit sprechen werden. Ein dritter wichtiger Programmpunkt wird die Christlich-Jüdische Gesellschaftsfeier sein, organisiert von der Jüdischen Gemeinde Osnabrück in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Kirchenkreis und dem Bistum Osnabrück. Der Fernsehsender ZDF wird die Veranstaltung entweder als Live-Sendung übertragen oder für eine Sondersendung filmen.
Rahmenprogramm rund um das Thema Fair Play
Das Motto der „Woche der Brüderlichkeit“ im Jahr 2022 ist „Fair Play – Jeder Mensch zählt“ wird von verschiedenen Religionsgemeinschaften, Einrichtung und Vereinen der Region Osnabrück genutzt, um ein interessantes Rahmenprogramm auszuarbeiten. Beispielsweise wird es diverse Vorträge, zahlreiche Konzerte, Filmvorführungen und Lesungen zu den Themen Inklusion, Gerechtigkeit und Teilhabe in der Gesellschaft geben. Als Teil des Programms plant der VfL Osnabrück auch ein Freundschaftsspiel gegen den FC Religionen aus Frankfurt, einer Mannschaft bestehend aus Pfarrern, Pastoren, Imamen und Rabbinern. An dem Rahmenprogramm beteiligen sich viele Akteure, wer aber noch interessiert ist, ebenfalls zu der Gestaltung beizutragen, kann sich bei der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Osnabrück melden.
Stadt und Landkreis Osnabrück arbeiten zusammen
„Ich freue mich sehr, dass die „Woche der Brüderlichkeit“ in Osnabrück eröffnet wird. Dieses gemeinsame Projekt ist schon seit drei Jahren in Planung und für mich einfach eine persönliche Begeisterung“, so Wolfgang Beckermann, Erster Stadtrat der Stadt Osnabrück. Auch der Kreisrat des Landkreises Osnabrück, Winfried Wilkens ist begeistert von dem Projekt. „Das Eröffnungswochenende basiert auf drei Säulen und auch unsere Entscheidung, bei der Eröffnung dabei zu sein, kann auf drei Gründe zurückgeführt werden. Zum Einen war es einfach pure Selbstverständlichkeit. Die Jüdische Gemeinde befindet sich zwar im Stadtzentrum, doch viele Menschen aus dem Landkreis sind dort aktiv, weshalb es für uns auch von hoher Wichtigkeit ist, diese Menschen zu unterstützen. Zum anderen haben wir mit der Stadt viele gemeinsame Trägerstrukturen, was man zum Beispiel an dem Reformationsjahr 2017 sehen konnte. Das Thema ist für mich einfach eine Herzensangelegenheit. In den 80er-Jahren habe ich miterlebt, wie die jüdische Gemeinde zahlenmäßig immer kleiner wurde, das war für mich ein Stich ins Herz. Erst nach dem Fall der Berliner Mauer wurden die Menschen wieder aktiver, deshalb ist es für mich persönlich wichtig, diese Menschen auch jetzt noch in ihrer Religion zu unterstützen.“
Corona-Konzept ist noch nicht klar
„Wir werden da aus der Situation heraus arbeiten. Niemand weiß, wie sich die Lage im Frühjahr noch entwickeln wird, aber es wird ein 3G-Konzept geben, falls erforderlich“, erklärt Klemens. Im Jahr 2020 wurden viele analog geplante Veranstaltungen des DKR unter den gegebenen Umständen digitalisiert. Wie es am Eröffnungswochenende gehandhabt werden wird, ist den Veranstalterinnen und Veranstaltern aber noch nicht klar.