Die Bundesanwaltschaft hat vor dem Oberlandesgericht München Anklage gegen zwei irakische Staatsangehörige erhoben, die mutmaßlich Mitglieder der terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat“ (IS) sind. Ihnen werden Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vorgeworfen, darunter Versklavung, Folter und der schwere sexuelle Missbrauch von Kindern.
Anklage vor dem Staatsschutzsenat
Die Bundesanwaltschaft erhob die Anklage bereits am 9. Dezember, wie die Behörde mitteilte. Die Angeschuldigten, ein Mann und eine Frau, stehen im Verdacht, zwischen Oktober 2015 und Dezember 2017 im Irak und in Syrien dem IS angehört zu haben. Zu den Anklagepunkten gehören zudem Menschenhandel und Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Besonders erschreckend sind die Vorwürfe des Völkermordes und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Verbrechen im Namen des IS
Laut Anklageschrift sollen die beiden Iraker nach islamischem Recht verheiratet gewesen sein. Auf Wunsch der Angeklagten soll der Mann im Herbst 2015 auf einem Basar in der Stadt Mossul ein fünfjähriges jesidisches Mädchen gekauft haben. Im Oktober 2017 sollen sie ein weiteres, zwölfjähriges jesidisches Mädchen erworben haben. Die Ermittler werfen dem Mann vor, beide Kinder mehrfach vergewaltigt zu haben. Die Frau soll dabei das Zimmer hergerichtet und eines der Mädchen geschminkt haben. Zudem sollen die Angeschuldigten die Kinder zur Hausarbeit und Kinderbetreuung gezwungen haben.
Brutale Unterdrückung
Den Mädchen sei die Ausübung ihrer Religion untersagt worden; stattdessen hätten sie islamische Gebete und Glaubensregeln befolgen müssen. Bei vermeintlichen Verfehlungen der Kinder sollen die Angeschuldigten mit harter körperlicher Gewalt reagiert haben. Die Kinder seien regelmäßig geschlagen worden, teilweise auch mit harten Gegenständen. In einem Fall soll die Angeklagte die Hand des jüngeren Mädchens mit heißem Wasser verbrüht haben. Die Ermittler berichten, dass die Mädchen vor ihrer Ausreise im November 2017 an andere IS-Mitglieder weitergereicht wurden. Diese Taten sollen das Ziel verfolgt haben, den jesidischen Glauben zu vernichten.
Die beiden Beschuldigten wurden am 9. April 2024 festgenommen und befinden sich seitdem in Untersuchungshaft.
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