Die Bundesregierung hatte erst kurz vor dem Verkauf ihrer Commerzbank-Aktien erfahren, dass die italienische Bank Unicredit bereits 4,5 Prozent der Aktien besitzt und plant, ihre Beteiligung auf neun Prozent auszubauen. Diese Aussagen sind bemerkenswert, da sich Unicredit durch den Zukauf in eine starke Position für eine mögliche Komplettübernahme von Deutschlands zweitgrößter Bank gebracht hat.
Unklarheit über Beteiligungsabsichten von Unicredit
“Die Bundesregierung hat vom Bestehen eines Anteils der Unicredit an der Commerzbank erst erfahren, als die Finanzagentur die Auktion bereits unumkehrbar gestartet hatte”, berichtete die FAZ unter Berufung auf Regierungskreise.
Eine Sprecherin der Behörde, die für den Bund die Kapitalmarkttransaktionen getätigt hat, bestätigte am Freitag gegenüber der FAZ diesen Ablauf. “Die Finanzagentur hat gegen 17:30 Uhr das Bookbuilding gestartet. Erst kurz vor Closing hat die Finanzagentur davon Kenntnis erlangt, dass Unicredit bereits eine 4,5-prozentige Aktienbeteiligung an der Commerzbank hält. In einem solchen diskriminierungsfreien Verfahren, wie es eine ABB-Transaktion ist, kann eine solche Information keinen Einfluss auf die Zuteilung haben. Diese erfolgte allein nach wirtschaftlichen Kriterien. Die Unicredit hat bekanntermaßen das mit Abstand höchste Gebot abgegeben.”
Zweifelhaftes Geschick beim Umgang mit Fristen
Laut FAZ soll Unicredit Fristen gemäß dem Wertpapierhandelsgesetz so genutzt haben, dass die Bundesregierung bis zuletzt im Unklaren blieb über die Absichten der Bank. Das Gesetz sieht vor, dass jemand, der Stimmrechtsanteile einer natürlichen oder juristischen Person aus Deutschland überschreitet oder unterschreitet, dies sowohl dem Emittenten als auch der Finanzaufsicht unverzüglich mitteilen muss. Unverzüglich bedeutet jedoch: spätestens innerhalb von vier Handelstagen. Der italienische Geldinstitut hätte also die erste Schwelle bei drei Prozent bereits Ende der vergangenen Woche überschreiten können, ohne bis Dienstag eine Meldung abgeben zu müssen.
Uneinigkeit über Informationsstand der Bundesregierung
Die Unicredit-Vorstandschef Andrea Orcel behauptete am Donnerstag, die Bundesregierung hätte vor dem Kauf von Unicredit über die bereits erworbenen Anteile Bescheid gewusst. Dass der Verkaufsprozess allerdings – wie von der Regierung dargestellt – bereits begonnen hatte, hat er laut der Zeitung nicht bestätigt.
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