Damit Integration in Deutschland gelingt, müssen Einwanderer die deutsche Sprache lernen. Dieser Aufgabe widmen sich seit nunmehr zehn Jahren die Sprachkurse in der Osnabrücker Stadtbibliothek. An Motivation mangelt es den Teilnehmenden nicht, wie ein Besuch unserer Redaktion in dem Kurs zeigt.
Nationen aus aller Welt an einem Tisch
Sie kommen aus der Ukraine, Kolumbien, Mexiko, der Türkei, Syrien und Ecuador: Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Deutschkurses, der jede Woche in der Stadtbibliothek Osnabrück stattfindet. Unter der Leitung von Sylvia Höcker und Karl-Erich Henrici üben Zugezogene, die in Deutschland Arbeit finden möchten, die deutsche Sprache in ganz alltäglichen Situationen. Der Kurs am Freitagnachmittag, bei dem Teilnehmende mit dem B1-Niveau bereits einige Sätze von sich geben können, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Zwischen Montag und Freitag finden im Sprachenbereich insgesamt acht Kurse statt, die Deutschlernende jeden Niveaus abholen sollen. Der Name der Kurse ist zugleich auch das Programm: Es geht um das „Ins-Sprechen-Kommen“, heißt es auf einem Flyer. Um möglichst vielen die Chance zu geben, Deutsch zu lernen, braucht es weder Gebühren noch eine Anmeldung, denn die ehrenamtlich geleiteten Lerneinheiten sind kostenlos und nehmen alle auf, die sich der Runde anschließen möchten.
Das Deutschlernen ist jedoch nicht der einzige Grund, weshalb Menschen gern in den Sprachbereich der Bibliothek gehen. Das Zusammenkommen am langen Tisch bietet dem manchmal kontaktarmen Alltag von Zugezogenen eine Möglichkeit, durch die Gespräche neue Freunde zu finden und Kontakte zu knüpfen. In Gesprächen mit Teilnehmenden sagen viele, dass sie auch vorbeikommen, um ihre Freunde zu treffen.
Ein Thema ist der Dauerbrenner im Kurs
Sehr emotional wird die Diskussion zum Thema Fachkräftemangel. Alle Anwesenden des Kurses eint, dass sie Arbeit suchen. Eine einfache Rechnung wäre, sich für die Jobs zu qualifizieren, in denen hier in Deutschland Arbeitskräfte dringend gesucht werden. Die teils mit Uni-Abschluss gebildeten Einwanderer wissen um diese Chance. Die Rechnung ginge aber nicht auf, erklären uns die Teilnehmenden: Probleme mit der Anrechnung von Jobqualifikationen und fehlende Deutschkenntnisse seien die häufigsten Gründe, weshalb es bei der Jobsuche nicht klappt. Aus diesem Grund fehlt vielen das Verständnis für das Problem Fachkräftemangel. „Wo ist dieser Fachkräftemangel?“ So wundert sich ein Kursteilnehmer, der mit C1-Niveau über fließende Deutschkenntnisse verfügt, bei der Arbeitssuche aber bislang nur Absagen bekam. Es sei ein „Trauerspiel, dass diese gebildeten Menschen keinen Job finden“, findet Kursleiterin Sylvia Höcker.
