Die Bevölkerung im Erwerbsalter wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten, trotz Zuwanderung, insbesondere in Ostdeutschland abnehmen, sagt das Statistische Bundesamt. Die künftige Entwicklung hängt maßgeblich von der Ausprägung der Zuwanderung ab.
Rückgang der Erwerbsbevölkerung in Ostdeutschland
Laut dem Statistischen Bundesamt wird in den nächsten 20 Jahren die Anzahl der Menschen im Erwerbsalter in Ostdeutschland um mindestens 560.000 (minus acht Prozent) bis 1,2 Millionen Menschen (-16 Prozent) zurückgehen. Bis 2070 könnte dieser Rückgang sogar auf mindestens 830.000 Menschen und maximal 2,1 Millionen Personen in dieser Altersgruppe ansteigen.
Entwicklung in Westdeutschland und Berlin
Im Gegensatz dazu könnte in Westdeutschland die Zahl der Menschen im Erwerbsalter bei hoher Zuwanderung bis 2043 nur um 680.000 Personen (-2 Prozent) sinken. Bei geringer Zuwanderung jedoch um 4,7 Millionen Menschen (-11 Prozent) abnehmen. In Berlin ist bei hoher Zuwanderung in den nächsten 20 Jahren eine Zunahme um bis zu 14 Prozent bei den 18- bis 64-Jährigen erwartbar.
Ursachen für die unterschiedlichen Entwicklungen
Die unterschiedliche Entwicklung erklärt Bettina Sommer, Expertin für Bevölkerungsentwicklung beim Statistischen Bundesamt, mit den regionalen Unterschieden in der Altersstruktur. Die gegenwärtige Altersstruktur in Ostdeutschland sei „durch den Geburteneinbruch nach der Deutschen Vereinigung und die verhältnismäßig starke Abwanderung der letzten Jahrzehnte geprägt“. Selbst bei hoher Zuwanderung könnten die damit verbundenen Verluste im Hinblick auf die künftige Entwicklung der Bevölkerung im Erwerbsalter nicht kompensiert werden.
Abwanderung und Zuwanderung
Seit 2017 ziehen mehr Menschen von Westdeutschland in die ostdeutschen Länder als umgekehrt, wobei die Zuwanderung aus dem Ausland den Bevölkerungsverlust im Westen kompensiert. Jedoch erfolgt diese Zuwanderung nach wie vor größtenteils in die westdeutschen Länder. Die Bevölkerung in Ostdeutschland ist von 1991 bis 2022 durch Zuwanderung aus dem Ausland um etwa 1,2 Millionen Menschen gewachsen, während die Nettozuwanderung in die westdeutschen Länder etwa acht Mal so groß war.
Demografische Entwicklung
Die demographische Entwicklung zeigt eine schnellere Alterung in Ostdeutschland, was eine Ursache für den Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter ist. Zwischen 2017 und 2022 reduzierte sich die Anzahl der 18- bis 64-Jährigen in den ostdeutschen Ländern um drei Prozent, während die Zahl der über 65-Jährigen um nahezu sechs Prozent zunahm. In der gleichen Zeit blieb die Zahl der Menschen im Erwerbsalter in Westdeutschland nahezu gleich. Das Durchschnittsalter in Ostdeutschland betrug 2022 47,2 Jahre, verglichen mit 44,2 Jahren in den westdeutschen Bundesländern und 42,4 Jahren in Berlin.