Bischof Franz-Josef Bode äußert sich zu Studienergebnissen der Universität Osnabrück. / Foto: Dieter Reinhard
Am Dienstag (20. September) stellte die Universität Osnabrück den Zwischenbericht zur Studie zur sexualisierten Gewalt im Bistum Osnabrück seit 1945 vor. In einer Pressekonferenz äußerte sich am Donnerstag (22. September) nun auch Bischof Franz-Josef Bode, dem unter anderem Sorgfaltspflichtverletzungen nachgewiesen werden konnten.
Bode ist anzusehen, dass er sich in seiner Haut alles andere als wohlfühlt. Zurücktreten will er allerdings nicht. Er habe intensiv abgewogen, ob er nach diesen Ergebnissen noch im Amt bleiben kann. Bereits am Dienstagabend war er sich sicher, dem Papst nicht seinen Rücktritt anzubieten. „Ich habe mich entschieden, in meiner verbleibenden Amtszeit mit aller Kraft den Aufgaben und Pflichten nachzugehen, die schon der Zwischenbericht aufzeigt, und mich auch den Ergebnissen des Abschlussberichts zu stellen. An dieser Zusage will ich mich messen lassen“, begründet Bode seine Entscheidung.
Der Zwischenbericht erschüttere ihn, denn er habe geglaubt, „dass wir im Bistum Osnabrück schon weiter sind“ – insbesondere im Hinblick auf Betroffene. Im Zwischenbericht seien erhebliche Defizite und schwerwiegende Fehler dokumentiert, die zu einem großen Teil auch in seiner Amtszeit gemacht worden seien. „Dafür trage ich die Verantwortung. Ich selbst habe in einigen Fällen fahrlässig gehandelt“, bestätigt Bischof Bode die von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern identifizierten Sorgfaltspflichtverletzungen. „Das war vielleicht meiner Leichtgläubigkeit oder meiner Zögerlichkeit geschuldet. Aber es geschah niemals in der Absicht, vorsätzlich zu vertuschen oder Recht zu beugen.“ Er bat all diejenigen um Vergebung, denen aufgrund seiner Fehler und Versäumnisse noch größeres Leid angetan wurde.
Stellen sollen überwiegend extern besetzt werden
„Eine sehr wichtige Erkenntnis aus dem Zwischenbericht ist: Ich und wir können aus eigener Kraft die Aufgaben, die anstehen, intern nicht bewältigen“, macht Bode klar. Zugleich weise der Zwischenbericht darauf hin, dass der vor drei Jahren begonnene Schutzprozess der richtige Weg sei, um den Umgang des Bistums mit sexualisierter Gewalt und auch geistlichem Missbrauch zu verbessern. Wesentliches Instrument der Kontrolle und Steuerung sei die überwiegend extern besetzte Monitoring-Gruppe. Diese will Bode als ersten Schritt verstärken. Zudem soll ein unabhängiger Beauftragter den ordnungsgemäßen Ablauf in jedem einzelnen Verdachts- oder Missbrauchsfall gewährleisten. Weisungsberechtigt ist lediglich die Monitoring-Gruppe und niemand aus der Bistumsleitung. Diese Stelle sei bereits ausgeschrieben.
Darüber hinaus soll eine Ombudsstelle für Betroffene eingerichtet werden, die juristische, therapeutische, beratende und geistliche Hilfe vermittelt. Sie soll außerdem Verfügungsgewalt über den Fonds zur Finanzierung von Therapiekosten erhalten, die derzeit noch in der Bistumsverwaltung liegt. Weiterhin wolle er Defizite durch ein verbessertes Controlling des Schutzprozesses beheben. Der Vorsitz der Gruppe, die sich um Täter und Beschuldigte kümmert, soll künftig nicht mehr bei einem Bistumsmitarbeiter, sondern bei einer externen Person liegen. Dass alle Auflagen von Tätern eingehalten werden, wird zudem vom Beauftragten für den Schutzprozess kontrolliert. „Da ich als Bischof die letzte Verantwortung dafür habe, dass all diese Schritte umgesetzt werden, werde ich zukünftig von den strukturell Verantwortlichen quartalsweise Bericht über die laufenden Maßnahmen erhalten“, stellt Bode klar.
Zahlungen für Betroffene erhöhen
Die bisherigen Zahlungen an Betroffene seien viel zu gering. Bode selbst habe bisher gedacht, dass sich die Deutsche Bischofskonferenz an den staatlichen Regelungen orientiere. Er wolle sich alsbald dafür einsetzen, dass dies angeglichen wird.
„Mir ist seit längerem sehr deutlich geworden, dass bei mir als Bischof die Verbindung der Rollen eines Seelsorgers und gleichzeitig eines Personalverantwortlichen sehr problematisch ist“, gesteht Bode. „Darum möchte ich diese Doppelrolle auch für mich in meinem Bischofsamt so weit wie möglich auflösen.“ Er nehme Informationen über einen Verdacht oder gar konkrete Hinweise zu einer Missbrauchstat „ausdrücklich als Personalverantwortlicher entgegen“. Die Seelsorge soll dann eine andere Personen übernehmen. „Als Bischof möchte ich mich stärker als bisher von Gremien überprüfen und kontrollieren lassen.“
Vorerst keine Entlassungen im Bistum
Der Zwischenbericht attestierte dem Bistum außerdem eine mangelhafte Aktenführung in der Personalverwaltung. Die eingeforderte vorschriftsgemäße Aktenführung sei seit Januar 2022 in der Umsetzung. Gemeinsam wolle Bode mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern daran arbeiten. Er habe Vertrauen, dass er mit ihnen Korrekturen schafft. Vorerst wolle er deshalb niemanden entlassen.
Die komplette Pressekonferenz gibt es im Stream zum Nachschauen.