Wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, gäbe es keinen Videobeweis? Er bewahrte den VfL in einer bis dahin rassigen Partie, die in der zweiten Hälfte zusehends verflachte, vor einem Rückstand. Das zweite 0:0 innerhalb einer Woche kann einen aber nicht so zufriedenstellen wie das torlose Unentschieden in Hannover.
Vor dem Spiel:
Auf dem Weg zum Stadion traf ich dieses Mal zwar nicht den Dosensammler an, dafür aber meine Obermieterin Enne mit Anhang und ihren Vater K. P., einhelliger Tipp, der VfL werde gewinnen, weil er einfach dran sei. Ich liebe klare Ansagen.
VfL-Keeper Philipp Kühn hatte es nach dem großartigen Spiel in Hannover verdientermaßen in die Kicker-Elf des Tages geschafft. Beim heutigen Gegner aus Fürth standen nach dem 2:0 Sieg gegen Dynamo Dresden mit Keita-Ruel, Caligiuri und Mavraj gleich drei Spieler in der Elf des Tages und so wunderte es nicht, dass Fürth mit derselben Mannschaft vom vergangenen Spieltag auflief. Für den verletzten Friesenbichler und den auf der Reservebank sitzenden Agu waren beim VfL Taffertshofer und Álvarez in die Startelf gekommen.
Dass der VfL vor diesem Spiel die beste Abwehr und den erfolglosesten Sturm hatte, ließ sowohl hoffen, als auch zweifeln und wurde am Ende der Partie eindrucksvoll bestätigt: Ein einziges Mal konnte der VfL in den letzten sechs Spielen nur einnetzen.
Das Stadion war mit 13.386 Zuschauern gut gefüllt, einziges Manko: Nur etwa 150 Fürther-Fans hatten sich auf den weiten Weg nach Osnabrück gemacht, immerhin schwenkten sie eifrig während der VfL-Hymne ihre grün-weißen Kleeblattfahnen.
Fürth zunächst das aktivere Team
Fürth übernahm gleich zu Beginn die Initiative. Ein gekonnter Fallrückzieher (3.) von Green auf das Osnabrücker Tor ging zum Glück für den VfL links daneben. Dann ein gefährlicher Konter (6.): Wolze bleibt Sieger gegen Meyerhöfer, spielt Heider an, der quer vor das Fürther Tor passt. Álvarez kann den ungenau gespielten Ball nicht mehr erreichen. Eine vertane Chance.
Fürth blieb die spielbestimmende Mannschaft und hätte durch Hrgota nach Anspiel von Green fast den Führungstreffer erzielt (13.), aber Kühn reagierte wieder einmal großartig. Bei aller optischen Überlegenheit der starken Fürther kam auch der VfL zu seinen Chancen. So hätte der von Wolze toll in Szene gesetzte Ouahim fast das 1:0 erzielt, bekam das Leder aber nicht richtig unter Kontrolle und der Ball ging knapp am linken Pfosten vorbei ins Toraus.
Der VfL kam immer besser ins Spiel
Eine durch Wolze eingeleitete Chance (19.) riss das Publikum von den Stühlen und läutete die stärkste Phase des VfL ein. Insbesondere Heider (25. & 2x 27.) setzte sich immer wieder prima in Szene, aber ihm scheint das Pech an den Schuhen zu kleben, denn viel falsch machte er eigentlich nicht, er traf nur nie das Tor.
In der 31. Minute flankte Álvarez scharf in den 16er und Heider verpasste wieder einmal um Haaresbreite. Wenig später (37.) verfehlte Álvarez eine Flanke von Heider. Zwischendurch gab es Gelb für Ouahim (32.) und für Caligiuri (36.).
In der 42. Minute wird ein klares Foul an van Aken nicht geahndet und Fürth, das die letzten zwanzig Minuten praktisch nicht mehr stattfand, kam wie aus dem Nichts zum 0:1, das allerdings hervorragend über mehrere Stationen herausgearbeitet worden war. Der Videobeweis bestätigte kurz darauf die Empörung des Verfassers und das Tor wurde annulliert.
Halbzeitfazit:
Der SpVgg Greuther Fürth gehörten die ersten Minuten des Spiels und hätte in Führung gehen können. Der VfL übernahm Mitte der ersten Halbzeit aber komplett das Kommando und erarbeitete sich ein klares Übergewicht an Chancen. Dank des Videoassistenten blieb es zwar beim 0:0, eine Führung des VfL wäre aber gerechter gewesen.
