Was als Hybridsemester 2020/2021 begann, wurde mittlerweile zu einem nahezu vollständig digitalen Semester an der Universität und Hochschule Osnabrück. Studierende lernen von zu Hause aus, besuchen hier Seminare und Vorlesungen.
In wenigen Tagen beginnt die Klausurenphase an der Hochschule Osnabrück. Seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 werden Studierende über Rundmails zum aktuellen Stand der Lehre während der Pandemie aufgeklärt. Bereits im Dezember 2020 schrieb das Präsidium der Hochschule Osnabrück, dass Präsenzklausuren unter der strikten Beachtung der Hygienebestimmungen nach Absprache stattfinden können. Anfang Januar betont das Präsidium, dass Präsenzprüfungen wichtig seien, um für Planbarkeit und Verlässlichkeit zu sorgen. Die Möglichkeit einer alternativen Online-Klausur wird für die Studierenden ermöglicht, die sich in Quarantäne befinden, zur Risikogruppe gehören, in einem Haushalt mit Risikopatienten wohnen oder in einem Gebiet leben, in dem die 7-Tage-Inzidenz über 200 steigt.
Hotelübernachtung für Präsenzklausur
Doch was ist mit den Studierenden, die für die Zeit der digitalen Lehrveranstaltungen wieder zurück in ihre Heimat gezogen sind und sich jetzt teilweise mehrere 100 Kilometer von Osnabrück entfernt befinden? “Studierenden, die von sehr weit entfernten Heimatorten anreisen, empfehlen wir, eine Hotelübernachtung in Erwägung zu ziehen. Sie alle haben über das Hochschulportal im Self-Service vorsorglich eine Bescheinigung zur Verfügung gestellt bekommen […]. Das Dokument kann auch genutzt werden, um gegenüber Hotels einen triftigen Grund für Übernachtungen geltend zu machen”, steht in der aktuellen Info-Mail der Hochschule Osnabrück vom 15. Januar 2021. Als Mittel zur Anreise wird der Individualverkehr via Fahrrad oder Auto empfohlen. Einige Studierende der Hochschule Osnabrück empfinden diesen Vorschlag als “Unverschämtheit”.
Studierende haben Bedenken
Im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet ein Student, der anonym bleiben will: “Es scheint so, als wollte die Hochschule Osnabrück auf Biegen und Brechen versuchen, Präsenzklausuren durchzubringen – dabei sollen Infektionsketten doch unterbrochen werden! Man will das Virus ja nicht mit nach Hause bringen, nachdem man mit mehreren dutzend Personen für mehr als eine Stunde in einem Raum gesessen hat.” Ein weiterer Student wendet sich per E-Mail an die Redaktion: “Wir Studenten und Studentinnen haben uns zusammengeschlossen und finden die Vorschläge der Hochschule sehr dreist, im Gegensatz zu den anderen Universitäten. Denn viele andere Universitäten und Hochschulen bieten online Klausuren an, um das Infektiongeschehen gering zu halten. Doch es scheint so, dass die Hochschule Osnabrück partout nicht einsehen möchte Online-Klausuren zu stellen.”
Studienzeit soll nicht erzwungen verlängert werden
Ralf Garten, Pressesprecher der Hochschule Osnabrück, hat auf diese Anschuldigungen eine klare Antwort: “Wir haben 30.000 Prüfungen und Klausuren, die abgehalten werden müssen – nicht für jedes Fach und jeden Fachbereich bieten sich Onlineklausuren an. Letztendlich entscheidet der Lehrende, wie die Prüfung stattfindet. Uns ist bewusst, dass es für einige schwieriger wird, vor allem für die, die ihre Wohnung oder WG in Osnabrück gekündigt haben und in die Heimat gezogen sind. Aber unser Ansatz ist es, den Studierenden zu ermöglichen, Prüfungen zu schreiben und damit ihre Bildungsdauer nicht nochmal um zwei oder drei Semester zu verlängern.” Zu diesem Vorgehen erhalte die Hochschule Osnabrück grundsätzlich viele positive Reaktionen; denn auch Semestergebühren müssen gezahlt werden. Es werden wöchentliche Treffen mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) abgehalten, in denen Zuspruch für das Verfahren der Hochschule Osnabrück geäußert wurde.
Hochschule setzt auf strenges Hygienekonzept
Das Hygienekonzept der Hochschule Osnabrück für Präsenzklausuren wurde eng mit dem Gesundheitsamt abgestimmt. Für die Prüfungen stehen große Räume zur Verfügung, die sowohl von der Hochschule Osnabrück als auch von Event-Locations, wie etwa dem Alando Palais gestellt werden. Die Klausurtermine wurden zeitlich gestreckt und auch die größeren Klausuren finden zeitlich versetzt statt. Die Räumlichkeiten sind mit Luftüngsmöglichkeiten ausgestattet und ein Abstand von 3,5 Metern zwischen den Studierenden kann sichergestellt werden. Während der gesamten Prüfung besteht Maskenpflicht, wobei das Tragen einer FFP-2-Maske empfohlen wird. Durch diese zusätzliche Belastung wird die Bearbeitungszeit pro Klausurstunde um zehn Minuten verlängert. Um den ÖPNV nicht zu überlasten, steht die Hochschule Osnabrück derzeit in engem Kontakt mit den Stadtwerken Osnabrück, um beispielsweise zusätzliche Busse einzusetzen.