Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben 1.674 ukrainische Ärzte einen Antrag auf Approbation in Deutschland gestellt, wie eine Umfrage der „Welt am Sonntag“ ergab. Doch nur 187 Anträge wurden bisher bewilligt, während der Großteil der Anträge – 1.402 – noch in Bearbeitung sind.
Bürokratische Hürden und lange Wartezeiten
Die Anträge kommen laut „Welt am Sonntag“ aus 14 Bundesländern, wobei Bremen und Hessen nur unvollständige Daten lieferten. Die Wartezeiten für die Anerkennung als Mediziner aus Ländern außerhalb der EU betragen typischerweise zwischen 15 Monaten und drei Jahren. Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, kritisierte die Situation scharf und nannte die Bilanz „verheerend“. Seiner Meinung nach hemmt „das Ausmaß der Bürokratie (…) auch dringende Prozesse wie die Anerkennung von Ärztinnen und Ärzten“.
Notwendigkeit einer Entbürokratisierungsoffensive
Gaß fordert dringend eine Entbürokratisierung. „Fachkräfte im Bürgergeld-Bezug zu belassen, statt sie dort einzusetzen, wo sie dringend gebraucht werden und auch arbeiten wollen, können wir uns schlicht nicht mehr leisten“, sagte Gaß. Er betonte, dass eine „echte Entbürokratisierungsoffensive“ nötig ist, bevor alles zum Stillstand komme.
Probleme bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen
Die Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna, zeigte auf, dass Ärzte aus Drittstaaten sich zunehmend für andere europäische Länder entscheiden, weil die Anerkennungsprozesse in Deutschland frustrierend sind. „Schuld an der Misere sind vor allem bürokratische Hürden und personell ausgezehrte Landesbehörden“, sagte sie.
Kritik an geltenden Regeln
Michael Kretschmer, Sachsens Ministerpräsident (CDU), kritisierte die bestehenden Regeln. „Die Tatsache, dass in Deutschland nicht mal 30 Prozent der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine einer Arbeit nachgehen, also prozentual viel weniger als in den meisten anderen europäischen Ländern, zeigt, dass unsere Regeln falsch sind“, sagte er.
Ruf nach Änderungen
Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) appellierte an seinen Parteikollegen und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, die Approbationsordnung zu ändern. „Wir können es uns einfach nicht leisten, Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland bürokratische Steine in den Weg zu legen“, sagte Philippi. Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Janosch Dahmen, machte die Bundesländer für die „dysfunktionalen, viel zu umständlichen und sehr bürokratischen“ Anerkennungsverfahren verantwortlich.
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