(von links) Landrätin Anna Kebschull, Vorsitzender der Bürgermeisterkonferenz Tobias Avermann, Werner Linnenbrink von der PlaNOS, Sandra von Tongern von der PlaNOS Projektleitung, der Projektleiter des Landkreises Julian Isken und Kreisrat Winfried Wilkens freuen sich über die Projektförderung von MOIN+. / Foto: Rykov
Ende letzten Jahres stellte der Landkreis Osnabrück die umfangreichen Ergebnisse seiner Mobilitätsanalysen vor und die Bewohnerinnen und Bewohner waren sich einig: Es wird Zeit, umzusteigen – vom Auto auf nachhaltigere Verkehrsmittel. Der Landkreis erarbeitet aktuell ein neues Mobilitätskonzept, dessen wesentlicher Bestandteil das vom Bund mit 16 Millionen Euro geförderte Modellprojekt MOIN+ ist.
MOIN+ steht für „Mobilität im Osnabrücker Land Integriert und Nachhaltig“. Im Rahmen des Modellprojekts steht die Aufrüstung des ÖPNV im Vordergrund. Konkret geht es um neue Schnellbuslinien, mehr RegioBusse, zusätzlichen Abend- und Sonntagsverkehr, On-Demand-Angebote, Carsharing sowie Mobilstationen in jeder Kommune des Landkreises. Mit diesem Konzept konnte sich der Landkreis Osnabrück unter insgesamt 57 Antragsstellenden als eines von sieben Projekten in ganz Deutschland für eine Förderung in Höhe von 16 Millionen Euro qualifizieren. Das groß angelegte Mobilitätsprojekt wird gemeinsam mit der Planungsgesellschaft Osnabrück (PLaNOS) durchgeführt und hat ein Gesamtvolumen von 20 Millionen Euro.
Ganzheitliches Konzept für den Landkreis
„MOIN+ ist nur der erste Baustein für das neue Mobilitätskonzept“, betont Landrätin Anna Kebschull. „Die Bedarfsanalysen haben gezeigt, dass die Bewohnerinnen und Bewohner umsteigen wollen. Dabei ist es für uns wichtig, ein integriertes Angebot zu schaffen und nicht nur einzelne Baustellen anzugehen. Ein gutes Konzept funktioniert nur, wenn alle Räder ineinandergreifen.“ Als einzige vom Bund geförderte Kommune in Niedersachsen könne das MOIN+ auch als Erforschungsmöglichkeit für weitere Konzepte dienen. Das Zusammenspiel mehrerer Bausteine zu erproben, ist für Kreisrat Winfried Wilkens besonders wichtig: „Es geht uns um die Erarbeitung eines ganzheitlichen Konzepts, das auf den Landkreis übertragbar wird. Finanziell gesehen können wir gerade noch nicht den ganzen Landkreis abdecken. Aber wir wollen Methoden entwickeln, die auf das gesamte Gebiet anwendbar werden.“ Tobias Avermann, Vorsitzender der Bürgermeisterkonferenz, bringt es so auf den Punkt: „Wir stehen jetzt am Beginn eines langen Wegs, bei dem bald hoffentlich das richtige Ziel erreicht ist.“ Die Förderung läuft bis Ende 2025. Bis dahin sollen die neuen Maßnahmen nicht nur umgesetzt, sondern auch erprobt sein.
Besser vernetzt durch On-Demand-Verkehr
Werner Linnenbrink von der PlaNOS sieht die Förderung durch den Bund vor allem als Auszeichnung der Ideen des Landkreises. „Im MOIN+ geht es um ganz konkrete Maßnahmen, die den ÖPNV attraktiver machen. Auf die Förderung unserer Ideen durch den Bund können wir also zurecht stolz sein.“ Als Teil eines Gesamtsystems läuft MOIN+ jetzt mit der räumlichen und zeitlichen Vernetzung zwischen Stadt und Landkreis, aber auch zwischen den einzelnen Kommunen, an. Vor allem die Verbindung „von der ersten bis zur letzten Meile“ ist für die Verantwortlichen wichtig: Hier geht es um On-Demand-Lösungen, die Menschen von einem bestimmten Ortspunkt beispielsweise zu einer Bushaltestelle bringen. Die infrastrukturellen Gegebenheiten des Landkreises sorgen häufig dafür, dass die nächste Bushaltestelle ein bis zwei Kilometer von dem Wohnsitz entfernt ist – der On-Demand-Verkehr soll genau hier ansetzen. Testgebiete sind die Kommunen Bersenbrück, Bramsche und Melle. Pro Gebiet wird es ein barrierefreies Fahrzeug geben.
Mehr RegioBuslinien und neue Schnellbusse
Eine weitere Maßnahme ist die Erweiterung des Busangebots. Zwischen Bad Essen und Osnabrück sowie Osnabrück und Bad Laer werden neue Schnellbuslinien eingeführt. „Die zeichnen sich, wie der Name sagt, durch ihre schnellere Fahrt aus. Damit einher geht, dass nicht alle normalen Haltestellen dieser Linien angefahren werden“, erklärt Linnenbrink. Bohmte und Bramsche sowie Oesede und Hasbergen sollen über eine neue RegioBuslinie miteinander verbunden werden. Im Nordkreis wird der Abend- und Sonntagsverkehr zwischen Fürstenau und Quakenbrück sowie Fürstenau und Bersenbrück zeitlich ausgeweitet. Neben der Erweiterung des Busangebots soll in jeder der 21 Kommunen des Landkreises eine Mobilitätsstation mit einem Wartehäuschen, einer Stele, einer überdachten Fahrradabstellanlage sowie einem Informationsangebot eingerichtet werden. Wo genau die Stationen in den Kommunen platziert werden, ist noch Teil der Debatte.
Start im Febraur 2024
Im Februar 2024 sollen die neuen ÖPNV-Angebote des Landkreises starten. Danach sollen sie konkret erprobt werden, damit der Bund das Konzept evaluieren kann. Diesbezüglich steht der Landkreis in engem Kontakt mit der Stadt: „Es reicht nicht, wenn der ÖPNV an der Stadtgrenze aufhört – im Gegenteil! Am besten sollte man gar nicht merken, dass man hinter der Stadtgrenze ist. MOIN+ soll der Anfang eines integrierten und groß angelegten Mobilitätskonzepts sein, das Stadt und Kommunen miteinander verbindet“, schließt Landrätin Kebschull das Gespräch.