Halbzeitgedanken:Sieht man von dem Erstliga-Ausrutscher 2012/13 ab, so gehört die SpVgg Greuther Fürth seit 1997 ununterbrochen der 2. Bundesliga an. Abwegige Halbzeitgedanken:Von den 51 Sitzen im Fürther Stadtrat fallen im Wesentlichen 27 an die SPD, 12 an die CSU und 6 an die Grünen, also ein völlig normales Ergebnis für Bremen, wenn Fürth nicht in Bayern läge. Der gebürtige Fürther Ludwig Erhard (CDU) wird auch heute noch gern als Vater des „deutschen Wirtschaftswunders“ und der „sozialen Marktwirtschaft“ bezeichnet. Dem kann man nur beipflichten, denn Erhard hat dem damals dreizehnjährigen Autor dieser Zeilen 1965 in Bad Wiessee am Tegernsee ein Eis ausgegeben, weil dieser ihm die Tür des Mercedes 600 aufgehalten hatte, die zuzufallen drohte. |
Beide Mannschaften gingen unverändert in die zweite Halbzeit
Beide Mannschaften begannen die zweite Hälfte unverändert, der VfL spielte nun auf die Ostkurve zu. Die ersten Minuten verliefen ruhig. Dann Hektik und Freistoß (52.) für den VfL. Den Ball setzt Álvarez aus 25 Metern links neben das Tor.
Viel passierte zunächst nicht und das Spiel verflachte ein wenig. Immerhin erhielt van Aken Gelb (59.) und brachte so etwas mehr Farbe ins Spiel.
Das Beste in der zweiten Halbzeit kam zunächst von den Ultras
In der Ostkurve wurden die drei Banner ausgerollt:
„DIE GRÜNE WIESE GEHÖRT INS STADION,
KEIN STADION GEHÖRT AUF DIE WIESE,
STANDORT BREMER BRÜCKE ERHALTEN!“
Recht haben sie.
Das Publikum schickte einen Weckruf ans Team und das reagierte prompt. Einen Kopfball von Gugganig nach einer Ecke (64.) kann Burchert parieren. Für Ernst kam bei Fürth Mohr ins Spiel (66.), beim VfL Schmidt für van Aken (70.). Eine gelbe Karte (85.) für den eingewechselten Schmidt und weitere Wechsel machten das Spiel auch nicht attraktiver.
Dann in der 90. Minute fast doch noch der Goldene Schuss durch Henning. Heider spielt ihn an, Henning schießt jedoch viel zu schwach und vergibt die größte Torchance der zweiten Halbzeit.
Fazit:
Es passierte einfach in der zweiten Halbzeit zu wenig und das 0:0 wurde letztendlich beiden Mannschaften gerecht.
Das Angriffsspiel des VfL bot wenig Grund zur Freude, ständig blieb der Ball irgendwo hängen und die Laufwege der Mitspieler schienen nicht ausreichend abgestimmt zu sein. Das Passspiel ist generell stark verbesserungswürdig.
Dass der VfL die beste Abwehr und den erfolglosesten Sturm der Liga hat, wurde leider eindrucksvoll bewiesen. Dennoch steht der VfL auch nach elf Spieltagen auf keinem Abstiegsplatz und das allein ist es, was zählt.
Bereits am kommenden Freitag, den 01.11., geht es nach Regensburg, am Samstag, den 09.11., kommt dann der VfB Stuttgart.
Zuschauer: 13.386, davon 150 aus Fürth
Tore: Fehlanzeige
VfL Osnabrück: Kühn – Heyer, Gugganig, van Aken (70. Schmidt) – Ajdini, Taffertshofer, Blacha, Wolze – Ouahim (85. Henning), Álvarez (79. Girth) – Heider
Trainer: Daniel Thioune
SpVgg Greuther Fürth: Burchert – Meyerhöfer, Caligiuri, Mavraj, Wittek – Green, Seguin, Ernst (66. Mohr) – Hrgota, Nielsen, Keita-Ruel (79. Redondo)
Trainer: Stefan Leitl
Schiedsrichter: Sven Waschitzki (Essen)
Gelbe Karten: van Aken, Blacha, Ouahim, Schmidt – Caligiuri, Mohr, Green
Statistik: Von nun insgesamt 15 Zweitligaspielen gewann der VfL vier, acht Fürth und drei Partien endeten unentschieden. Zum letzten Mal hatte der VfL am 15.03.2009 gegen Fürth gewonnen, und das gleich 5:1 unter Trainer Pele Wollitz.